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Saubere Produktionsbedingungen: Geschäftsführer Andreas Helbig (r.) und Finanzchef Holger Ewen tragen Schutzkleidung, während sie ihre im Haus gefertigten Lebensmittelverpackungen zeigen.

Eiscreme-Becher, Schachteln für Burger und Pommes oder Molkereiprodukte, Becher für Kaffee und Cola – alles aus Papier. Und das sind nur einige Beispiele: 100 Mio. Konsumenten verwenden täglich Produkte der Seda International Packaging Group S.p. A., wie das Unternehmen auf seiner Homepage angibt. Es ist weltweit tätig und gehört zu den führenden Herstellern von Papierverpackungen für Lebensmitteln. Seit 1986, mit dem Kauf der Fränkischen Hartpapier GmbH, hat das italienische Familienunternehmen auch ein deutsches Standbein, die Seda Germany GmbH in Neuhaus an der Pegnitz.

Ihre Wurzeln haben sowohl die Fränkische Hartpapier GmbH als auch die Seda-Gruppe mit Hauptsitz in Neapel in der Produktion von Eisverpackungen, die einen einst für Schöller, die anderen für Unilever. Seda-Firmengründer Salvatore D’Amato erkannte früh das Potenzial seiner flexiblen Becher- und Schachtelverpackungen aus Papier auch für andere Lebensmittel. So wuchs die kleine Eisbecherfabrik zu einem weltweit agierenden Unternehmen für alle möglichen Arten von Lebensmittelverpackungen aus Papier. Noch heute werden 99 Prozent der Seda-Eisverpackungen im Mutterland des „Gelato“ in Italien produziert. Die beiden anderen Unternehmensbereiche – „Food Service“ mit Verpackungen für Gastronomie und Schnellrestaurants sowie „Food Industry“ mit Verpackungen für Molkereiprodukte, Süßwaren oder Tiefkühlkost – werden aus Werken in Italien, Deutschland, Portugal, Großbritannien und Nordamerika bestückt.

Weltweit arbeiten 3 000 Beschäftigte bei der Seda-Gruppe. In Deutschland sind es 280, die rund 115 Mio. Euro mit Verpackungen für die Systemgastronomie und die Großen der Lebensmittelbranche umsetzen. Egal, ob man in einem Schnellrestaurant den Burger aus der Faltschachtel nimmt, Fischstäbchen aus dem Karton in die Pfanne gibt oder Coffee to go aus dem Pappbecher schlürft: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt von Seda und in Deutschland sogar vom Standort in Neuhaus stammt, ist sehr groß. In der mittelfränkischen Niederlassung entfallen rund zwei Drittel des Umsatzes auf den Bereich „Food Service“, das restliche Drittel auf den Sektor „Food Industry“.

Strenge Hygienevorschriften

In den Produktionshallen in Neuhaus werden Papierbögen oder Papier von großen Rollen zunächst nach Kundenwunsch im Flexo- oder Offset-Verfahren bedruckt, in weiteren Arbeitsschritten zugeschnitten, gestanzt und gefaltet oder geformt und geklebt, z. B. Becher für Heiß- und Kaltgetränke. Im Anschluss werden sie verpackt und gehen an die Kunden. Zudem gibt es eine hauseigene Produktentwicklung und ein Labor, in dem eine Lebensmittelchemikerin die Produkte nach verschiedenen Kriterien überprüft. Da alle Seda-Artikel später Kontakt mit Lebensmitteln haben, gelten strenge Hygienevorschriften in der Produktion: Sicherheitsschuhe, Schutzkleidung, eine Haube für die Haare, kein Schmuck. Sonst darf man die Hallen nicht betreten, in denen einträchtig die noch ungefalteten Burger-Schachteln zweier großer Fast-Food-Ketten auf Paletten nebeneinander liegen und auf die Weiterverarbeitung warten, in diesem Fall auf das maschinelle Falten.

Viel Wert legt die Seda Germany GmbH auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchses: Angeboten werden die Berufe Medien- und Packmitteltechnologe, Industriemechaniker, Industriekaufleute, Maschinen- und Anlagenführer sowie Fachkräfte für Lagerlogistik. „Wer eine Ausbildung bei uns macht und mit seinen Leistungen überzeugt, hat einen Arbeitsplatz nach der Lehre bei uns sicher“, sagt Geschäftsführer Andreas Helbig. „Aber auch Quereinsteiger haben bei uns eine Chance.“ Auch wenn es nicht immer leicht sei, Spezialisten wie IT- und SAP-Fachleute oder gute Vertriebler weg von den großen Städten in der Metropolregion nach Neuhaus zu holen, sei man sehr zufrieden mit der Betriebstreue der Beschäftigten: „Viele sind schon sehr lange bei uns und manche in der zweiten Generation“, ergänzt Finanzchef Holger Ewen.

Helbig und Ewen sind sich einig, dass das daran liege, dass Seda ein italienisches Familienunternehmen ist. „Der wertschätzende Umgang miteinander, die Verlässlichkeit, der persönliche Kontakt zur Chefetage, die kurzen und manchmal auch unkonventionellen Entscheidungswege, das ist schon besonders bei uns“, sagt Helbig. Er hat unter anderem für Unilever gearbeitet und 30 Jahre Berufserfahrung in der Papierverpackungsbranche gesammelt. Seit 2013 lenkt er die Geschäfte von Seda in Deutschland. Sein Kollege Holger Ewen kam vor 15 Jahren aus der Automobilzulieferindustrie nach Neuhaus. Die Seda-Gruppe selbst wird inzwischen von der nächsten Generation, den Söhnen des Firmengründers geleitet, und auch die dritte Generation ist bereits im Unternehmen.

Investitionen in den Standort

„Dass Seda langfristig seinen Standort hier in Deutschland wettbewerbsfähig halten möchte, sieht man auch in den kontinuierlichen Investitionen in den Maschinenpark“, so Finanzchef Ewen. Und auch, dass man eine neue Halle bauen wolle, sei ein klares Bekenntnis zu Neuhaus als Seda-Standort. Damit soll das Lager, das zurzeit noch zum Teil in Pegnitz ist, an einem Standort konzentriert werden, um die Betriebsabläufe zu optimieren. Denn das Unternehmen spüre auch die Konjunktur und müsse mit veränderten Bedingungen zurechtkommen. „Wenn die Leute sparen müssen, gehen sie eher in den Schnellimbiss statt ins teure Restaurant. Und wenn auch das der Geldbeutel nicht mehr hergibt, dann greift man im Supermarkt eher zu Tiefkühlpizza“, erklärt Helbig. Dieses veränderte Konsumverhalten sei bei den Aufträgen der unterschiedlichen Kundschaft zu spüren. Hinzu komme, dass man sich mit Einwegverpackungen, wie sie von Seda hergestellt werden, in einem ideologisch aufgeladenen Diskussionsumfeld befinde, wie es Helbig umschreibt. „Wir sind keine Mehrweggegner, aber es gibt Gründe in Sachen Hygiene und Praktikabilität, die klar für Einweg sprechen“, so der Geschäftsführer. Und man dürfe auch nicht den Aufwand für Reinigung und Transport bei Mehrwegverpackungen vernachlässigen. Diskussionen um eine kommunale Verpackungssteuer, die Neugestaltung der europäischen Verpackungsordnung, unterschiedliche nationale Regelungen – all das beeinflusst die Geschäftsentwicklung in der Seda-Gruppe und bei Seda Deutschland.

Der Seda-Konzern unterhält deshalb auch eigens ein Büro in Brüssel, um nah an den europäischen Entscheidungen zu sein, und ist sehr aktiv und engagiert in der Verbandsarbeit. „Unsere Wachstumschancen hängen eng mit der europäischen Verpackungsordnung zusammen“, sagt Finanzchef Holger Ewen. Ganz vereinfacht gesagt: Geht es mehr in Richtung Mehrweg, wird es herausfordernder für Seda. „Wenn mehr nachwachsender Rohstoff Papier statt Plastik in den Kreislauf kommen soll, ist das natürlich positiv für uns“, so Ewen. Das Thema Nachhaltigkeit spiele daher bei Seda eine große Rolle. Es beginnt beim eingesetzten Rohstoff: So werden nach eigenen Angaben nur zertifizierte Papiere aus nachhaltiger Produktion verwendet und 99 Prozent des Papierabfalls in der Produktion dem Recycling zugeführt. „Wir können damit punkten, dass Papier einfach sehr gut zu recyclen ist. Wir unterstützen auch unsere Kunden, funktionierende und praktikable Systeme zu entwickeln, um die Verpackungen zu sammeln und zu recyclen“, erklärt Helbig. Beispielsweise werden seit 2019 alle Getränkebecher in den Filialen von McDonald‘s in Deutschland und in Italien gesammelt, zu graphischem Papier weiterverarbeitet und erleben so als Bilderbücher im „Happy Meal“ eine zweite Verwendung.

Es seien auch alle Endverbraucher in der Pflicht, Lebensmittelverpackungen aus Papier richtig zu entsorgen: „Eigentlich ist es ganz einfach: Kompostierbare Lebensmittelverpackungen gibt es in Deutschland aufgrund der lebensmittelrechtlichen Vorschriften nicht. Und Sammeln und Recyclen ist ohnehin die bessere Alternative“, so der Seda-Geschäftsführer. Eis- und Getränkebecher gehören entleert ins Altpapier und alle anderen Lebensmittelverpackungen in den Gelben Sack. (cp.)

www.de.sedagroup.com

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