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Höchstspannungsreparatur
Ein Reparaturtrupp auf einem Strommast bei Wilhermsdorf: Die Ribe-Armaturen fixieren die Leiterseile an den Stahlkonstruktionen. 

Das Kürzel „Ribe“ steht für Richard Bergner, den Gründer der Firmengruppe Richard Bergner Holding GmbH+Co.KG mit Sitz in Schwabach. Das Unternehmen sieht sich als „Nummer 1 für Elektroarmaturen“. Das sind unverzichtbare Teile für den Stromtransport an Hochspannungstrassen oder zur Stromversorgung von Eisenbahnstrecken. Denn nur wenige Hersteller in Deutschland beschäftigen sich mit deren Produktion in der ganzen Breite. Deshalb hängen die von der Tochter Ribe Elektroarmaturen GmbH & Co. KG im Gewerbegebiet von Roth produzierten Teile auch an vielen Leitungsmasten rund um die Welt. Solche Armaturen sorgen dafür, dass die Stromleitung unter den Isolatoren genau an der Stelle hängen bleibt, wo sie sein muss. So kann der Strom sicher dorthin fließen, wo er gebraucht wird. Neben dem etwa 140-köpfigen Stammpersonal hat das Unternehmen weitere Beschäftigte an kleineren Standorten in Südostasien.

Man biete nicht nur Produkte, sondern auch die Engineering-Dienstleistungen, erklärt Youness Bouakhri, Geschäftsführer der Elektroarmaturen-Tochter: ob für Armaturen, die Oberleitungen an Eisen- und Straßenbahnen halten, oder an solchen, die an Masten von Stromverteil- und Übertragungsnetzen angebracht sind. Gerade bei letzteren, die mit Drehstrom auf der Höchstspannungsebene mit 220 oder 380 Kilovolt arbeiten, werden nicht nur in Deutschland viele neue Trassen geplant und Freileitungen gebaut. Denn immer mehr Strom aus Wind- oder Solarkraftwerken muss von Nord nach Süd oder in Gegenrichtung transportiert werden. Dazu reicht es oft bereits, die alten Drahtseile durch neue Hochtemperaturleitungen zu ersetzen, „ACCC-Leiter“ (Aluminium Conductor Composite Core) genannt. Durch die erlaubte Maximaltemperatur von 180 Grad Celsius (gegenüber bisher 80 Grad) bei wesentlich geringerem Durchhang lasse sich die Kapazität bestehender Übertragungsleitungen ohne bauliche Veränderungen verdoppeln, heißt es.

Ein Problem dabei: Der Karbonkern dieser Leiterseile, der auch für die Überwachung genutzt wird, ist hochempfindlich gegen Druck und Abknicken. Deshalb hat Ribe besondere Keilabspannklemmen entwickelt. In denen verrutsche weder der Karbonkern, noch werde das Leiterseil über das erlaubte Maß hinaus deformiert. Das war laut Entwicklungsleiter Matthias Lamm eine „Design-Herausforderung“. Bis zu 45 Millimeter dick dürfen die einzelnen Leiter sein, die von den Keilabspannklemmen aus Roth bereits in Deutschland oder Nordeuropa gehalten werden.

Dafür gibt es eine eigene Schmiede für Aluminium- und Kupferstücke: 300 verschiedene Gesenke stehen dafür bereit. Um die Zugfestigkeit zu erhöhen – gerade für das Halten schwerer Leitungen ein Hauptkriterium – werden die Stücke nach dem Schmieden noch sorgsam vergütet. Trotzdem hat Ribe auch die für Monteure aufwändigere Verpressungstechnik im Programm, die Leitungen unter den Abspannmasten hindurchführen.

Trotz der vielen Kisten, die in den Hallen herumstehen: Hier werden keine Massenprodukte hergestellt. Denn tatsächlich sind viele Teile aus Aluminium oder Kupfer sehr speziell jeweils für eine Anwendung berechnet und gefertigt. Beispielsweise die sogenannten Feldabstandhalter: Das sind diejenigen Teile, die in regelmäßigen Abständen an 380-Kilovolt-Hochspannungsleitungen zwischen den zwei, drei oder vier zusammengeschalteten Leiterseilen pro Phase montiert sind. Vom Boden aus wirken sie recht klein – tatsächlich aber messen sie schon einmal 40 Zentimeter im Quadrat. Deren ausgeklügelte Absorber sowie zusätzlich mit Spiralen montierte Schwingungsdämpfer sorgen später dafür, dass die einzelnen Drähte bei Wind und Wetter nicht zu sehr ins Schwingen geraten und den vorgegebenen Abstand verlieren. Außerdem gibt es Produkte aus Kupfer, überwiegend für die Bahntechnik. Gerade bei den Hochgeschwindigkeitsstrecken ist es wichtig, dass der Fahrdraht möglichst wenig aus der Bahn gerät: So halten die Stromabnehmer der ICEs immer Kontakt und es werden Funkenüberschläge vermieden.  (wra.)

www.ribe.de

Webcode: N1907