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Spengler & Meyer

Lückenlos die Mücken los

Spengler und Meyer - Muggegittermacher © Diane Mayer

Familiennachfolge geregelt: Dr. Hans Mehringer mit seinem Sohn Christian.

Das Ansbacher Familienunternehmen ist auf Insektenschutzvorrichtungen für Fenster und Türen spezialisiert.

Wer des Fränkischen nicht mächtig ist, wird beim "Spitznamen" der Spengler & Meyer GmbH erst einmal ins Grübeln kommen: Denn die Ansbacher Firma ist auch bekannt als "Die Muggergittermacher". Wenn man aber erfährt, dass das Unternehmen Insektenschutzgitter für Fenster und Türen sowie Abdeckungen für Lichtschächte fertigt, dürfte die Bedeutung dieses besonderen Namens schnell klar werden.

Die Anfänge des Betriebs legten Angelika Meyer und Schreinermeister Andreas Leußer 1990 mit der Leußer und Partner GmbH. Geschäftsführer wurde Meyers Lebensgefährte Klaus Spengler. 1997 wurde die Firma Leutloff Insektenschutzgitter in Baldham bei München übernommen, deren Fertigung ein Jahr später von dort an den Standort Ansbach verlegt wurde. Ende der 90er übergab Klaus Spengler an seinen Sohn Stefan, der Gesellschafter und Geschäftsführer wurde. 2013 stieg er allerdings wieder bei dem zwischenzeitlich in Spengler & Meyer GmbH umbenannten Unternehmen aus. Klaus Spengler machte sich deshalb auf die Suche nach einem Nachfolger.

An diesem Wendepunkt kam Dr. Hans Mehringer ins Spiel: Nach über 20 Jahren als Geschäftsführer des Ansbacher Möbelhauses Pilipp zog es ihn Ende 2013 beruflich erst einmal nach Frankfurt. Ein Gespräch mit Klaus Spengler, den er durch seine unternehmerische Tätigkeit kannte, brachte dann den Stein ins Rollen: Spengler fragte Mehringer, ob er jemanden kenne, der Interesse hat. "Ich habe innerhalb von zwei Stunden entschieden: Ich mache es selbst", sagt Mehringer. Es habe zwei Punkte gegeben, die er für sich selbst abgeklopft habe: Einerseits sollte es wirtschaftlich sein, andererseits wollte er den Kauf komplett finanzieren können. Beides habe gepasst, so der 60-jährige Unternehmer. Er sei im Rückblick sehr dankbar für die Veränderung – auch wenn viele Kollegen in Frankfurt abgeraten hätten. Nun leitet er seit Anfang April 2015 das Unternehmen, das er ein Jahr vorher gekauft hatte.

Fünf Punkte hatte sich Hans Mehringer als Ziele für seine ersten Jahre gesetzt, um neue Perspektiven zu schaffen: Dazu gehörten neue Soft- und Hardware sowie neue Räumlichkeiten, außerdem sollten Controlling, Marketing und Vertrieb auf Vordermann gebracht werden. Vor zwei Jahren zog die Firma an den neuen Standort in der Gutenbergstraße in Ansbach um.

Mittlerweile ist auch Mehringers Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, dass eines seiner drei Kinder ins Unternehmen mit einsteigt: Sohn Christian arbeitet nach seinem Betriebswirtschaftsstudium und fünf Jahren Berufserfahrung in einem IT-Unternehmen im väterlichen Betrieb mit. "Damit ist das Unternehmen digital und zukunftsorientiert aufgestellt", sagt der Inhaber. Bis zum Jahresende stünden noch weitere Digitalisierungsvorhaben an: So sollen z. B. Kunden die Möglichkeit bekommen, digital zu unterschreiben oder minutengenau über Termine informiert zu werden.

Rund 45 000 Teile fertigt das Unternehmen durchschnittlich im Jahr, einmal in der Woche gehen zwischen 600 und 800 Artikel Richtung München an den Vertriebsstandort in Baldham. Mit den beiden Standorten bediene Spengler & Meyer den nord- und südbayerischen Raum sowie Österreich, erzählt Mehringer, der noch mindestens bis zu seinem 75. Geburtstag im Betrieb arbeiten möchte. "Ich habe zuhause nie über die Arbeit gejammert, sondern immer darüber gesprochen, was gut geklappt hat", sagt der Geschäftsführer. Sog statt Druck zu erzeugen, sei eines seiner Leitmotive. Das gelte nicht nur für seine Kinder, sondern auch für seine Beschäftigten: Während der letzten Gehaltsrunde fragte er z. B. bei qualifizierten Mitarbeitern nach, wer Interesse an einem E-Auto mit Eigenbeteiligung habe, erklärt Mehringer. Denn auf dem Firmengelände, das mitten im Herzen der Stadt liegt und drei Hektar groß ist, gibt es eine Stromtankstelle.

Aktuell hat das Unternehmen 60 Beschäftigte, der Umsatz liege im einstelligen Millionenbereich. Von Corona habe der Betrieb profitiert: "Ich bezeichne uns nicht als Corona-Gewinner, aber das Handwerk allgemein hat durch die Pandemie deutlich zugelegt", stellt Mehringer fest.

Keine Produkte von der Stange

Ihre Produkte für den Insektenschutz fertigen die Muggergittermacher ausschließlich auf Basis kundenindividueller Aufträge, kein Produkt entstehe "von der Stange". Die Ansbacher sind Fertigungspartner des Systemanbieters Neher und ergänzen dessen Produktsortiment durch einen professionellen Reparatur-Service. Damit trage das Unternehmen zur Nachhaltigkeit bei, erklärt der Geschäftsführer. Zum Selbstanspruch des Betriebs gehöre es, die Aufträge der Kunden mit hoher Qualität abzuwickeln und die Insektenschutzgitter in kurzer Zeit zu liefern. "Für einen eigentlich traditionellen Handwerksbetrieb sind wir sehr solide, expansiv, digital, zukunftsorientiert und mit Weitblick aufgestellt", sagt Mehringer. Es gebe niemanden in Bayern, der in Sachen Insektenschutz so gut da stehe wie die Muggergittermacher.

Der Firmenchef scheint stets auf der Suche nach Ausbaupotenzial. So ließ er beispielsweise die sanierungsbedürftige Nachbarhalle auf dem Grundstück für eineinhalb Mio. Euro sanieren. Jetzt beheimatet sie die Oechsler AG als Mieter. Auf dem Grundstück gebe es aber noch jede Menge Gestaltungsspielraum, erklärt der Unternehmer. Vor allem die Büroarbeitsplätze seien knapp. "Ich habe im Hinterkopf, vielleicht irgendwann nochmals zu bauen", sagt Hans Mehringer, der privat ein sehr kulturinteressierter Mensch ist: Er besucht sehr gerne Konzerte und kann es kaum erwarten, dass musikalische Veranstaltungen wieder erlaubt sind.

Autor/in: 

(dm.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2021, Seite 66

 
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