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Frohes Fest für den Einzelhandel?

Anhaltende Konsumschwäche, verstärkte Umsätze im Internet-Handel und Geschenkgutscheine: Das sind Trends im Weihnachtsgeschäft.

Anhaltende Konsumschwäche, verstärkte Umsätze im Internet-Handel und Geschenkgutscheine: Das sind Trends im Weihnachtsgeschäft.

Nur wenn die Kassen vor Weihnachten kräftig klingeln, kann der Einzelhandel in Deutschland für das Jahr 2005 einen weiteren Umsatzverlust verhindern. Während der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) in seiner Frühjahrsumfrage noch zur Einschätzung gelangte, der Umsatzrückgang würde im laufenden Jahr mit 0,5 bis 0,75 Prozent nicht mehr ganz so deutlich ausfallen wie 2004, korrigierte HDE-Präsident Hermann Franzen bei der traditionellen Herbstumfrage die Jahresprognose leicht auf minus ein Prozent nominal nach unten.

Zwar stellen die Einzelhändler seit Jahren fest, dass die Konsumenten mit ihren Weihnachtseinkäufen früher beginnen, aber in diesem Jahr, so Uwe Werner vom Landesverband des Bayerischen Einzelhandels (LBE) in Nürnberg, machte das Wetter dem Handel einen Strich durch die Rechnung. Werner: „Das Herbstwetter war einfach zu gut. Da hat noch niemand an Weihnachten gedacht.“

Seit 2001 geht es kontinuierlich bergab mit dem Volumen des Einzelhandels in Deutschland, das im Koalitionsvertrag beschriebene Sparprogramm für die nächste Legislaturperiode führt nun zu weiteren Kürzungen und Einschnitten im Geldbeutel der privaten Verbraucher. Schon im vergangenen Jahr war der Einzelhandelsumsatz um 1,6 Prozent auf 365 Mrd. Euro gesunken. Das schlechte Sommergeschäft und die katastrophalen Wochen nach Weihnachten hatten die bereits nach unten korrigierte Prognose zerstört. Zwar werden die deutschen Verbraucher auch in diesem Jahr wieder knapp 70 Mrd. Euro im Weihnachtsgeschäft ausgeben, aber in welchen Bereichen landet das Geld?

Spielwaren
Besonders abhängig vom Umsatz in den Monaten November und Dezember ist traditionell der Spielwarenhandel, der nach Angaben des HDE und des Statistischen Bundesamtes rund ein Drittel des Jahresumsatzes im Weihnachtsgeschäft erzielt. Für das laufende Jahr rechnet der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau von rund 3,3 Mrd. Euro. Zwar leiden auch die Spielwaren unter der anhaltenden Billigwelle und den Discountern, aber BVS-Geschäftsführer Willy Fischel hofft: „Spielwaren haben alle Chancen, zu Weihnachten beim Konsumenten zu punkten. Denn beim Kind wird zuletzt gespart. Gerade in schwierigen Zeiten suchen die Menschen nach echten Werten und Zusammenhalt in der Familie und im Freundeskreis. Die Kultur des Spielens ist deshalb so aktuell wie lange nicht mehr.“

Der Verband hofft, dass mit der zunehmenden Marktsättigung bei Mobiltelefonen wieder mehr Geld für den Spielzeugkauf frei wird und hat als Megatrend 2005 kabelloses Fernsteuern ausgemacht – „egal, ob Autorennbahn, Metallauto oder Ufo“. In der zweiten Jahreshälfte kam mit dem japanischen Zahlenrätsel SuDoku eine umsatzfördernde Spielzeugüberraschung auf den Markt. Mit einer Belebung des Handels rechnet der BVS allerdings erst 2006 – dank des Großereignisses Fußball-WM in Deutschland.

Uhren und Schmuck
Auch Uhren und Schmuck gehören traditionell zu den typischen Weihnachtsgeschenken. Bodo Jonda, Geschäftsführer des Bundesverbands Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte e.V. aus Königstein, geht von einem „besseren Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr“ aus. Die Stimmung unter den Mitgliedern des Verbandes habe sich positiv entwickelt, sowohl bei Schmuck als auch bei Uhren rechnen die Händler mit Umsatzzuwächsen. Während für Herren weiterhin qualitativ hochwertige Uhren ab 1 000 Euro zu den Rennern gehören werden, bevorzugen Damen „kombinierbaren Schmuck, bei dem die breite Vielfalt des Edelsteinangebots genutzt wird“. Nach Angaben von Jonda setzen die Kunden inzwischen nicht mehr auf die Billigprodukte, sondern vertrauen wieder auf die traditionelle Markenqualität des Fachhandels. Jonda: „Auf Nobelmarken zu Schleuderpreisen fallen die Verbraucher nicht mehr herein.“

Unterhaltungselektronik
Elektronische Geräte gehören zu den Produkten, bei denen rund ein Viertel des Jahresumsatzes in den Vorweihnachtswochen gemacht wird. Optimistisch gibt sich beispielsweise die Media-Saturn-Holding, die im Weihnachtsgeschäft vor allem auf das hochauflösende Fernsehen HDTV setzt, so Unternehmenssprecher Bernhard Taubenberger. Als weitere Trendthemen sieht Media Markt/Saturn das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T, aber auch DVD-Festplattenrekorder, Digitalkameras sowie mobile Navigationsgeräte.

Selbstverständlich hofft der Einzelhandel, dass in den wenigen Wochen, die bis zum Weihnachtsfest verbleiben, noch die richtige Shopping-Laune bei den Verbrauchern aufkommt. Zwar haben viele mittelfränkische Kommunen angesichts leerer Stadtsäckel bei Weihnachtsdekoration und entsprechender Beleuchtung der Innenstädte sparen wollen, aber, so Uwe Werner, „sich dann zähneknirschend doch bereit erklärt, zumindest so viel Geld für die Dekoration und Beleuchtung auszugeben wie im Vorjahr.“

Die Konsumenten sind nach Werners Aussage bei ihren Weihnachtseinkäufen vorsichtiger geworden: „In vielen Haushalten ist eigentlich schon alles vorhanden. Da ist es schwer, genau die richtigen Einkäufe für die richtigen Empfänger zu tätigen.“ Mit zwei Folgen muss der Handel deshalb leben: Zum einen steigt die Zahl der verkauften Gutscheine seit Jahren an, zum anderen werden immer mehr Weihnachtspräsente nach dem Fest umgetauscht. Inzwischen bestehen ein Fünftel bis ein Viertel der Geschenke aus Gutscheinen – so kann der Beschenkte in aller Ruhe selbst auswählen, was ihm am besten gefällt. Und da vielen Geschenkempfängern die Gaben unter dem Weihnachtsbaum nicht gefallen, wächst die Zahl der umgetauschten Präsente. Wer die Unzufriedenheit der Beschenkten einmal miterlebt hat, wird wohl im kommenden Jahr gleich zum Gutschein greifen.

Zu einem ernsthaften Konkurrenten für den örtlichen Handel hat sich in den vergangenen Jahren das Internet entwickelt. Vor allem Kunden des Versandhandels nutzen den Online-Zugang in immer stärkerem Maße, aber in der Vorweihnachtszeit nehmen die Bestellungen per PC bei vielen Produkten stark zu. Das Internet hat rund um die Uhr geöffnet, der Kunde muss
keinen Parkplatz suchen und nicht anstehen. Verbandsvertreter wie Bodo Jonda oder Uwe Werner raten ihren Mitgliedern deshalb schon lange, diese zusätzliche Vertriebsschiene zu nutzen. Am Ende des Einzelhandelsjahres, so Uwe Werner, wird wohl „allenfalls das Vorjahresniveau“ erreicht sein.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2005, Seite 8

 
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