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E-T-A

Kleine Stromwächter immer schlauer

Schutzschalter von E-T-A gibt es auf der ganzen Welt, verbaut in Autos, Maschinenparks oder Haushaltsgeräten. „Industrie 4.0“ begreifen die Altdorfer als große Chance.

Unscheinbar wirken die Produkte der E-T-A Elektronische Apparate GmbH auf den ersten Blick: Oft sind sie nur wenige Zentimeter groß, bestehen aus Plastik oder Metall und tragen Namen wie „ESS31-T“ oder schlicht „1110“. Dass die kleinen, cleveren Teile ganze Fabriken vor dem Stillstand bewahren, sieht man ihnen kaum an. Das Familienunternehmen mit Stammsitz in Altdorf bei Nürnberg produziert seit mehr als 60 Jahren Schutzschalter und Sicherungsautomaten für die ganze Welt. Im Bereich der Geräteschutzschalter ist das Unternehmen nach eigenen Angaben Weltmarktführer.

Aus einer umfangreichen Produktpalette beliefert E-T-A internationale Kunden aus verschiedenen Branchen wie Anlagenbau, Telekommunikation, Chemie-, Kraftfahrzeug- und Medizintechnik sowie Hersteller von elektrischen Haushaltsgeräten. Dass auch eine breite Branchenverteilung manchmal nicht vor schlechteren Zahlen bewahren kann, zeigen die Umsatzrückgänge der beiden letzten Jahre. Mit einem Minus von 2,3 Prozent auf 85 Mio. Euro im Jahr 2013, sei man nicht zufrieden, liege aber im Branchendurchschnitt, erklärte Geschäftsführer Dr. Clifford Sell. Verantwortlich hierfür sei die schwache Nachfrage auf dem US-amerikanischen und asiatischen Markt. Ebenso wirkten sich das Ende einer E-T-A-Beteiligung und die Veräußerung eines Sensorik-Bereichs aus, deren Zahlen folglich nicht mehr in der Bilanz stünden.

Rückenwind für Industrie 4.0

Die starken Geschäftsfelder sind bei E-T-A die Bereiche Automation und Transport: Dort werden Schalter entwickelt und produziert, die Produktionsanlagen und Fahrzeuge davor schützen, dass sie durch Überlastung oder Kurzschluss Schaden nehmen. Verkaufsschlager seien hier die extrem kompakten Sicherungsautomaten, erklärt Geschäftsführer Philip Poensgen. Zahlreiche US-amerikanische und asiatische Hersteller von Nutzfahrzeugen verbauen die kleinen Stromwächter von E-T-A. Und auch im Anlagenbau seien sie bereits ein „absolutes Muss“. Ein Jahr des „Durchatmens“ habe man bei der Medizintechnik erlebt. Der Bereich, der dem Unternehmen mitten in der Krise von 2008/2009 gute Zahlen lieferte, stagnierte zuletzt. Kaum Hoffnung auf Besserung sehen die beiden Geschäftsführer im Bereich der Telekommunikation. „Jedes Unternehmen hat es schwer auf Märkten, wo Wettbewerber Produkte verschenken“, so Sell. Gemeint ist damit die chinesische Konkurrenz, die teilweise Anlagen kostenlos anbiete und sich so Marktanteile und Wartungsverträge erkaufe. 

Smarte Schalter

Das Zauberwort, das Sell und Poensgen derzeit zum Strahlen bringt, ist spätestens seit der Hannover Messe in aller Munde: Industrie 4.0. Der Begriff meint die intelligente Fabrik der Zukunft, in der die Maschinen im Produktionsprozess miteinander verbunden sind und sich durch eine zentrale Steuerung optimal aneinander ausrichten. In diesem Feld will sich E-T-A zum Vorreiter aufschwingen, u.a. mit ControlPlex, einem System von intelligenten Stromverteilern. In einem mit diesem System ausgestatteten Betrieb lasse sich die Stromverbindung einzelner Maschinen komfortabel auf einem Bildschirm anzeigen und per Mausklick regeln. Veränderungen an einer Maschine, wenn zum Beispiel die Spannung abfällt oder ein Kurzschluss auftritt, meldet das System: ein grünes Licht wird rot. „Einfach wie im Computerspiel“ könne ein Mitarbeiter die Störung anwählen, Eigenschaften dazu über eine Maske aufrufen und die Störung gegebenenfalls mit einem Klick beheben. Die langwierige Suche nach dem fehlerhaften Bauteil fällt damit weg, das Problem kann schneller behoben werden und kürze-
re Ausfallzeiten machen die Produktion effizienter. Gleichzeitig merkt sich das System die Umstände des Fehlers, zum Beispiel wann der Fehler auftrat und repariert wurde. Diese Informationen können bei immer wiederkehrenden Störungen den entscheidenden Hinweis, beispielsweise zu einer fehlerhaften Maschineneinstellung oder Bedienung, geben.

Global aufgestellt

Entwickelt werden solche Zukunftsprodukte von 68 Mitarbeitern in der Altdorfer Forschungsabteilung, denen etwa sieben Prozent des Umsatzes zur Verfügung stehen. Weitere Produktinnovationen für 2014 seien noch unter Verschluss, so Sell. Intern arbeite man auch daran, Produkte schneller zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Denn die Zeit zwischen dem Markteintritt und der Kopie werde immer kürzer. Dass sich Qualität langfristig auszahle, sei mittlerweile deutlich zu spüren. Viele Anwender hätten sich mit Billigprodukten bereits eine „rote Nase“ geholt und seien schließlich beim hochwertigen, aber teureren E-T-A-Schalter gelandet. Daher ist Asien auch für die Altdorfer ein begehrter Absatzmarkt. Im High-Tech-Land Japan, dessen Industrie viel Wert auf Sicherheit und Zuverlässigkeit legt, beliefern sie bereits viele Kunden. Hauptabsatzmärkte des Unternehmens, das einen beachtlichen Auslandsanteil von 69 Prozent vorweist, sind aber vor allem Deutschland und die USA.

Damit nun auch das Geschäft mit China richtig anläuft, wurde die Vertriebsstruktur umgebaut und die Belegschaft der Büros in Peking, Shanghai und Shenzhen innerhalb der letzten beiden Jahre auf 25 Mitarbeiter fast verdoppelt. Steuern soll das Asien-Geschäft ein neuer Manager, von dem die beiden Geschäftsführer viel erwarten. Als chinesischer Landsmann mit Berufserfahrung bei Firmen des deutschen Mittelstands habe er beste Voraussetzungen, beide Welten erfolgreich zu vereinen. 13 Vertriebsniederlassungen unterhält E-T-A auf dem ganzen Globus, von Australien über Russland bis Thailand. Über eigene Gesellschaften und Partner sind die Mittelfranken in 60 Ländern vertreten. 713 der weltweit insgesamt 1 373 E-T-A-Angestellten sind in Deutschland tätig. Zeitarbeiter setzt das Unternehmen nur für Auftragsspitzen ein, wie derzeit im Werk Hohenfels in der Oberpfalz, wo 13 kurzfristig Beschäftigte die 165 Stammkräfte unterstützen.

Volle Auftragsbücher

Überhaupt sei das Jahr 2014 „toll“ angelaufen, so Sell. Im ersten Quartal haben einige Firmenkunden ihren gesamten Jahresbedarf geordert, was für E-T-A ein Umsatzplus von 15 Prozent bedeutet. Dank des guten Starts rechnen Sell und Poensgen mit einem Umsatz von etwa 94 Mio. im Gesamtjahr 2014. Die gute Stimmung in der Automatisierungsbranche sei nicht nur in den eigenen Auftragsbüchern abzulesen, auch auf der Hannover Messe, wo das Unternehmen jedes Jahr vertreten ist, teilten Hersteller und Kunden diese Einschätzung. Große  Vorfreude hegen die beiden Geschäftsführer auch für die SPS IPC Drive im November. Die Spezialmesse in Nürnberg habe sich zu einer weltweit führenden Messe der Automatisierungstechnik entwickelt, worauf der heimische Messestandort mächtig stolz sein könne, so Poensgen und Sell einstimmig. Investitionen planen die Altdorfer 2014 im Rahmen des Vorjahres: Während das Geld letztes Jahr vor allem in die Instandhaltung floss, sollen 2014 rund 3,5 Mio. Euro für einen Maschinenpark im Elektrobereich ausgegeben werden.

Autor/in: 

mh.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2014, Seite 72

 
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