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International

Handel verbindet

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Die IHK Nürnberg leistet nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft.

Wie aus Tod, Schutt und Asche gemeinsam etwas Neues aufbauen? Wie zerschnittene Bande wieder zusammenknüpfen? Nach dem Zweiten Weltkrieg scheinen diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich aussichtslos. Die IHK Nürnberg tritt trotzdem zuversichtlich in den Dialog mit dem einstigen Kriegsgegner. Ziel ist es, wieder wirtschaftlich miteinander zu kooperieren, Völkerverständigung inklusive.

Die deutsch-französische Geschichte zeigt, wie aus Feindschaft Freundschaft entstehen kann. Heute stehen sich die beiden Länder nicht nur politisch nahe, auch in den Bereichen Bildung und Kultur wird viel dafür getan, dass die in den Nachkriegsjahren gewachsene Partnerschaft auf Augenhöhe stabil bleibt. Auf wirtschaftlicher Ebene läuft es genauso formidabel: 73 Jahre nach Kriegsende ist man wirtschaftlich bestens vernetzt. Schon der Élysée-Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, den Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle am 22. Januar 1963 unterzeichnen, hält als symbolische Besiegelung der Aussöhnung fest: Es solle eine echte Freundschaft zwischen den beiden Völkern, vor allem zwischen der Jugend entstehen und ein „Vereinigtes Europa“ gefördert werden. Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW), der Verbund Deutsch-Französische Hochschule und später auch der Fernsehsender Arte sind Ausdruck dieses Freundschaftsversprechens. 1949 sieht Beziehungspflege noch etwas anders aus: Man nähert sich schrittweise wieder an angesichts der gemeinsamen Notwendigkeit, Waren zu exportieren und zu importieren. Auch die mittelfränkische Wirtschaft hatte seit jeher einen wesentlichen Anteil am Außenhandel mit Frankreich und großes Interesse an einer Wiederaufnahme. Noch bis ins Jahr 1937 verlassen Metallbearbeitungsmaschinen, Kinderspielzeug, Schreibmaschinen, Bleistifte, aber auch Hopfen in großen Mengen die Region Nürnberg gen Frankreich.

Initialzündung für ein erstes Handelsabkommen ist nach dem Krieg 1948 ein von der Stadt Nürnberg angebahntes Treffen zwischen deutschen und französischen Städtepräsidenten. In einem Schreiben an den Nürnberger Oberbürgermeister Otto Ziebill bekräftigt die Handelskammer am 3. Juni 1949 nochmals ihr Vorhaben, unbedingt wieder französische Waren einführen zu wollen, und unterstreicht auch das steigende Interesse Frankreichs an Wirtschaftsbeziehungen zu Westdeutschland. Vorbedingung sei natürlich ein Wiederkennenlernen des neuen alten Handelspartners. Sogar einen eigenen Arbeitskreis richtet die IHK zur Frankreich-Frage ein.

Es soll noch eine Weile dauern, bis der Handel zwischen der Region Nürnberg und Frankreich wieder reibungslos läuft. Denn die Zahlung in Dollar erschwert zunächst den deutsch-französischen Warenaustausch, als hinderlich erweisen sich auch die Zurückhaltung der Amerikaner bei der Erteilung von Einfuhrgenehmigungen sowie die zögerliche Ausstellung von Einreisegenehmigungen nach Frankreich, auf die fränkische Kaufleute oft monatelang warten müssen. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Normalisierung ist 1955 die Gründung der Deutsch-Französischen Auslandshandelskammer (AHK) in Paris, die heute mit rund 850 Mitgliedsunternehmen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern pflegt und ausbaut. Eng sind auch die Verbindungen der mittelfränkischen Wirtschaft: 950 Unternehmen der Region unterhalten Kontakte mit französischen Geschäftspartnern, davon sind 310 dauerhaft in Form von Produktionsstätten, Niederlassungen, Vertretungen oder Joint-Ventures im Nachbarland engagiert.

Hilfestellungen im Ausland

Die zunehmende Vernetzung der europäischen und globalen Wirtschaftsbeziehungen erfordert auch heute fundierte Kenntnisse in Sachen Außenwirtschaft und Exportmanagement – und dies selbstverständlich nicht nur im Frankreich-Geschäft. Der IHK-Geschäftsbereich „International“ versorgt die mittelfränkischen Unternehmen mit nützlichem Know-how und praktischen Tipps. Er vermittelt internationale Kontakte, berät bei den ersten Schritten auf neue Auslandsmärkte, hält umfangreiche Länderinformationen bereit und informiert über Zollfragen und Bedingungen des Marktzugangs. Ein nützliches Instrument für die außenwirtschaftlichen Aktivitäten kleiner und mittlere Betriebe ist das bayerische Förderprogramm „Go International“, das von der IHK begleitet wird.

Einen regen Austausch pflegt die IHK Nürnberg mit dem Netzwerk der Auslandshandelskammern, die weltweit an 130 Standorten in 90 Ländern Flagge zeigen. Gemeinsam bemüht man sich um die Vermittlung von Geschäftskontakten, organisiert Messeauftritte oder führt Ländersprechtage und Informationsveranstaltungen durch. Die französische AHK oder besser gesagt „La Chambre Franco-Allemande de Commerce et d‘Industrie“ residiert übrigens hier: 18 Rue Balard, Paris.

Alle Beiträge zum 175-jährigen Jubiläum finden Sie unter

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2018, Seite 52

 
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