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Automation | Digitale Transformation in KMU

Transformation zur E-Mobilität nimmt Fahrt auf

IHK-Studie über Autozulieferer

Datum: 28.09.2023
 

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Dr. rer. nat. Ronald Künneth

Dr. rer. nat. Ronald Künneth

Vernetzte Produktion, Automotive | eMobilität, Energiewirtschaft, Umweltberatung, Technologietransfer Tel: +49 911 1335 1297

Nürnberg – Die Automobilzulieferer der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN)
kommen bei der Transformation zur Elektromobilität voran. Dies zeigt eine Studie, die IW
Consult im Auftrag der IHK Nürnberg für Mittelfranken durchgeführt hat. Viele Betriebe
entwickeln zukunftsfähige Geschäftsmodelle für die Elektromobilität sowie neue Angebote
für andere Branchen wie Medizin- und Energietechnik.
Die Transformation in Richtung neuer Antriebe stellt die Automobilzulieferer der EMN mit
ihren rund 100 000 Beschäftigten vor enorme Herausforderungen, eröffnet ihnen aber auch
große Entwicklungschancen. Aus diesem Grund hat die IHK Nürnberg für Mittelfranken im
Rahmen des Verbundprojekts „transform_EMN“ in Kooperation mit der IW Consult GmbH
in Köln ein Reifegradmodell entwickelt, mit dem der Stand der Transformation beurteilt
werden kann. Als Datenbasis für das Modell diente eine Umfrage, an der sich zwischen
März bis Juli dieses Jahres 78 Unternehmen aus der automobilen Wertschöpfungskette
beteiligt hatten.


Zulieferer verlagern Schwerpunkt auf E-Mobilität

Ein zentrales Ergebnis der Umfrage: Ein Großteil der Unternehmen in der EMN setzt sich
bereits messbar mit der Transformation auseinander oder hat schon konkrete Schritte hin
zu einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell unternommen. Das wird in einem Punkt
besonders deutlich: Seit 2020 haben sich die Schwerpunkte in den Produkt-Portfolios der
Autozulieferer deutlich verschoben. Damals hatten noch 72 Prozent der Unternehmen
angegeben, dass sie hauptsächlich Teile und Komponenten für klassische
Antriebstechniken zuliefern. Im Jahr 2022 waren es nur noch knapp 67 Prozent und im Jahr
2024 werden es voraussichtlich nur noch 57 Prozent sein. Hintergrund dieser Entwicklung
ist das im Jahr 2035 in Kraft tretende Verbot, Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotor auf
den Markt zu bringen. Positiv ist auch dieser Punkt: Zwischen 2020 und 2024 steigt der Anteil der Unternehmen, die Produkte in den sogenannten „Chancenfeldern“ anbieten (u. a.
für den elektrischen Antriebsstrang oder für Fahrzeugautomatisierung und -vernetzung)
von 11 auf 17 Prozent. Daneben gibt es zahlreiche Autozulieferer, die hauptsächlich auf
Feldern tätig sind, die nicht direkt von der automobilen Transformation betroffen sind (z. B.
Karosserie, Fahrwerk, Innenausstattung): Der Anteil dieser Unternehmen wird von knapp
17 Prozent im Jahr 2020 auf rund 26 Prozent im Jahr 2024 steigen.


Um den Reifegrad bei der Transformation zur E-Mobilität zu bestimmen, hatte IW Consult
u. a. diese Aspekte analysiert: Stand und Entwicklung der Digitalisierung,
Innovationsaktivitäten sowie schon begonnene oder geplante Anpassungen (z. B. weg von
Komponenten für den traditionellen Antrieb hin zu Produkten für den elektrischen
Antriebsstrang; Aktivitäten in Fahrzeugautomatisierung und -vernetzung).
Die Studie hat die teilnehmenden Unternehmen in vier Gruppen eingeteilt – je nachdem,
wie weit sie bei der Transformation schon fortgeschritten sind:

 

  •  „Avantgarde“: Die Unternehmen dieser Gruppe sind am weitesten fortgeschritten, die Transformation ist in vollem Gange. Bisher zählen lediglich 3 Prozent der befragten Unternehmen zu dieser Kategorie. Sie zeichnen sich durch einen hohen Digitalisierungs- und Innovationsgrad aus und durch fortgeschrittene Kompetenzen in zukunftsrelevanten Bereichen. Darüber hinaus sind sie bereits auf den Chancenfeldern aktiv, die große Marktchancen versprechen.
  • „Vorreiter“: 50 Prozent der befragten Unternehmen können sich zu dieser Gruppe zählen, bei der die Grundlagen für eine erfolgreiche Transformation gegeben sind. Sie sind schon zunehmend in neuen Chancenmärkten aktiv und richten sich zukunftsorientiert in den Bereichen Digitalisierung, Innovation, Kompetenzen und Mentalität aus.
  • „Fortgeschrittene“: 44 Prozent der Unternehmen haben erste strukturelle Maßnahmen ergriffen, sie beginnen bzw. planen erste Aktivitäten in den Chancenmärkten. Sie zeigen anfängliche Maßnahmen, um bei der Digitalisierung voranzukommen. Die Betriebe dieser Gruppe müssen die Grundlagen für eine erfolgreiche Transformation noch ausbauen
  • „Anfänger“: Erfreulich ist, dass nur noch knapp 3 Prozent der befragten Unternehmen dieser Gruppe zuzurechnen sind. Diese Unternehmen haben noch keine Aktivitäten in Geschäftsfeldern der Elektromobilität angegangen und weisen deutliche Rückstände bei den internen Kompetenzen wie Digitalisierung und Innovation auf.

Weitere Ergebnisse der Studie

mehr Investitionen in die Digitalisierung: Die Digitalisierung von Produkten, Prozessen
und Dienstleistungen ist auch für die Transformation der Autozulieferer ein wichtiger
Erfolgsfaktor. Die IW-Studie stellt hier ebenfalls Fortschritte in der EMN fest: Im Jahr 2020
investierten die Unternehmen etwa 4,0 Prozent ihres Umsatzes in die Digitalisierung, im
Jahr 2022 betrug dieser Anteil bereits 5,5 Prozent (gegenüber rund 4 Prozent im
deutschlandweiten Durchschnitt). Im Jahr 2024 soll der Anteil nochmals auf knapp 7
Prozent steigen.


neue Geschäftsfelder außerhalb des Automotive-Bereichs: „Ein bemerkenswertes
Ergebnis der Studie ist, dass fast 90 Prozent der Unternehmen den Weg der Diversifikation
gehen wollen“, so Dr. Ronald Künneth, Automotive-Experte der IHK Nürnberg und
Koordinator der Studie. Sie versuchen also, in anderen Märkten wie beispielsweise der
Energie- oder der Medizintechnik mit neuen Produkten aktiv zu werden.


Einschätzung der Standorte in der Metropolregion Nürnberg: Die Unternehmen
wurden von IW auch dazu gefragt, wie sie die Metropolregion Nürnberg als
Wirtschaftsstandort einschätzen. Knapp 44 Prozent der teilnehmenden Unternehmen
haben weitere Standorte in Deutschland oder im Ausland. Erfreulich für Nordbayern: Über
die Hälfte dieser Unternehmen misst ihren Standorten in der EMN eine deutlich höhere
Bedeutung zu als anderen Standorten in Deutschland. Bei der Beschäftigungsentwicklung
bis 2024 gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den inländischen und den
ausländischen Standorten: Die Hälfte der Unternehmen erwartet, dass die Zahl der
Beschäftigten an den ausländischen Standorten stärker steigen wird als in der EMN bzw.
an den anderen deutschen Standorten. Nur knapp 16 Prozent erwarten eine bessere
Beschäftigungsentwicklung in der EMN. Damit spiegelt sich der Trend der letzten Jahre:
Die Unternehmen halten ihre Standorte in Deutschland, bauen aber Kapazitäten im
Ausland auf.

Download der Studie: www.ihk-nuernberg.de/transform-studie

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