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Airport Nürnberg

Ready for take-off?

Airport-Nuernberg-IMG_0586 © Airport Nürnberg

Neustart des Flugverkehrs, Hygienekonzept am Airport und wirtschaftliche Perspektiven: WiM-Interview mit Flughafen-Geschäftsführer Dr. Michael Hupe.

Wie geht es weiter am Flughafen in der Corona-
Krise?

Wir sind bereit! Für den Neustart wurden umfangreiche Maßnahmen zum Schutz von Passagieren und Mitarbeitern ergriffen. So wurden an allen wichtigen Kontaktpunkten Plexiglastrennwände installiert, auf dem Fußboden befinden sich Markierungen zur Einhaltung des empfohlenen Mindestabstands. Wir trennen die ankommenden von den abfliegenden Passagieren. Es wurden Verhaltensregeln für die Fluggäste im Einklang mit den neuen Standards für Flughäfen entwickelt, die auf unserer Internet-Seite unter www.airport-nuernberg.de/verhaltensregeln abrufbar sind. Auch für unsere Mitarbeiter wurden entsprechende Anweisungen erarbeitet. Neben dem Gesundheitsschutz bilden die operativen Vorbereitungen für das Wiederhochfahren des regulären Flugbetriebs einen weiteren Schwerpunkt, denn über Wochen waren weite Teile des Terminals stillgelegt.

Wann und in welchem Umfang startet der Flugbetrieb wieder?

Mit der KLM-Verbindung nach Amsterdam hat am 15. Juni die erste Airline den regulären Flugbetrieb wieder aufgenommen. Weitere europäische Metropolen folgen nach und nach, beispielsweise Air France nach Paris und Turkish Airlines nach Istanbul. Die Lufthansa Group plant den Neustart schrittweise noch im Sommer. Wizz Air hat die Wiederaufnahme des Flugbetriebs nach Osteuropa begonnen. Ryanair, Lauda und TUIfly starten im Juli wieder mit Flügen zu beliebten Urlaubszielen in Spanien, Portugal, Italien und Griechenland. Andere Gesellschaften fahren ihren Flugbetrieb ebenfalls nach und nach hoch.

Werden wir in Nürnberg mittel- und langfristig wieder die Zahl der Destinationen erreichen wie vor der Krise?

Eine Normalisierung auf vorherigem Niveau wird es lange Zeit nicht geben. Zum einen sind die unterschiedlichen Regionen weltweit in verschiedenen Stadien der Epidemie, sodass es sich in einigen Ländern noch lange hinziehen wird. Zum anderen gab es in den letzten Wochen weltweit massive wirtschaftliche Einbußen, was sich auf das Kaufverhalten, also auf die Nachfrage, über viele Monate auswirken wird. Zudem werden auch die Messeveranstaltungen erst später im Jahr wieder anfangen, ein wichtiger Faktor für die Auslastung der Flugzeuge. Auch wird Fliegen teurer: Zum einen werden die Abfertigungsprozesse durch die Corona-bedingten Maßnahmen komplexer, also weniger effizient. Zum anderen sehen sich Airlines und Passagiere seit dem 1. April mit der erhöhten nationalen Luftverkehrssteuer konfrontiert, was aufgrund des Shutdowns im Luftverkehr seit März bislang keiner wahrgenommen hat.

Dennoch sind wir zuversichtlich, für die Menschen und die Wirtschaft der Metropolregion Nürnberg bald wieder mit einem attraktiven Reiseangebot aufwarten zu können. Dann wird es darauf ankommen, dass dieses Angebot auch entsprechend mit Präferenz ab Nürnberg nachgefragt und gebucht wird. Unser Optimismus wird durch eine aktuelle Umfrage bestätigt, die wir gemeinsam mit der IHK durchgeführt haben und an der rund 170 Unternehmen teilgenommen haben. So gaben 63 Prozent der befragten Unternehmen an, bis einschließlich September wieder innereuropäisch mit dem Flugzeug reisen zu wollen, bis Jahresende planen dies sogar 73 Prozent. Auch innerdeutsch wollen bis einschließlich September wieder 50 Prozent und bis Jahresende 55 Prozent der befragten Unternehmen fliegen. Die Ergebnisse der Umfrage helfen uns bei unseren Planungen und bei unseren Verhandlungen mit den Airlines sehr weiter.

Wie schätzen Sie die Situation bei den Airlines ein?

Es findet bereits eine Marktkonsolidierung im Airline-Markt statt. Mehrere Airlines mussten schon aufgeben, bislang aber zum Glück keiner unserer Kunden. Wir setzen auf langjährige gute Partnerschaften in unterschiedlichen Segmenten für die Zubringer in die europäischen Drehkreuze, Low Cost- und Touristikverkehre. Wir stehen mit unserem "Aviation Marketing" – wie natürlich auch schon vor Corona – im ständigen Austausch mit den Airlines, die Nürnberg derzeit anfliegen, und mit denen, die potenziell Neukunden werden könnten. Unser Auftrag ist und bleibt, die Metropolregion Nürnberg mit Europa und über die Drehkreuze mit der ganzen Welt zu verbinden, also Konnektivität herzustellen.

Wie steht der Flughafen finanziell da?

Wirtschaftlich zehren wir von den guten Ergebnissen aus den vergangenen Erfolgsjahren und haben unmittelbar zum Krisenbeginn Invest- und Kosteneinsparungsmaßnahmen eingeleitet, um den Geldabfluss zu minimieren. Der Flughafen ist für die Metropolregion ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir diesen Tiefpunkt gut überwinden werden. Das hängt allerdings auch stark vom Wiederaufbau des Angebots und vom künftigen Reiseverhalten ab.

Wie ist Fliegen wieder möglich – mit Abstands- und Hygieneregeln?

Die neuen Schutzregeln werden die Passagierabfertigung zunächst aufwändiger machen. Da die Auslastung unserer Infrastruktur perspektivisch aber geringer ist als in den letzten Jahren, sollte sich dies nicht auf die Abfertigungszeiten auswirken. Wir kümmern uns um ein effizientes und wirksames Konzept, das mit unseren Partnern und Behörden vor Ort abgestimmt ist, um auch weiterhin ein möglichst entspanntes Abheben zu ermöglichen. Zu den Infektionsschutzmaßnahmen zählen die bekannten Hygieneregeln. Die Klimaanlage im Terminal zieht saubere Luft an. Die Reinigungszyklen werden erhöht und Kontaktflächen verstärkt desinfiziert. Auch die Airlines haben ihre Infektionsschutzmaßnahmen weiterentwickelt. Die Belüftungssysteme im Flugzeug gelten im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln als vorbildlich.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2020, Seite 26

 
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