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Beco Bermüller

Im Untergrund

Beco Bermüller © IHK / Johannes Froschmeir

Geschäftsführer Stefan Bermüller mit einem Geokunststoff, der als Gitterbahn aufgerollt ist.

Das Nürnberger Unternehmen hat sich auf Baustoffe spezialisiert, die den Boden unter den Füßen sicher machen sollen.

Teils mannshoch lagern die meterlangen schweren Rollen auf dem Betriebsgelände der Bermüller & Co. GmbH. Um die in weißer, grauer und schwarzer Schutzfolie verpackten Ungetüme anzuheben, braucht es besonderes Gerät: Dafür gibt es bei der Firma einen speziellen Gabelstapler, an dessen Vorderseite sich nicht die typische Gabel befindet, sondern ein meterlanger Metalldorn, der an eine Ritterlanze erinnert. Diese lässt der Staplerfahrer in die Mitte der Rolle gleiten, hebt sie an und befördert sie vom Stapel herunter. Geschäftsführer Stefan Bermüller öffnet die graue Verpackungsfolie und zum Vorschein kommt  eine dunkle Kunststoffgitterbahn. Es handelt sich dabei um ein Geogitter aus der Rubrik der sogenannten Geokunststoffe, nur eines der Produkte aus dem Hause Beco Bermüller. Denn das Unternehmen produziert spezielle Baustoffe, die – allgemein gesagt – im Freien den Boden unter den Füßen sicher machen sollen. Die Produkte kommen beispielsweise im Straßen- und Wegebau, aber auch bei der Erweiterung des Schienennetzes der Deutschen Bahn zum Einsatz.

Die besagten Geokunststoffe gibt es in unterschiedlicher Ausführung: als Gitterbahnen, Vliesstoffe und Gewebe. Alle vereint ein Ziel: Sie sollen die jeweiligen Untergründe stabilisieren und deren Tragfähigkeit erhöhen. „Unsere Produkte sind technisch so konzipiert, dass sie sich binnen eines langen Zeitraums – wir sprechen hier von mehreren hundert Jahren – nicht abbauen dürfen, um die Sicherheit der Nutzer nicht zu gefährden“, sagt Bermüller. Im Straßenbau hätten Geokunststoffe einige Vorteile zu konventionellen Baustoffen. Der Firmenchef nennt als Beispiel eine geplante Straße, die durch ein sumpfiges Gebiet führen soll: Nach konventionellen Methoden müsste man in so einem Fall so viel Material abtragen, bis man auf einen tragfähigen Untergrund stößt. Diesen müsste man dann mit Schottermaterial auffüllen, das z. B. aus einem Steinbruch gewonnen und mit zahlreichen Lkw-Ladungen an die Baustelle gefahren werden muss. Diese Schritte könne man sich mit den Geogittern sparen: Dabei handelt es sich laut Bermüller um ein Material, das vergleichbar einem Schneeschuh punktuell einwirkende Kräfte aufnehmen und über eine große Fläche abtragen kann. Ein weiterer Vorteil: „Man greift weniger tief in die Umwelt ein, sondern bringt die Gitter auf den bestehenden Boden auf und füllt eine vorab errechenbare Tragschicht auf“, erklärt der Firmenchef.

Zunehmende Sicherheitsanforderungen

Doch nicht nur im Straßenbau kommen die Baustoffe von Beco Bermüller zum Einsatz. Das zweite große Standbein ist der Bau von Fallschutz- und Elastikflächen. Hierzu zählen beispielweise die farbigen Gummimatten, die man unter Klettergerüsten auf Spiel- und Freizeitflächen findet. „Die zunehmenden Sicherheitsbedürfnisse und -anforderungen an Spielplätze und Freizeitanlagen sowie ein gestiegener Gestaltungsanspruch spielen uns hier in die Karten“, sagt der Geschäftsführer. Auch im Bereich Sportplatzbaustoffe und im weltweiten Vertrieb von Ausstattungskomponenten für Tennisplatze ist das Unternehmen aktiv.

Zu den Kunden von Beco Bermüller gehören zum größten Teil Baustoffhändler, mittelständische Bauunternehmen aber auch Baukonzerne wie beispielsweise Strabag in Köln oder die Göppinger Baufirma Leonhard Weiß, die in Nürnberg mit einer Niederlassung direkt gegenüber dem Bermüller-Hauptsitz vertreten ist. „Aber wir haben auch viele kleinere Kunden, die wir in hohem Maße schätzen“, erklärt der Firmenchef. Die Strategie, sich auf die Bereiche Geokunststoffe, Fallschutz und Sportplatzbau zu fokussieren, habe das Unternehmen schon ab Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre begonnen. Dabei wolle man vorerst bleiben, eine Expansion auf anderweitige Baustoffbereiche ist derzeit nicht geplant: „Wir würden uns gerne in den bestehenden Segmenten noch weiter vertiefen und da versuchen, noch innovativer zu sein“, sagt Bermüller.

Mitbegründer der Branche

Er sieht sein Unternehmen als einen Mitbegründer der Branche. Entstanden ist es schon 1960, als sich sein Großvater Leopold Bermüller auf Produkte für den Tief-, Straßen- und Gleisbau spezialisierte. 1993 übergab er die Geschäfte an seinen Sohn Rudolf Bermüller, der das Unternehmen bis 2014 führte. Dann übernahm Stefan Bermüller in der dritten Generation die Firmenleitung, worauf er schon mehrere Jahre zuvor vorbereitet worden war: Er stieg 2005 nach dem Studium in das Unternehmen ein und bekam vom Vater den Bereich Export von Geokunststoffen übertragen. „Dann ging es darum, sich durch viel Fleiß, Wissen und Engagement die Akzeptanz der Mitarbeiterschaft zu sichern und das ist zum Glück auch gelungen“, sagt Stefan Bermüller. Es sei bei seinem Vater dann auch das Vertrauen dagewesen, um loszulassen. Dennoch sei Rudolf Bermüller für ihn immer noch ein wichtiger Ratgeber. „Ich freue mich, dass wir im kommenden Jahr gemeinsam das 60-jährige Bestehen unseres Hauses feiern können“, macht Bermüller deutlich.

Heute hat das Unternehmen, das 2019 etwa 20 Mio. Euro umsetzte, fast 60 Mitarbeiter. Darunter sind acht Azubis, die als Groß- und Außenhandelskaufleute sowie im Bereich Lager und Logistik ausgebildet werden. Der Fachkräftemangel sei dank der Ausbildung im eigenen Betrieb derzeit kein Thema. Bei spezialisierten Fachkräften, beispielsweise im Außendienst, sei die Suche aber durchaus eine Herausforderung, so Bermüller. Zudem dauere es einige Zeit, bis neue Beschäftigte das Portfolio verinnerlicht haben und als adäquater Ansprechpartner auf dem Markt auftreten können. In einer bautechnikaffinen Branche komme daher eine lange Betriebszugehörigkeit dem Unternehmen zugute, so der Geschäftsführer. Viele Beschäftigte, auch in der Führungsmannschaft, haben im Unternehmen schon ihre Lehre gemacht: „Es gibt Mitarbeiter im Haus, die mich schon als Kind auf dem Arm getragen haben, so lange sind die schon dabei“, sagt Stefan Bermüller.

Autor/in: 

jf.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2020, Seite 64

 
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