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Wie kommen die Autozulieferer in der Metropolregion Nürnberg mit der Transformation voran? Eine aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Consult zeigte ein vielschichtiges Bild: Über die Hälfte der Unternehmen hat sich schon einen hohen Grad an Kompetenzen erarbeitet und präsentiert sich gestärkt für den Wandel. Etwa 40 Prozent haben erste strukturelle Maßnahmen ergriffen und haben noch einen weiteren Weg vor sich. Die Studie („Reifegrad-Messung“) wurde zum zweiten Mal nach 2023 im Auftrag der IHK Nürnberg für Mittelfranken und für das regionale Zulieferer-Netzwerk „transform_EMN“ erstellt.

Weiterer interessanter Aspekt: 92 Prozent der Unternehmen in der Metropolregion wollen neue Geschäftsfelder mit neuen Produkten erschließen – auch abseits des Automotive-Markts. Sie möchten damit weniger abhängig von der Autoindustrie werden und suchen gezielt neue Abnehmer in anderen Branchen. Demgegenüber hat sich die Zahl derjenigen Betriebe verringert, die sich speziell Richtung elektrische Antriebe orientieren. „Wir sehen also, dass die Transformation für viele Unternehmen eben nicht nur die Umorientierung in Richtung E-Mobilität bedeutet, sondern bewusst auch in andere Märkte“, so Dr. Ronald Künneth, Automotive-Experte der IHK Nürnberg für Mittelfranken und Koordinator der Studie.

Autozulieferer stark in der Region

Mit rund 100 000 Beschäftigten und 500 Zulieferern gehört die Metropolregion Nürnberg zu den Regionen in Deutschland, die mit am meisten vom automobilen Wandel betroffen sind. Laut IW hängen folgende Gebiete in der Metropolregion weit überdurchschnittlich stark an der Branche: die Städte Bamberg (13,3 Prozent der Beschäftigten) und Coburg (11,3 Prozent) sowie die Landkreise Bamberg (11 Prozent), Coburg (5,8 Prozent), Erlangen-Höchstadt (16,4 Prozent) und Amberg-Sulzbach (5,1 Prozent).

Mit dem sogenannten Reifegrad misst die Studie den Fortschritt der Transformation in den befragten Unternehmen. Je nach Fortschritt in der Transformation teilt die Studie die teilnehmenden Unternehmen in vier Gruppen ein: „Avantgarde“, „Vorreiter, „Fortgeschrittene“ und „Anfänger“. Gemessen werden konnte in erster Linie der sogenannte kulturell-technologische Reifegrad. Er berücksichtigt die Kompetenzen der Unternehmen, ihre Mentalität in Bezug auf die automobile Transformation sowie den Stand und die Entwicklung der Digitalisierung und ihrer Innovationsaktivitäten Fünf Prozent können sich zur „Avantgarde“ zählen, weil sie einen hohen Grad an Digitalisierung und Innovation erreicht haben und auf fortgeschrittene Kompetenzen in zukunftsrelevanten Bereichen verweisen können. 53 Prozent arbeiten bereits zielgerichtet daran, diesen hohen Grad zu erreichen („Vorreiter“). 41 Prozent der Betriebe werden als „Fortgeschrittene“ bezeichnet: Sie beginnen bzw. planen erste Aktivitäten, um etwa bei der Digitalisierung voranzukommen. Der kleine Rest der Unternehmen steht ganz am Anfang der Transformation und weist noch deutliche Rückstände auf.

In den vergangenen Jahren haben die Herausforderungen für die Autozulieferer zugenommen, was sich auch an den zahlreichen Entlassungswellen und Insolvenzen in der Branche ablesen lässt: Als größte Risiken werden in der Befragung nun Energieversorgung und Energiepreise (26 Prozent), Standortverlagerungen von Kunden (26 Prozent), das wirtschaftliche Umfeld (21 Prozent) und die wirtschaftliche Entwicklung der Kunden (18 Prozent) genannt.

Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst, Wirtschaftsvorsitzender der Metropolregion Nürnberg, weist darauf hin, dass sich diesmal deutlich mehr kleine und mittlere Unternehmen an der Studie beteiligt haben. „Dies zeigt, dass wir mit unserem Netzwerk ,transform_EMN‘ auch diejenigen Betriebe sehr gut erreichen, die eine besondere Unterstützung benötigen.“ Dies spiegelt sich auch in der Studie wider: Gerade die kleinen und mittleren Betriebe sehen solche regionalen Netzwerke als zunehmend wichtig, um den Wandel bewältigen zu können.

Download der Studie:
www.transform-emn.de

  • Dr. rer. nat. Ronald Künneth

    Vernetzte Produktion, Automotive | eMobilität, Energiewirtschaft, Umweltberatung, Technologietransfer

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