O‘zapft is!
Pünktlich um 12 Uhr zapft der Münchner Oberbürgermeister – lautstark untermalt von Böllerschüssen – am ersten Wiesn-Samstag im Schottenhamelzelt das allererste Fass Bier an, und das seit nunmehr 64 Jahren. Das damalige Stadtoberhaupt Thomas Wimmer kredenzte die Wiesn-Mass noch in einem grauen Steinzeugkrug, der vor 60 Jahren letztmalig zum Einsatz kam. Auf dem Oktoberfest 1955 ersetzten dann Glaskrüge das wuchtige Gefäß. Fester Bestandteil der Eröffnung ist der Einzug der Wiesnwirte.
1887 zog erstmals der Gastwirt und „bayerische Herkules“ Hans Steyrer mit Musik, Personal und Bierfässern von der Tegernseer Landstraße in Richtung Theresienwiese, was ihm aber eine saftige Geldstrafe eintrug. 1894 ließ der Bierbrauer Georg Pschorr prächtig aufgeputzte Pferde vor ein Festbierfuhrwerk spannen. Doch erst 1936 wurde die Beteiligung am Wiesneinzug mit geschmückten Bierwägen und Festgespannen den Brauereien zur Pflicht gemacht. Heute kaum noch vorstellbar: 1959 forderte die Polizei – allerdings vergeblich – einen geschlossenen Wiesnzug wegen Verkehrsbehinderung nicht mehr zuzulassen.
Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs: „Eine Fülle von Archivalien überliefert bei uns die Festgeschichte der Wiesn und dokumentiert die über Jahrzehnte gewachsene wirtschaftliche Bedeutung des größten Volksfests der Welt. Auch Kuriositäten haben dort ihren Platz wie das 1952 vorübergehend erlassene Brüllverbot für den berühmten Löwen über dem Haupteingang des Löwenbräu-Festzelts.“
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA