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Marc Pröchel, Geschäftsführer der Pröchel GmbH in Schwanstetten.
Am Firmensitz in Schwanstetten: Geschäftsführer Marc Pröchel rechnet mit weiterem Wachstum.

Alles nur Fassade“ ist bekanntlich eine eher despektierliche Phrase, die etwas als oberflächlich beschreibt. Dass es auf die Fassade aber durchaus ankommt, zeigt die Pröchel GmbH in Schwanstetten bei Nürnberg mit ihren rund 90 Mitarbeitern. Das Familienunternehmen in zweiter Generation ist spezialisiert auf hochwertige Konstruktionen aus Glas und Metall für Fenster und Fassaden sowie Automatiktüren. Sie werden im Haus entwickelt, gefertigt und dann als repräsentative Lösung für Büros und Geschäftssitze oder auch industrielle Produktionsstätten montiert. „Unsere Fassadenkonzepte verbinden gestalterische Ansprüche moderner Architektur mit funktionalen Lösungen und Nachhaltigkeit“, so der Geschäftsführende Gesellschafter Marc Pröchel.

Man wolle nicht nur ökologische Mindestanforderungen erfüllen, sondern beispielhaft vorangehen. So setze Pröchel verstärkt sogenannte Low-Carbon-Aluprofile ein, deren CO₂-Fußabdruck deutlich besser als Standard- oder teilrecycelte Alu-Rahmen ausfalle. Dadurch habe man im letzten Jahr rechnerisch 118 Tonnen CO₂ eingespart. Nachhaltigkeit sei in der Unternehmensstrategie verankert, sagt der Firmenchef. Ein wenig scheint sich das auch in seinen Zuständigkeitsbereichen widerzuspiegeln: So verantwortet er nicht nur Buchhaltung, Controlling, IT und Investitionen. Bei ihm ist auch der Bereich „Vision“ angesiedelt – und damit auch das Thema Zukunft. Der zweifache Familienvater, Jahrgang 1978, stelle sich als persönliche Richtschnur immer die Frage, worauf seine Söhne Wert legen würden.

Mitbewerber übernommen

In seinem eher funktionalen Büro hängen zwei Bilder vom deutschen Altrocker Udo Lindenberg, eines dieser mit Likör gemalten „Likörelle“ ist mit der Textzeile „Ich mach mein Ding“ versehen. Das ist auch Pröchels Devise, der selbst mit seiner Familie in einen Null-Energie-Haus auf dem Firmengelände wohnt. Der Diplom-Ingenieur (BA) folgt seinen eigenen Überzeugungen, eine abwartende Haltung auf bessere Zeiten sei ihm fremd. Und so gab es für ihn auch kein Zögern, als 2021 mitten in der Corona-Pandemie der Nürnberger Mitbewerber Herzog Metallbau GmbH zum Verkauf stand. Das Unternehmen mit seinen rund 25 Beschäftigten hatte keinen Nachfolger, aber eine gute Auftragslage. „Ich musste die Chance einfach nutzen“, sagt Pröchel im Rückblick über sein Millioneninvestment. Denn neben den Kunden des alteingesessenen Betriebes konnte er sich so auch die Fachkräfte sichern. Der Standort nahe des Nürnberger Südrings blieb erhalten. Parallel entsteht in Schwanstetten ein paar Fahrradminuten entfernt ein zweiter Standort, um im Blech- und Stahlbereich durch verstärkte Eigenleistung mehr Fertigungstiefe zu erreichen.

Ein Jahr später führte der Fenster- und Fassadenbauer die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich ein. Die 40-Stunden-Woche wurde auf 38 Stunden Regelarbeitszeit reduziert, seitdem wird nur noch montags bis donnerstags gearbeitet. „Die fünf Prozent weniger Arbeit haben wir durch bessere Organisation und verbesserte Prozesse wieder reingeholt“, resümiert Pröchel zufrieden. Er illustriert das am Beispiel des Schraubenbestands in der Fertigung: Im Laufe der Jahre kletterte die Zahl unterschiedlicher Blech- und Bohrschrauben auf etwa 2 700 Varianten. Mittlerweile finden sich im Lager nur noch 76 Schraubentypen, was Lagerhaltung, Bestellung und Montage effizienter macht. Neben einer durchgängigen Digitalisierung gebe es viele weitere kleine Hebel, um unnötigen Kosten zu Leibe zu rücken. Dazu gehören auch neue Verpackungssysteme, die gleichzeitig Material – auch ein Plus für die Nachhaltigkeit – und Zeit im Handling einsparen.

Die Vier-Tage-Woche war auch deshalb vergleichsweise einfach umzusetzen, weil für die Montage vor Ort externe Firmen beauftragt werden. Eigentlich wollte er dieses Segment auch in Eigenregie weiter bedienen. Allerdings stieg einerseits die Zahl der Aufträge, andererseits waren nicht genug eigene Monteure am Markt zu bekommen. Daher beauftragt er über 50 Subunternehmen für die Arbeit auf den Baustellen. Mit den eigenen Monteuren baut er die Service + Automatik GmbH auf. Sie übernimmt Service, Wartung und Instandhaltung von Fenstern und Türen, auch wenn sie nicht von Pröchel stammen. Damit will sich der Chef für den Zukunftsmarkt der Sanierungen in Stellung bringen. So könnten Fenster und Türen mit RFID-Chips versehen werden, um etwa bei Reparaturen ein defektes Element bereits am Rechner identifizieren zu können. Die Digitalisierung verspreche in der Gebäudebewirtschaftung ein großes Potenzial.

Investition in neue Großmaschine

Für Pröchel war Corona kein existenzbedrohendes Drama. Die Neubaubranche lief noch gut und seine technischen Planer saßen im Homeoffice vor ihren Rechnern. 2023 fiel die Entscheidung, für die Fertigungstechnik in eine spezielle CNC-Maschine zu investieren. Dafür musste zunächst die Halle deutlich erweitert werden, um Platz zu schaffen. Die neue Großmaschine erlaubt es durch ihre Leistungsbreite, Arbeitsschritte bei der Profilbearbeitung für Fenster- oder Fassadenelemente nunmehr in einem Arbeitsgang zu erledigen. Die entsprechenden Daten werden digital aus der Planung eingespeist. Außerdem läuft die Anlage teilweise vollautomatisch. „Das stärkt unsere Marktstellung und bringt uns einen entscheidenden Vorteil“, sagt Pröchel, der stolz darauf ist, in Bayern die derzeit einzige derartige Maschine in Betrieb genommen zu haben. Die nächste Investition ist dagegen eher bescheiden: Alle drei Standorte bekommen neue Technik für die Mitarbeiterküche, mit der Gerichte wie Lasagne, Pulled-Pork-Burger oder ein Schaschliktopf gemeinsam zubereitet werden. Das gehöre zur Unternehmenskultur, ebenso wie Massagen am Arbeitsplatz oder Yoga-Angebote.

Vor der neuen CNC-Maschine: Marc Pröchel, Geschäftsführer der Pröchel GmbH in Schwanstetten (r.), und Fertigungsleiter Adrian Putz.
Vor der neuen CNC-Maschine: Geschäftsführer Marc Pröchel (r.) und Fertigungsleiter Adrian Putz.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/2025 lag der Umsatz bei rund 16,5 Mio. Euro. Für das laufende Jahr peilt der Firmenchef einen Umsatz von rund 18 Mio. Euro an. Die Aussichten seien nicht schlecht, der Auftragsbestand liege bei gut zehn Mio. Euro. Man sei für viele Kunden seit Jahren aktiv und habe sich mit Leistung und Qualität einen guten Namen gemacht. Gerade bei komplexen und maßgeschneiderten Lösungen habe man auch viele Architekten überzeugt. Für das geplante Wachstum soll auch die Zahl der Belegschaft von derzeit 90 Beschäftigten, darunter fünf Azubis, weiter steigen. „Für unser stetiges Wachstum suchen wir immer Fachkräfte, Azubis oder duale Studenten“, so der Geschäftsführer.

Auf diese Weise will Marc Pröchel die Geschichte langfristig weiterschreiben: Vater Günther hatte 1995 in Nürnberg die Oberland Fassadensysteme GmbH gegründet, die er neun Jahre später an den repräsentativen Firmensitz nach Schwanstetten verlagerte. In jenem Jahr rückte Marc als zweite Generation in die Geschäftsführung auf, seit 2009 lenkt er die Geschicke allein. Mit der Übernahme der Herzog Metallbau GmbH wurde aus der der Oberland Fassadensysteme der heutige Familienbetrieb Pröchel.

Autor: Thomas Tjiang

www.proechel.de 

Webcode: N1689