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LEONI

Stellenabbau weltweit

Nach einem abrupten Nachfrageeinbruch in der Automobilindustrie ab Oktober 2008 hat die Leoni AG Nürnberg ein drastisches Sparprogramm eingeleitet. Bei dem weltweit tätigen Spezialisten für Draht-, Kabel- und Bordnetz-Systeme steht neben der Begrenzung der Investitions- und Sachausgaben vor allem die Anpassung der Produktionskapazitäten im Mittelpunkt.

Die weltweite Belegschaft der börsennotierten Unternehmensgruppe wurde bis Februar 2009 bereits um insgesamt 7 000 Personen auf 46 000 verringert. "Die Nachfragerückgänge waren in manchen Bereichen zu groß, um sie mit Maßnahmen wie Überstundenabbau oder Kurzarbeit auffangen zu können", sagte Vorstand und Arbeitsdirektor Dieter Bellé, verantwortlich für Finanzen und Controlling, bei der Bilanzpressekonferenz in Nürnberg. Da der Konzernumsatz im Januar und Februar 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zurückgegangen sei, müsse an einer Vielzahl von Standorten weltweit ein weiterer Stellenabbau erfolgen – vor allem in Osteuropa, Asien und Nordafrika. "Wir gehen davon aus, dass von den rund 4 300 Stellen in Deutschland bis zu zehn Prozent wegfallen werden", so Bellé.

Leoni erzielte im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 2,9 Mrd. Euro, wie Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Probst bekannt gab. Im Vergleich zum Vorjahr konnte damit eine Steigerung von 23 Prozent erreicht werden, die allerdings auf die Akquisition der ehemaligen Bordnetzsparte des französischen Kabelherstellers Valeo (jetzt LWSF) Anfang 2008 zurückzuführen ist. Der Jahresüberschuss sank von 86,2 Mio. Euro im Jahr 2007 auf 5,2 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Bis einschließlich September 2008 hatte Leoni in allen wichtigen Märkten Umsätze und Ergebnisse in erwarteter Höhe erzielt. Die meisten Produktionsstandorte waren bis an die Kapazitätsgrenze ausgelastet.

Im Unternehmensbereich Wire & Cable Solutions (WCS) ging in den letzten Monaten 2008 insbesondere die Nachfrage nach Automobilleitungen, Netzanschlusskabeln für Elektro- und Hausgeräte, Kabelsystemen für den Maschinenbau sowie nach Drähten und Litzen deutlich zurück. In den Branchen Medizintechnik, Petrochemie, Solartechnik und Fiber Optics sowie auf dem Spezialgebiet der Strahlenvernetzung verlief das Geschäft bis zum Ende des Jahres 2008 unverändert positiv. Außerdem konnten mit der Verkabelung des Gotthard-Basistunnels, der Airbus-Familien A320 bis A340 und von Schiffskabinen drei strategisch wichtige Aufträge in Märkten außerhalb der Automobilindustrie gesichert werden, die bisher 70 Prozent des Umsatzes bestimmt. "Unserem langfristigen Ziel, die Unabhängigkeit von der Automobilindustrie zu vergrößern, sind wir dadurch einen Schritt näher gekommen", so Probst.

Der Unternehmensbereich Wiring Systems (WSD) realisierte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2008 ein planmäßiges Geschäft, musste jedoch im vierten Quartal aufgrund der Automobilkrise massiv verringerte Abrufe bei fast allen Herstellern und Modellen verkraften. Zu den Hauptumsatzträgern gehörten Kabelsysteme und komplette Bordnetze für die Automobilhersteller Daimler und PSA mit den Modellen Mercedes A- und B-Klasse, Smart, Citroën C5 und Peugeot 308. Mit der Übernahme des internationalen Bordnetzgeschäfts der russischen Firma Itelma gelang es, in diesem wichtigen Markt Fuß zu fassen. Durch die 50-prozentige Beteiligung am südkoreanischen Bordnetzhersteller und bisherigen Kooperationspartner Daekyeung konnte die Basis für künftige Expansion in einer weiteren Wachstumsregion gelegt werden. Positive Impulse kamen ferner aus China, wo erstmals auch der chinesische Produzent SAIC beliefert wurde.

Für 2009 rechnet Leoni konzernweit mit einer deutlich verminderten Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr. Wie stark der Rückgang in den von der Rezession betroffenen Märkten genau ausfallen wird, könne nach heutigem Stand jedoch nicht seriös vorhergesagt werden. "Wir fahren auf Sicht", so Konzernchef Probst.

Autor/in: 

gru.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2009, Seite 54

 
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