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Silbury

Die digitale Avantgarde

Silbury © Silbury

Markus Neubauer betrachtet Unternehmenskultur als wesentlichen Erfolgsfaktor.

Bei Silbury wird Digitalisierung gelebt: Markus Neubauer und sein junges Team setzen bei der Software-Entwicklung auf agile Prinzipien.

Im Mittelstand wird mit der Digitalisierung gerade erst begonnen: Denn es geht um weit mehr als die Optimierung der Prozesskette mithilfe weiterentwickelter IT-Werkzeuge. Es geht um tief greifende Veränderungen der Ge- schäftsmodelle.“ – Markus Neubauer spricht mit Leidenschaft über den digitalen Wandel. Der Inhaber und Geschäftsführer der Silbury Deutschland GmbH in Fürth ist nicht nur „IT-Enthusiast“, wie er in seinem Xing-Profil schreibt, sondern ein Unternehmer, dem der Standort Deutschland und vor allem die Wirtschaft in der Metropolregion Nürnberg am Herzen liegen. Auch deshalb will Neubauer dazu beitragen, dass deren Akteure nicht durch disruptive Innovationen aus dem Silicon Valley von den internationalen Märkten gefegt werden.

Vor zehn Jahren hat Markus Neubauer gemeinsam mit Thomas Feldmeier in Fürth die Silbury Gruppe gegründet, zu der die Silbury Deutschland GmbH mit derzeit 55 Beschäftigten sowie Tochtergesellschaften in der Schweiz und in Indien gehören. Inspirationsquelle bei der Namensgebung war der Silbury Hill in Südengland, der vor rund 5 000 Jahren errichtet wurde. Für die Firmengründer war das prähistorische Bauwerk (37 Meter Höhe, 167 Meter Durchmesser) das Symbol einer Gemeinschaftsleistung einer visionären Gesellschaft – und damit prädestiniert als Namensgeber ihres Start-ups.

Heute bezeichnet Neubauer sein IT-Unternehmen als „Beratungshaus im Bereich der digitalen Transformation“. Das Fundament war ursprünglich die Entwicklung von Software-Lösungen für individuell definierte Kundenanforderungen. Als zertifizierter Oracle-Partner hatte sich Silbury dabei u. a. auf Content-Management und komplexe Web- Anwendungen fokussiert. Inzwischen ist das Port- folio des Technologie-Unternehmens breiter und umfasst die Entwicklung von Lösungen für Marketing, Customer Service und Prozessmanagement. „Dabei ist es wichtig, die Geschäftsmodelle der Kunden zu verstehen und durch aktuelle technologische Innovationen stetig weiterzuentwickeln. Hierfür können wir Projekte von der Ideenfindung über den schnellen Prototypen bis zur dauerhaften Integration begleiten“, so Neubauer.

Internationale Kunden

Auf der Kundenliste stehen u. a. die Unternehmen Bosch, Siemens, Daimler und Munich Re sowie Institutionen wie die Bundesagentur für Arbeit. Für die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schuf Silbury eine neue Website mit einer hoch entwickelten Suchmaschine und einer benutzerfreundlichen Oberfläche. Österreichs Statistisches Bundesamt setzt ebenfalls auf das Know-how der Fürther IT-Spezialisten. Bei dieser Bundesbehörde laufen alle relevanten statistischen Informationen der Alpenrepublik zusammen, woraus eine gigantische Datenmenge resultiert. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an das von Silbury entwickelte Content-Management-System. Für die Helsana Insurance Group, die größte Krankenund Unfallversicherung der Schweiz, hat Silbury den Relaunch der Website verantwortet.

Damit Projekte dieser Größenordnung gelingen, kommt es Neubauer nicht allein auf technologisches Know-how an. Auch die Unternehmenskultur betrachtet er als kritischen Erfolgsfaktor. Offenheit für Neues, die Bereitschaft, den Status quo zu hinterfragen, sowie eine aufrichtige Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Kunden zählt der 39-Jährige zu den Kardinaltugenden des Geschäftslebens.

Passend zu diesem Anspruch haben sich die Strukturen und Arbeitsweisen von Silbury geformt, in denen sich viele Elemente des New-Work-Konzepts wiederfinden: Teamarbeit, kollegiale Selbstorganisation sowie Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiter. In dieser Organisationsform sieht Neubauer viele Vorteile, vor allem die schnelle Reaktionszeit auf Kundenwünsche oder sich verändernde Rahmenbedingungen.

Bei der Software-Entwicklung setzt Silbury ebenfalls auf agile Prinzipien. Dazu gehört die enge Einbindung der Kunden in den Entwicklungsprozess, inklusive regelmäßiger Meetings nach abgeschlossenen Arbeitsphasen (Iterations). Der agile Ansatz habe die Software-Entwicklung stark beschleunigt, meint Neubauer. Früher sei ein Pflichtenheft abgearbeitet worden und nach ein paar Monaten habe man dem Kunden das fertige Programm präsentiert – dessen Fehler und Unzulänglichkeit dann allerdings nur noch mühsam zu beheben waren. „Heute merkt man durch den kontinuierlichen Austausch mit dem Kunden viel schneller, wenn es irgendwo hakt und kann unmittelbar auf Anwenderwünsche eingehen.“

Raum für Kreativität

Nach den Leitlinien agiler Unternehmenskultur soll das Management Raum für Kreativität schaffen. Dieses Credo hat Neubauer wörtlich genommen: Seit Mai 2017 ist Silbury in den Malzböden in Fürth zuhause. Auf dem ehemaligen Areal der Humbser-Brauerei an der Schwabacher Straße belegt das IT-Unternehmen rund 1 500 Quadratmeter auf drei Etagen. Die Teams sitzen auf drei große Räume verteilt, um den Gedankenaustausch ohne lange Wege zu ermöglichen. Im Gebäude gibt es auch Rückzugsmöglichkeiten, etwa in Sitzecken, im „Spielezimmer“ mit Flipper und Tischkicker oder im Fitnessraum, sowie zahlreiche Räume für Besprechungen und Workshops.

Für Neubauer war es ein wichtiges Anliegen, dass die Beschäftigten ihre Arbeitsumgebung mitgestalten können. In einem Projekt mit dem Konzeptkünstler Thor van Horn griffen die Silbury-Mitarbeiter selbst zu Stiften und Pinseln. Dabei sind Blickfänge aus verschiedenen Genres und in diversen Techniken entstanden, von Tape Art über Actionpainting bis zur Grafikkunst. Selber machen statt reproduzieren - nach diesem Prinzip folgt Neubauer nicht nur bei der Bürogestaltung. Er will am Fürther Wiesengrund kein Silicon-Valley- Imitat aufbauen. „Aber man kann von dem Erfolg lernen, insbesondere von der extrem offenen Kultur, denn Innovationen entstehen vor allem an Schnittstellen zwischen Branchen und Unternehmen.“ Solche Schnittstellen will der Geschäftsführer im „Open Innovation Hub“, dem „Haus der Innovation“ herstellen, das er im Erdgeschoss seines Firmensitzes eröffnen wird. Im Jugendstil-Interieur der sorgfältig restaurierten Räume, in denen einst Geheimrat Hans Humbser die Geschicke seiner Brauerei lenkte, sollen künftig kreative Köpfe Ideen für den digitalen Wandel entwickeln. Anders als die üblichen Varianten geteilter Arbeitsplatzinfrastruktur will Neubauer mit seinem Coworking Space in erster Linie Menschen ansprechen, die zwar in Unternehmen angestellt sind, sich aber durch einen temporären „Tapetenwechsel“ inspirieren lassen wollen.

Neubauer ist ein Fan der US-Serie „The Big Bang Theory“ und Sheldon ist seine Lieblingsfigur. Aber mit diesem Extrem-Nerd hat er allenfalls den Hang zum Perfektionismus gemeinsam. In puncto Empathie und Kommunikationsfähigkeit ist er Sheldon um Längen voraus. Diese beiden Talente will der 39-Jährige auch in seiner Rolle als Sprecher der Fachgruppe Digitalisierung im Mittelstandsausschuss des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) einsetzen: „Ich möchte in dieser Funktion auch Ansprechpartner für mittelständische Unternehmen in der Region sein und deren Wünsche und Anregungen in die politische Diskussion einbringen.“

Autor/in: 

(aw.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2017, Seite 94

 
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