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K+S Ingenieur-Consult

Knifflige Bauprojekte

K+S Ingenieur-Consult_2019tt_08547 © Thomas Tjiang

Tüftler: Geschäftsführer Peter Seitz (l.) und Prokurist Olaf Bock im Frankenstation, wo Ingenieure des Unternehmens bei der Absenkung des Spielfeldes sowie beim VIP-Anbau mitgeplant hatten.

Ob Brücken oder Konzertbühnen: Das Nürnberger Ingenieurbüro plant besonders herausfordernde Konstruktionen.

Der Ingenieur Peter Seitz übernimmt mit seiner Nürnberger K+S Ingenieur-Consult GmbH & Co. KG gern die Projekte, bei denen es knifflig wird und planerisches Neuland betreten wird. Ein Beispiel ist die längste Autobahnbrücke in Baden-Württemberg auf der A6 kurz vor Heilbronn, die sich 1 300 Meter über das Neckartal spannt. Das Problem: Selbst ohne Bauarbeiten ist das ein staugefährdeter Abschnitt. Deshalb wird der neue Brückenabschnitt nebenan fertiggebaut, „in Seitenlage“ heißt das bei den Experten. Ist der neue Abschnitt fertig, wird der alte Teil abgerissen und der neue von der Seite millimetergenau in die richtige Position gezogen. Damit das klappt, haben die Ingenieure von K+S zweieinhalb Jahre geplant. So ein Verfahren sei eine bundesweite Spezialität, sagt Prokurist Olaf Bock, das beherrschten in Deutschland höchstens zehn Planungsbüros.

Auch bei den Planungen für Brücken nach der Methode „Freivorbau“ sieht das Ingenieurbüro sein Know-how als einzigartig an. Dabei werden zunächst ein oder mehrere Brückenpfeiler erstellt und dann die Fahrstecke vom Pfeiler aus angebaut. Mit dieser Methode wurde in Abu Dhabi die Sheik-Khalifa-Brücke errichtet. Sie bietet mit fast 1 500 Metern Länge und fast 60 Metern Breite Platz für insgesamt acht Fahrspuren sowie darüber zwei Schienenstrecken. Auch der Tunnelbau gehört zu den Spezialgeschäftsfeldern, weil man unter Tage immer wieder auf unerwartetes Felsgestein treffen kann. Derzeit sind die Nürnberger Ingenieure beim Tunnelbau im thüringischen Rothenstein dabei.

Stolz ist Seitz darauf, dass sich in seinem 35-köpfigen Team Experten finden, die den gesamten U-Bahn-Bau in Nürnberg seit dem Jahr 1988 planerisch begleitet haben. Denn ähnlich wie im Brückenbau brauche ein Hochschulabsolvent drei bis fünf Jahre, um die Besonderheiten bei der Planungsberechnung überhaupt zu begreifen. Seitz hofft, dass seine Mannschaft bei dem letzten Los, dem U-Bahn-Ausbau bei Gebersdorf, wieder zum Zuge kommt. Aktuell laufe das Ausschreibungsverfahren.

Das Spezialwissen der Planer beschert ihnen auch Anfragen als „Mädchen für alles“. Für die Konzerte von Helene Fischer und Udo Lindenberg im Nürnberger Stadion wurde detailliert berechnet, ob ein Einflug zur bzw. eine Kabinenfahrt auf die Bühne technisch machbar und sicher ist. Die Experten von K+S übernehmen aber auch Ausführungs- oder Entwurfsplanung für vergleichsweise einfache Projekte wie Hoch- oder Industriebauten. Im Schnitt pendelt der Umsatz pro Jahr um die Marke von 2,7 Mio. Euro. Der Auslandsanteil am Geschäft hat früher einmal 30 Prozent ausgemacht, liegt aktuell aber bei fünf Prozent. Potenzial sehen die Ingenieure in Metropolen z. B. in Fernost. Dort haben sie in den verkehrsbelasteten Großstädten Monorail-Bahnen etwa in Malaysia und Indien geplant. Da diese Bahnen wie die Hochbahn im US-amerikanischen Chicago überirdisch verlaufen, könnten sie schneller gebaut werden als U-Bahnen und den Verkehrsinfarkt abmildern, so Seitz.

Sorgen machen ihm aber personelle Probleme: Eigentlich möchte er die Belegschaft in den nächsten Jahren auf bis zu 50 Mitarbeiter erweitern und dafür pro Jahr drei bis vier Planer einstellen. Doch der Nachwuchs ist knapp, in diesem Jahr ist erst ein Planungsingenieur hinzugekommen. Durch die von der EU beschlossene Abschaffung der typisch deutschen Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) befürchtet die Firma zudem einen weiteren Preisverfall.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2019, Seite 72

 
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