Fränkisch knabbern
Mit ihren Kartoffelchips „Grischberli“ schließen Jakob und Eva Zwingel eine Lücke im Reigen der Regionalprodukte.
Wir können sagen, von welchem Feld die Kartoffeln für unsere fränkischen Chips kommen“, sagt Jungunternehmer Jakob Zwingel stolz. Das könnten andere Anbieter kaum leisten. Mitgründerin und Ehefrau Eva Zwingel ergänzt: „Wir zeigen, wie viel Arbeit und Liebe in unseren Produkten steckt.“ 2021 entschlossen sich der Landwirt und Betriebswirtschafter und die Design- und Produktmanagerin, mit ihrer Idee das Unternehmen Jakob & Eva GmbH & Co. KG in Fürth zu gründen. Das Geschäft bezeichnen sie als rentabel, sie könnten bereits davon leben.
Für die beiden Zwingels geht es um die komplette Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Verbraucher. Für den Kartoffelanbau haben die beiden den zwischenzeitlich stillgelegten Hof von Eva Zwingels Großvater wieder reaktiviert. Sie bedienen mit ihren Chips, die mit Schale in einem Kessel gebacken werden, regionale Hofläden und Supermärkte mit lokalem Sortiment. Den Ausschlag gaben die Hofläden, in denen bislang keine Chips – und schon gar keine aus der Region – zu bekommen waren. Eine erste Probelieferung entpuppte sich als Erfolg. Als erste Nachbestellungen eintrudelten, waren sie noch gar nicht lieferfähig. Die Gewürzrezepturen sind frei von Zuckerzusätzen und Geschmacksverstärkern, die eigentliche Fertigung übernimmt vorerst ein Zulieferer. Bei Logo, Verpackung, Online-Shop und digitalem Marketing führt die Design- und Produktmanagerin Regie. Im Mai 2025 erhielt Eva Zwingel für ihre unternehmerische Tätigkeit die Auszeichnung „Bäuerin als Unternehmerin des Jahres“ von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Unter den Knabbereien im Supermarkt liegt „Grischberli“ im oberen Preissegment. Bei Preiserhöhungen seien preisbewusste Kunden auf günstigere Alternativen ausgewichen. Doch die Junglandwirte sehen in Regionalität und Qualität des Lebensmittels die größte Stärke. Die jungen Eltern sehen das als wichtigen Baustein für eine nachhaltige Zukunft. Hinzu kommt die Transparenz, die sie Interessierten mit Hofführungen anbieten. „Unser Betrieb ist ein Lebensprojekt, bei dem Berufliches und Privates verschwimmt“, so Landwirt Zwingel, der schon an seine Nachfolge denkt.
2022 bauten die beiden mit einem Verwandten erstmals Erdnüsse auf fränkischen Boden an. „Durch den Klimawandel ist es hier wärmer geworden“, erklärt Eva Zwingel. „Wir machen hier Pionierarbeit.“ Erdnüsse sind zwar sowohl im Fränkischen als auch bundesweit noch ziemliches Neuland, entsprechend gibt es kaum wissenschaftliches Know-how für den Anbau. Aber mit der Produkterweiterung will man sich breiter aufstellen und nicht allein von einem Produkt abhängig sein. Anders als bei den Chips werden die Erdnüsse direkt am Hof in einer kleinen Manufaktur geröstet und verpackt. Gewürzt wird in einem ausgedienten Fleischmischer, denn Maschinen für die Erdnussverarbeitung sind hierzulande praktisch nicht zu bekommen. Anbau und Ernte sind komplex, traditionell wird die Erdnuss weltweit in warmen Gebieten angebaut. Der feuchte Sommer 2025 hat daher für eine schwache Ernte gesorgt.
Der kleine Landwirtschaftsbetrieb beschäftigt aktuell sechs Mini-Jobber, die bei Verpackung und Versand, Web-Entwicklung und Social-Media-Vertrieb für Endkunden unterstützen. Und die beiden halten Ausschau nach einem eigenen Hof, denn sie haben bereits eine dritte Idee in der Pipeline. Mehr möchten sie aber noch nicht verraten. (tt.)
Webcode: N1916