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Mister*Lady

Die Trendjäger

Mister*Lady © Thomas Tjiang

Mister*Lady-Geschäftsführer Albert Himmel (l.) und Jürgen Hanslbauer.

In einem hart umkämpften Markt behauptet sich der Schwabacher Modeanbieter und muss dabei cool aussehen.

In Deutschlands Innenstädten kommt man an dieser Marke kaum vorbei: Mister*Lady ist bundesweit mit 316 Niederlassungen präsent, weitere 35 Geschäfte finden sich in Österreich. Um sich selbst macht die Mister*Lady GmbH, die im letzten Jahr von Nürnberg nach Schwabach umgezogen ist, kein großes Aufheben. Man zeigt sich kundenorientiert und schnörkellos und hat diesen Anspruch auch in der neuen Firmenzentrale umgesetzt.

Wer einen der drei Geschäftsführer des Anbieters für junge Mode im neuen Verwaltungsgebäude besucht, wird direkt telefonisch bei einem Chef angemeldet und persönlich abgeholt. „Wir sind schlank organisiert“, sagt Jürgen Hanslbauer, der zusammen mit Albert Himmel und Rudolf Kempter seit 2006 die Geschäfte leitet. Es gibt „keinen Wasserkopf“ in der Verwaltung, als Einkaufs- und Marketingleiter fungiert Hanslbauer selbst. Das Trio teilt sich im Sekretariat eine Halbtagskraft, um die Beantwortung der Mails kümmern sie sich selbst, genau wie um den Kaffee für Besucher.

Die schlanke Organisation soll sich auch im 18 Mio. Euro teuren Neubau für 150 Mitarbeiter widerspiegeln, wo blanke Betonwände für Funktionalität sprechen, der ausgesuchte Holzboden steht für den soliden Grund. Es gibt Besprechungsecken, einen Fitnessraum und eine riesige Dachterrasse mit weitem Blick. LED-Lichttechnik, Geothermie plus ein Blockheizkraftwerk unterstreichen die Zukunftsorientierung des Unternehmens.

Die Wurzeln von Mister*Lady liegen in den 1960er Jahren, als in Deutschland die Jeans ihren Durchbruch erlebte und Kult wurde. In dieser Zeit, im Jahr 1967, eröffneten Ellen und Dieter A. Beran den ersten „Western Store“ in Düsseldorf. Mit einem einzigartigen Sortiment rund um den American Way of Life und der Jeans im Mittelpunkt. Als der Cowboy-Trend Anfang der 70er Jahre nachließ, änderte das Unternehmen, das seinen Sitz bereits nach Nürnberg verlegt hatte, den Namen zu „Mister+Lady Jeans“ dann zu Mister*Lady.

Das heutige Geschäftsführer-Trio wurde von Unternehmensgründer Beran eingesetzt, als er sich aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen wollte. 2010 verkaufte Beran sein Lebenswerk an den Hamburger Sportswear- und Modeanbieter Dr. Rehfeld Fashion AG, die die drei Geschäftsführer an der Spitze beließ. Normalerweise gehe mindestens der Finanzchef, erinnert sich Albert Himmel, der noch heute für die Finanzen zuständig ist. Stattdessen nahm der Gesellschafter das Geld für die Firmenzentrale und ein Logistikgebäude in die Hand und gewährt operative Freiheit im Tagesgeschäft.

Schrumpfender Textilmarkt

Während viele Jeans-Anbieter vom Markt verschwanden, zählt Hanslbauer das Haus zu einem der „erfolgreichsten Unternehmen im Young-Fashion-Bereich“. Vorläufigen Zahlen zufolge kletterte der Bruttoumsatz in Deutschland und Österreich im abgelaufenen Jahr um zwei bis drei Prozent auf 180 Mio. Euro. Der Ertrag soll „stabil“ bleiben, was angesichts des starken Dollars, in dem der Einkauf aus der Türkei abgerechnet wird, nicht ganz einfach ist. Da der Textilmarkt schrumpft, setzt Mister*Lady auf eine Expansionsstrategie und eröffnet jährlich 20 bis 25 neue Standorte. Man könne die Zahl der Stores noch verdoppeln und gehe auch in Städte mit 10 000 Einwohnern, wenn die Standortkennziffern stimmen.

Vom einst breit aufgestellten Gemischtwarenladen rund um die Jeans ist mittlerweile ein klar fokussierter Spezialist geworden. Eine eigene Designabteilung entwickelt die Kollektionen für die Marken Blind Date Casual, Blind Date Women, Blind Date Bodywear, Much More und Savvy. Früher richtete sich das Sortiment in den Stores an eine Altersgruppe von „zwei bis 60 Jahren“. Heute ist die Kernzielgruppe 15 bis 25 Jahre alt.

Das schnelle Geschäft mit junger Mode auf einer Fläche von 350 bis 400 Quadratmetern verzeiht wenig Fehler. Ein wichtiger Eckpreis ist 9,99 Euro, egal ob die Mehrwertsteuer erhöht wird oder Strompreis und Gehälter steigen. „Unsere Kunden akzeptieren keine Preiserhöhungen“, lautet für Hansl-
bauer eine schlichte Maßgabe vom Markt. Eine andere ist der Preiskampf der Branche, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Umso wichtiger ist es, bei Wäsche, Jacken, Hosen, T-Shirts und Accessoires immer auf die richtigen Trends zu setzen und die angesagten Farben, Muster und Schnitte im Regal zu haben.

Zukunft Online-Geschäft

Relativ spät ist Mister*Lady mit seinem Online-Shop dran, der sich „konservativ und planmäßig“ entwickle. Bis zum Ende des Jahres soll der digitale Vertriebsweg die „stärkste Filiale“ sein, ohne das stationäre Geschäft zu kannibalisieren. Zum einen sei man in vielen Regionen zwischen Flensburg und Konstanz noch nicht vertreten. Zum anderen können sich die Online-Shopper ihr Paket in eine Filiale vor Ort schicken lassen, was zu zusätzlicher Frequenz führt. In zehn Jahren, so die interne Rechnung, soll das Online-Geschäft zehn Prozent zum Umsatz beitragen.

Zum Jahreswechsel lag die Zahl der Mitarbeiter stabil bei 1 650, davon arbeiten über 100 am neuen Standort. Auch die Zahl der Azubis von deutschlandweit über 100 war konstant, vier bis sechs Lehrlinge werden in der Zentrale ausgebildet. Momentan habe das Unternehmen keine Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte zu finden, erklärt Himmel. Die Modebranche sei bei jungen Damen und Herren als Arbeitgeber attraktiv. Außerdem ist für Hanslbauer das neue Haus „ein Pfund“, das für eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda sorge. Zumal Mister*Lady die Zeichen weiter auf Expansion halten will.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2016, Seite 58

 
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