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175 Jahre IHK

Verantwortung als Gestaltungsauftrag

IHK_175Jahre_Festakt_A1779 © Kurt Fuchs

Feierten 175 Jahre Handelskammer: IHK-Präsident Dirk von Vopelius, Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Prof. Dr. Clemens Fuest (Präsident Ifo-Institut), Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch (v. r.).

Der IHK-Jahresempfang mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder im Germanischen Nationalmuseum bildete den Auftakt zum Jubiläumsjahr.

Am 7. April 1843 genehmigte König Ludwig I. von Bayern in Nürnberg sowie in fünf weiteren bayerischen Städten die Gründung einer Handelskammer. Damit gilt Nürnberg als eine der Geburtsstätten des flächendeckenden Kammerwesens in Deutschland. Am 9. April – fast auf den Tag genau 175 Jahre nach dem königlichen Erlass – feierte die IHK Nürnberg für Mittelfranken das Jubiläum im Aufseß-Saal des Germanischen Nationalmuseums.

Dieser IHK-Jahresempfang, der begleitet wurde von einer Ausstellung zur IHK-Geschichte und Führungen im Museum, bildete den offiziellen Auftakt des Jubiläumsjahres. Festredner waren Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Prof. Dr. Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München. Eingeladen zu der Veranstaltung waren Unternehmer und Führungskräfte, die sich ehrenamtlich in der Vollversammlung, den 13 regionalen IHK-Gremien sowie den Fachausschüssen der IHK engagieren. IHK-Präsident Dirk von Vopelius begrüßte die rund 600 Gäste, darunter Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly sowie zahlreiche Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder gratulierte der IHK zum Jubiläum und erklärte, dort werde „großartige Arbeit vollbracht“. Als junger Politiker sei er der IHK und der Pflichtmitgliedschaft skeptisch gegenüber gestanden, dies habe sich jedoch durch seine langjährige Zusammenarbeit mit den bayerischen IHKs grundlegend geändert: „Ich bin heute mehr überzeugt von der IHK denn je.“ Die IHKs in Bayern seien „vorbildhaft und einzigartig“, sagte der Ministerpräsident und hob dabei deren Aktivitäten in den Bereichen berufliche Bildung, Innovationsförderung und Ehrbarer Kaufmann hervor. Gerade die IHK Nürnberg für Mittelfranken habe sich als Motor für die Strukturpolitik und für Forschung und Entwicklung erwiesen. „Volle Rückendeckung für die IHK von der Staatsregierung!“, so Söder.

In seiner Rede ging der Ministerpräsident auch auf aktuelle wirtschaftspolitische Fragen ein: Zwar seien die konjunkturellen Kennzahlen in Deutschland und im Freistaat derzeit hervorragend, es seien aber weiter große Anstrengungen erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen für die Zukunft zu sichern. Der Koalitionsvertrag sei dafür eine gute Basis, allerdings hätte er sich dort ein noch stärkeres Bekenntnis zum Mittelstand gewünscht. Als vordringliche Aufgaben der Bundes- und der Landespolitik nannte er u. a. Forschungsförderung, Digitalisierung, Wohnungsbau und Begrenzung der Bürokratie. Steuererhöhungen erteilte er gemäß dem Prinzip „Leistung muss sich lohnen“ ebenso eine Absage wie einer Verbotspolitik, die auf die Bevormundung der Bürger hinauslaufe (etwa bei der Diskussion um Fahrverbote oder die Abschaffung des Bargelds).

Optimistische Töne schlug Ifo-Präsident Prof. Dr. Clemens Fuest beim IHK-Jahresempfang an: Sein Institut rechne trotz der weltpolitischen Risiken mit einer Fortsetzung der guten Konjunktur und prognostiziere für 2018 ein Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts von 2,6 Prozent. Mit Sorge sehe er die protektionistischen Tendenzen weltweit und vor allem den Handelsstreit zwischen den USA und China, der bei einer weiteren Eskalation auch die Europäer schwer treffen würde. Der Wissenschaftler sprach sich in dieser Situation entschieden dagegen aus, separate „Deals“ mit US-Präsident Donald Trump zu schließen, weil dies die langjährige internationale Handelsarchitektur zerstören würde. Fuest kratzte in diesem Zusammenhang an dem Mythos, die EU sei ein Musterknabe des Freihandels: Richtig sei vielmehr, dass die EU die Importe von mehr Produkten besteuere, als dies bei den USA der Fall sei. Die Europäer hätten also beim Zollabbau Luft nach oben und sollten sich um eine Angleichung bemühen. Dringenden Handlungsbedarf sieht Fuest in Deutschland auch bei der Unternehmensbesteuerung: Sie sei unter den Industrienationen die vierthöchste. Die drei Erstplatzierten USA, Frankreich und Belgien hätten durchgreifende Steuerreformen eingeleitet, sodass Deutschland bald an der Spitze liegen könnte – mit allen Konsequenzen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

IHK-Markenkern

IHK-Präsident Dirk von Vopelius schlug beim Jahresempfang einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft: „Der IHK-Markenkern ‚Unternehmertum und Verantwortung‘, der bereits dem Wirken des Handelsvorstands 1560 zugrunde liegt, hat sich als Erfolgsgeschichte erwiesen und begründet den Gestaltungsauftrag für die Zukunft.“ Die Historie sei ein wertvolles Erbe, gleichwohl richte er den Fokus nach vorne. Deshalb stünden auch die Diskussionsveranstaltungen, die im Jubiläumsjahr in den regionalen IHK-Gremien in Mittelfranken folgen werden, unter dem Motto „Reden über Verantwortung“.

Eine besondere Rolle spiele dabei das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns, das für die IHK als unabhängige selbstverwaltete Institution der mittelfränkischen Wirtschaft Tradition und Verpflichtung zugleich bedeute. Der Ehrbare Kaufmann – und die darauf aufbauenden CSR-Aktivitäten – gehört zu den Exzellenzthemen der IHK Nürnberg für Mittelfranken, die deshalb Mitglied des Global Compact der Vereinten Nationen ist, der weltweit wichtigsten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2018, Seite 58

 
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