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Fachkräfte

Nordlicht in der Noris

Siemens Historical Institute_0114-ssw-production-facility-nuremberg-1910_Belegexemplar © Siemens Historical Institute

Wickelei im Nürnberger Siemens-Schuckertwerk, 1910.

Talente für die Region: Fachkräftesicherung hat bei der IHK Nürnberg eine lange Tradition.

Wer sich im Wettbewerb behaupten will, braucht fähige Mitarbeiter. Die IHK Nürnberg engagiert sich für eine Willkommenskultur, damit internationale Fachkräfte den Weg nach Mittelfranken finden. Mit einem Zertifikatslehrgang bildet sie „Relocation Manager“ aus: Sie sorgen dafür, dass sich Top-Talente aus dem In- und Ausland in der Region wohlfühlen und hier sogar eine neue Heimat finden. Ein Engagement mit Historie, wie der Fall des Hamburger Syndikus Otto Heyn zeigt: Anfang des 20. Jahrhunderts setzt die Handelskammer in Nürnberg alles in Bewegung, um ihn in der Noris und in Bayern zu halten.

Er ist ein echter Goldjunge: Otto Heyn, 1860 in Lüneburg geboren, kommt 1904 nach Nürnberg. Mit ihm verpflichtet die Handelskammer nicht nur einen Syndikus und Wirtschaftstheoretiker, sondern einen der führenden Experten im Bereich des Geldwesens und in der Diskussion um die Goldreserven. Die Liste seiner Publikationen ist schon zu diesem Zeitpunkt lang: Er übt Kritik am Bimetallismus (1897), veröffentlicht seine „Theorie des wirtschaftlichen Werths“ (1899), prangert die „Irrthümer auf dem Gebiete des Geldwesens“ (1900) an und analysiert den Ausgang der „Indischen Währungsreform“ (1903). Als Jurist und Ökonom bringt Otto Heyn Fähigkeiten mit nach Nürnberg, die hier auf dankbaren und fruchtbaren Boden fallen. Es gibt nur ein Problem: Otto Heyn ist seit 11. Juni 1883 staatsangehörig in Hamburg, wo er als Richter am Amtsgericht Altona tätig war. Um Heyn auf lange Sicht in Bayern halten zu können, muss der Preuße in das Königreich Bayern aufgenommen werden.

Eine einheitliche deutsche Staatsbürgerschaft gibt es zu diesem Zeitpunkt nur bedingt. Im Deutschen Reich vergeben die Territorialstaaten die Staatsangehörigkeit. Die Handelskammer setzt sich für das Nordlicht ein, als dieses um Einbürgerung in Bayern bittet. Am 17. April 1906 wird aus dem preußischen Protestanten Otto Heyn schließlich ein bayerischer Staatsbürger. Im Sinne und Auftrag der Handelskammer Nürnberg setzt er sich weiter mit Fragen des Geldwesens und auch mit Inflationsproblemen auseinander. 1920 stirbt Otto Heyn in Nürnberg als rechtmäßiger Bürger Bayerns und geachteter Syndikus der Handelskammer Nürnberg.

Heimat für Kreative

Ein Hanseat, der in Bayern lebt und arbeitet? Das ist im Freistaat heute freilich nichts Ungewöhnliches mehr. Vielmehr stehen in Zeiten der Globalisierung auch kleine und mittlere Unternehmen in Mittelfranken zunehmend vor der personalpolitischen Herausforderung, Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu gewinnen und in den Betrieb zu integrieren. Die IHK Nürnberg steht ihnen dabei mit einer Vielzahl von Aktivitäten und Projekten zur Seite: Das von ihr ins Leben gerufene und koordinierte Netzwerk „Allianz pro Fachkräfte“ bietet unter dem Schlagwort „Heimat für Kreative“ eine Plattform, über die sich Unternehmen, Arbeitsverwaltung und weitere Akteure im Wettbewerb um die besten Köpfe abstimmen und gemeinsame Projekte angehen.

Eine wichtige Zielgruppe sind auch Fachkräfte, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben und teilweise hierzulande unter ihren Möglichkeiten arbeiten. Die IHK Nürnberg war der Motor bei der Errichtung des bundesweiten Kompetenzzentrums „IHK Fosa“ (Foreign Skills Approval): Diese Gemeinschaftseinrichtung deutscher IHKs mit Sitz in Nürnberg ist die Anlaufstelle für alle, die ihren ausländischen Berufsabschluss auf Gleichwertigkeit mit dem entsprechenden deutschen Ausbildungsberuf überprüfen lassen wollen. Darauf haben sie einen Rechtsanspruch, seit im Jahr 2012 das Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz („Anerkennungsgesetz“) in Kraft getreten ist.

Die IHK stellt sich auch der großen Herausforderung, Flüchtlinge in die Arbeitswelt zu integrieren: Die Willkommenslotsen und Integrationsberater der IHK informieren die Betriebe über alle Aspekte der Qualifizierung und beruflichen Integration sowie über staatliche Förderprogramme. Eine Veranstaltungsreihe für Unternehmen beleuchtet Fragen des Ausländerrechts, der betrieblichen Integration und kulturelle Aspekte. Mit Einstiegsqualifizierungen, Integrationsklassen, Teilqualifizierungen und zahlreichen anderen Angeboten macht die IHK junge Flüchtlinge fit für eine Ausbildung und damit für den deutschen Arbeitsmarkt.

Dieser Beitrag steht online als Blog und Podcast

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WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2018, Seite 45

 
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