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Hofmann Personal

Kritik an „Bürokratiemonster“

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Geschäftsführerin Ingrid Hofmann.

Das 1985 von Ingrid Hofmann in Nürnberg gegründete Zeitarbeitsunternehmen Hofmann Personal (I. K. Hofmann GmbH) setzt seinen Wachstumskurs fort.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um rund acht Prozent auf 903 Mio. Euro. Der Umsatzanteil aus Deutschland, wo Hofmann nach eigenen Angaben zu den Top fünf gehört, kletterte von 604 Mio. Euro auf 655 Mio. Euro. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen vorsichtig mit einem Umsatzplus von ca. drei Prozent. Zur Unternehmensgruppe gehören allein im Inland 93 Standorte. Hinzu kommen Töchter in England, Österreich, Schweiz, Slowakei, Tschechien und in den USA, neu sind zwei Standorte in Norditalien. Im Jahresdurchschnitt waren inklusive Verwaltung 25 200 Mitarbeiter beschäftigt, 18 000 davon in Deutschland. In Mittelfranken legte die Zahl auf 2 550 zu, darunter im noch nicht abgeschlossenen Bewerberprozess zwölf Azubis.

Das vergangene Jahr wurde von den Änderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) überschattet, das Ingrid Hofmann als „teures Bürokratiemonster“ kritisiert. Darunter die sogenannte Equal Pay-Regelung, die Zeitarbeitern nach neun Monaten den gleichen Lohn für vergleichbare Arbeit garantiert. Hofmann könnte mit der Regelung leben, „wenn sie gut gemacht wäre“. In der Praxis gehe es aber nicht nur um Gewinnbeteiligungen oder Prämien, sondern auch um Kleinigkeiten wie z. B. den Wert einer Weihnachtskarte, die ein Kundenbetrieb seiner Belegschaft schickt. Da manchen Kunden die verbindliche Aufstellung aller Nebenleistungen für einzelne Arbeitsplätze zu kompliziert sei, werde die Entleihung lieber nach neun Monaten beendet – anders, als es die Reformer des AÜG gedacht und gewünscht hatten.

Ähnliches gilt für die neue gesetzliche Befristung eines Entleiheinsatzes auf 18 Monate, die erstmals nach Inkrafttreten des AÜG am 30. September erreicht wird. Dies gilt für alle Branchen, in denen keine eigene Tarifregelung vorliegt.

Die Hoffnung der AÜG-Macher auf eine Welle von Übernahmen aus der Zeitarbeit werde sich nicht erfüllen, so Ingrid Hofmann. Stattdessen würden jetzt schon Mitarbeiter zu anderen Unternehmen rotieren, damit zum Stichtag nicht alle Zeitarbeiter auf einen Schlag ausgewechselt und neu eingearbeitet werden müssen. Teils seien geeignete Ersatzkräfte nicht oder nur schwer zu beschaffen, was den Aufwand bei Hofmann Personal erheblich steigert. Teils treffe es gut eingearbeitete Zeitarbeiter wie in der Chemiebranche, die dann mangels Alternativen im Handel eingesetzt werden. Das beschere dem Mitarbeiter dann Gehaltseinbußen von bis zu einem Fünftel. Diese Konsequenz empfänden die betroffenen Zeitarbeiter als „nicht fair“. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer bei Hofmann liege bei 21 Monaten.

Im vergangenen Jahr habe Hofmann aus „purem Idealismus“ 690 anerkannte Flüchtlinge aus acht Herkunftsländern eingestellt. Damit sieht sich Ingrid Hofmann als „einen der größten Arbeitgeber“, die Flüchtlinge integrieren. Sie erhielten unter anderem spezielle Trainings und eine intensive Betreuung, um sie an die Kundenunternehmen zu verleihen. 2018 sollen wieder mindestens 500 anerkannte Flüchtlinge eingestellt werden. Insgesamt beschäftigt Hofmann Personal Menschen aus 113 Nationen.

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(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2018, Seite 87

 
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