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Tourismuswirtschaft

Recht unbeschwert

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Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise zeigt sich die Branche in Franken zuversichtlich. Denn Urlaub in Deutschland liegt im Trend. Illustration: Petra Herberger

Die Renaissance des Inlandstourismus steigert Frankens Erfolgschancen weiter", erklärt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Der Tourismus in Franken sei auf klarem Erfolgskurs. Rund 19,3 Mio. Übernachtungen (einschließlich Camping-Tourismus) hat der Tourismusverband Franken im vergangenen Jahr registriert, das war ein Zuwachs von 1,3 Prozent. "Wir konnten den positiven Trend der letzten fünf Jahre trotz deutlich schwächerer Konjunktur auf hohem Niveau nahtlos fortsetzen", so Herrmann, der auch 1. Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken ist. Damit unterstreiche der fränkische Tourismus mit einem Umsatz von rund sieben Mrd. Euro seine wichtige Rolle in der bayerischen Tourismusbilanz. Bei einem Langzeitvergleich der letzten beiden Jahrzehnte liegt Franken mit einem Indexwert von 114,9 sogar über dem bayerischen Wert (110,3).

Die positiven Zahlen sind neben den Zuwächsen bei ausländischen Gästen vor allem auf die Besucher aus Deutschland zurückzuführen. Während im fränkischen Städtetourismus ebenfalls Steigerungsraten (rund zwei Prozent) zu verzeichnen sind, blieben die Kur- und Heilbäder auf dem Niveau des Vorjahres.

Herrmann verwies zudem auf den von Experten prognostizierten Trend zum "erdgebundenen Tourismus", bei dem Flug- und Fernreisen zugunsten heimischer Urlaubsreisen seltener werden. Die jüngst veröffentlichte "Deutsche Tourismusanalyse" der Stiftung für Zukunftsfragen bestätige diese Prognose und zeige, dass die Deutschen 2009 aller Voraussicht nach weniger ins Ausland reisen werden. Herrmann: "Dies birgt neue Chancen für eine weitere positive Entwicklung des fränkischen Tourismus als heimische Urlaubsdestination."

Als Gründe für die positive Entwicklung im fränkischen Tourismus nannte Herrmann u.a. die konsequente Ausrichtung auf Produktlinien, die sich an bestimmte Zielgruppen wenden. Beispiele sind "Franken aktiv: Wandern", "Franken aktiv: Radfahren", "Franken Kultur", "Gesundheitspark Franken" und "Franken kulinarisch erleben". Nicht zuletzt habe die regionale Tourismuswirtschaft erfolgreich daran gearbeitet, Qualität und Kundenzufriedenheit weiter zu steigern.

Ein überaus positives Tourismusergebnis im Jahr 2008 verzeichnete auch die Stadt Nürnberg: Nach Aussage von Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck wurde ein neuer Rekord bei den Übernachtungen aufgestellt. "In konjunkturell schwierigen Zeiten in der Industrie entpuppt sich der Tourismus als Flaggschiff der Nürnberger Wirtschaftsstruktur", so Fleck. Verkehrsdirektor Michael Weber kann das mit handfesten Zahlen untermalen. Hotellerie, Jugendherberge, Campingplatz und das Caritas-Pirckheimer-Haus als Tagungsstätte verbuchten zusammen rund 2,3 Mio. Übernachtungen, das waren vier Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat Nürnberg seinen neunten Platz unter den übernachtungsstärksten Städten Deutschlands behauptet. "Die Hotellerie kann mit dem Ergebnis zufrieden sein", erklärte Weber. Auf sie entfielen 2,1 Mio. der Übernachtungen, womit zum fünften Mal in Folge ein Anstieg vermeldet werden konnte. Der war allerdings ausschließlich den Übernachtungen der inländischen Gäste zu verdanken, die um 6,8 Prozent auf 1,5 Mio. zunahmen, während die Übernachtungen von Ausländern um 1,4 Prozent auf rund 650 000 sanken.

Das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK hat das Buchungsverhalten in den stationären Reisebüros untersucht, kann jedoch daraus nicht ablesen, dass mehr Deutsche angesichts der Wirtschaftskrise ihren Sommerurlaub im eigenen Land oder angrenzenden Staaten verbringen. Deutschland entwickele sich mit einem Umsatzplus von zwei Prozent zwar weiterhin gut, Österreich liege mit minus acht Prozent aber deutlich unter dem Vorjahr. Die Urlaubsländer in Nord- und Osteuropa, die auch ohne Flugzeug gut zu erreichen sind, haben insgesamt neun Prozent weniger Umsatz in den Reisebüros erzielt. Fernreisedestinationen entwickeln sich demgegenüber bis auf wenige Ausnahmen (Afrika, Mittel- und Südamerika) weder besser noch markant schlechter. Es sind zudem überwiegend Fernreiseziele, die im Reisebüro die höchsten Zuwachsraten verzeichnen: Vietnam, die Kapverden, Malaysia, Hongkong, die Arabischen Emirate, Japan und Tansania werden derzeit verstärkt nachgefragt.

Familien müssen sparen
Besonders Familien zeigen sich bei ihren Urlaubsplanungen zurückhaltend, bereits seit dem Herbst buchen sie spürbar weniger Reisen in den Reisebüros. Demgegenüber ist das Reise- beziehungsweise Buchungsverhalten von Alleinreisenden und Paaren trotz der negativen Wirtschaftaussichten recht stabil. Auch sie buchten Anfang des Jahres zwar deutlich weniger Urlaube, betrachtet man allerdings den Zeitraum ab September 2008 bleibt das Niveau auf dem des Vorjahres.

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch in der Detailbetrachtung der Sommerbuchungen nach Aufenthaltsdauern und Preisklassen: Höherpreisige Reisen ab 1 500 Euro verkaufen sich ebenso gut wie im vergangenen Jahr. Der Anteil von Alleinreisenden (36 Prozent) und Paaren (29 Prozent) ist in diesem Preissegment besonders hoch. Rückläufig entwickeln sich vor allem die unteren Preisklassen. Wer ohnehin weniger Geld zur Verfügung hat, verzichtet in diesem Jahr also am ehesten auf seinen Sommerurlaub. Dass insbesondere die Preiskategorien bis 750 Euro so stark verloren haben, könnte auch für einen Verzicht auf den Zweiturlaub – etwa über Pfingsten – sprechen. Ein weiteres Indiz dafür sind die zurückgehenden Buchungen von Reisen mit einer Aufenthaltsdauer zwischen sieben und zehn Nächten.

Der zweiwöchige Sommerurlaub bleibt aber auch in diesem Jahr Standard. Kurztrips mit bis zu drei Übernachtungen, Reisen mit einer Aufenthaltsdauer von unter einer Woche und längere Ferien mit mehr als 20 Nächten entwickeln sich ebenfalls positiv. Einen längeren Urlaub gönnen sich vor allem Alleinreisende, gefolgt von Paaren. Familien verreisen in diesem Sommer tendenziell etwas kürzer. Die GfK-Auswertungen basieren auf den Buchungsdaten von rund 1 200 Reisebüros, die den stationären Vertriebsmarkt in Deutschland repräsentativ abbilden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2009, Seite 24

 
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