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Ribe

Krisenfeste Verbindungen

Ribe © 2015 Thomas Tjiang, all rights reserved

Die Geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Dann und Frank A. Bergner leiten das Traditionsunternehmen (v.l.).

Die Produkte des Schwabacher Hidden Champions verstecken sich in Pkw-Motoren, Maschinen und Medizintechnik.

Ribe, die Richard Bergner Holding GmbH & Co. KG, ist mit über 1 000 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in Schwabach und zählt sich zu den weltweit führenden Entwicklern und Herstellern von mechanischen Verbindungselementen wie Schrauben, technischen Federn und Elektroarmaturen für Hochspannungsleitungen. Die Wurzeln des Unternehmens liegen im Jahr 1911, als sich der Betrieb zunächst mit technischen Federn auf die regional florierende Spielzeugindustrie konzentrierte.

„Unsere Produkte sieht man nicht“, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Frank A. Bergner, der zusammen mit Thomas Dann, dem Vertreter der zweiten Eigentümerfamilie, die Geschicke des Hidden Champion lenkt. Die Produkte von Ribe wie Aluminium-Schrauben finden sich etwa im Doppelkupplungsgetriebe von Porsche oder im Acht-Gang-Automatikgetriebe von Audi und BMW. Einem Segment, in dem sich Ribe als „weltweiter Markt- und Technologieführer“ sieht.

Dennoch geben sich die Schwabacher bodenständig: Man konzentriere sich auf technische Innovationen, deren Weiterentwicklung und die Verbesserung von Produktionsabläufen, so Dann. Mit langem Atem in Entwicklung zu investieren, sei mittlerweile ein „Privileg des Mittelstandes“. Börsennotierte Konzerne stünden zunehmend unter Rechtfertigungsdruck, wann sich solche Investitionen rechneten. In den Alu-Schrauben von Ribe stecke eine Entwicklungsarbeit von zehn Jahren.

Diese Firmenpolitik rechnet sich, zumal das Geschäftsfeld Verbindungstechnik z.B. mit Spezialschrauben und Nieten zwei Drittel des Geschäfts ausmacht. Zweitgrößtes Geschäftsfeld sind Elektroarmaturen, das mit Kunden aus den Branchen Leitungsbau, Bahntechnik und Kabelbau einen Umsatzanteil von fast 25 Prozent erzielt. Das Geschäftsfeld Technische Federn kommt in den Branchen Automotive, Medizintechnik und Industrie etwa mit Druck-, Zug- oder Drehfedern auf einen Anteil von sieben Prozent. Die jüngste Sparte Anlagentechnik setzt das eigene Know-how u.a. an Prüfvorrichtungen, Montagelinien oder Prüftechnik auch für Automotive- oder Industriekunden um und steuert einen Umsatzanteil von drei Prozent bei.

Insgesamt stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um rund neun Prozent auf 174 Mio. Euro. Der Ertrag sei dabei deutlich positiver als im Vorjahr ausgefallen, so Bergner. Für das laufende Jahr rechnet er vorsichtig mit vergleichbaren Werten. Auch die Zahl der Mitarbeiter werde bei rund 1 400 stabil bleiben. Im hauseigenen Ausbildungszentrum haben 22 Azubis neu angefangen.

Am Stammsitz in Schwabach betreibt Ribe drei Werke mit über 1 000 Beschäftigten. Werk 1 wurde von Bergners Urgroßvater in einer alten Kaserne, die damals noch vor den Toren der Stadt lag, in Betrieb genommen. Erst seit diesem Jahr läuft Werk 3 im neuen Gewerbepark Schwabach West. Am Standort im sächsischen Radebeul beschäftigt Ribe weitere 40 Mitarbeiter, weitere 300 an Standorten in China, Malaysia, der Slowakei und den USA.

Die Krise überwunden

Der frühere Standort in Tschechien wurde zu einem Opfer der Finanzmarktkrise, die das Schwabacher Unternehmen stark getroffen hatte. Nachdem andere Sanierungs- und Sparmaßnahmen ausgeschöpft waren, mussten Anfang 2009 in Schwabach 120 Mitarbeiter entlassen werden. Ausgenommen waren Mitarbeiter in der Entwicklung und Azubis, um über die Krise hinaus die langfristigen Ziele im Auge zu behalten. Als Ribe wieder Tritt gefasst hatte, wurden frühere Mitarbeiter bei der Wiedereinstellung bevorzugt. Seit Jahresmitte 2015 wird nach fünf Jahren wieder volles Urlaubs- und Weihnachtsgeld gezahlt. Auch deswegen habe die „Ribe-DNA“ nicht gelitten, berichtet Dann, der seit 2010 auch Vorsitzender des IHK-Gremiums Schwabach ist. Man habe sehr qualifizierte Mitarbeiter, die für das Unternehmen „durchs Feuer gehen“, erläutert Bergner.

In der Krisenphase holte sich Ribe auch für zwei Jahre einen externen Sanierer als Interimsmanager an Bord, was für einen Mittelständler eher untypisch ist. Dieser optimierte u.a. die historisch gewachsene Schrauben-Fertigungslinie zu einem durchgängigen Prozess. Diesen nüchternen Strategieblick auf die eigene Produktion will man sich bewahren. Gerade wurde das interne „Projekt Fertigungsstrukturen 2025“ gestartet, das die künftigen Herausforderungen aufzeigen soll.

Hoher Entwicklungsaufwand

Auch wenn neben dem Automotive-Geschäft verstärkt andere Branchen erschlossen werden, ist der Anteil des Autozuliefergeschäfts groß und die Hauptkunden abhängig vom Weltmarkt. Die harten Bandagen, mit denen die Einkäufer der Autohersteller um Preise kämpften, haben sich etwas gelockert. Teilweise bemerke Bergner eine Rückbesinnung auf mittelständische Zulieferer. Weil Ribe „High-End mit hohen Entwicklungsaufwand“ leiste, sei man nicht so austauschbar, weshalb man nicht bei jedem Preis mitmache und nicht auf Preisdifferenzierung setze.

High End steht bei Ribe für neue Werkstoffe, wie etwa Karbon, die als Kerntechnologie quer über alle Bereiche hinweg Synergieeffekte schaffen sollen. Der technische Vorsprung ist mit rund 175 Patenten weltweit abgesichert, Produkt- und Fertigungslizenzen werden nur an handverlesene Partner in Fernost sowie Nord- und Südamerika vergeben. Intern werde immer ausreichend Entwicklerkapazität bereitgehalten, um mögliche Innovationen zu identifizieren und gegebenenfalls marktreif zu machen. Hier habe Ribe noch viel in der Pipeline, so Bergner.

Auch in Zukunft will Ribe am Erfolgsrezept des Familienunternehmens, „Tradition und Innovation“, festhalten. Dafür wollen die Schwabacher einerseits für Mitarbeiter ein verlässlicher und weiterbildungsorientierter Arbeitgeber sein, andererseits für Kunden ein zuverlässiger Partner. Die Traditionsfirma soll „kein Fett ansetzen, sondern weiter Muskeln“ aufbauen.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2015, Seite 80

 
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