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BarthHaas

Hopfen-Weltmarktführer auf Zukunftskurs

BarthHaas - Stephan J. Barth © Matthias Glaser

Geschäftsführer Stephan J. Barth am BarthHaas-Stand auf der Nürnberger BrauBeviale 2019.

Der Nürnberger Weltmarktführer im Hopfenhandel gibt sich zum Jubiläum einen neuen Firmennamen.

Dass ein Unternehmen zu seinem 225. Geburtstag seinen Firmennamen ändert, dürfte nicht oft vorkommen. Die 1794 als kleiner Betzensteiner Hopfenhandel gegründete Joh. Barth & Sohn GmbH & Co. KG hat diesen Schritt aber im letzten Jahr gewagt. Bei der Hopfen- und Braukulturmesse BrauBeviale im vergangenen Herbst in Nürnberg gab Stephan J. Barth, einer der aktuell drei Geschäftsführer des heutigen Hopfenhändlers, die Namensänderung des Unternehmens bekannt: von Joh. Barth & Sohn zum schlichten Namen BarthHaas GmbH & Co. KG.

„In den vergangenen 225 Jahren sind wir vom einfachen Hopfenhändler längst zum umfassenden Dienstleister rund um den Hopfen geworden“, sagt Barth. Aktuell sei das Unternehmen mit den Tochtergesellschaften global in den verschiedenen Bereichen des Hofenhandels tätig: Dazu gehören Hopfenzucht, Anbau, Verarbeitung, Vermarktung und Logistik, aber auch Veredelung, Forschung und Entwicklung sowie Anwendungstechniken für die Brauindustrie, erläutert der Firmenchef. Die Umbenennung erklärt er folgendermaßen: „Unsere Aufgaben haben sich geändert, neue Unternehmen sind hinzugekommen, aber der Name Joh. Barth & Sohn ist geblieben.“ Nun habe man sich entschieden, künftig unter dem neuen Namen BarthHaas aufzutreten. Die Leidenschaft für Hopfen bleibe aber unverändert, so Barth.

Bis dahin waren die zahlreichen Tochtergesellschaften des weltweit agierenden Hopfenhändlers zwar bereits im internationalen Zusammenschluss der seit 1977 bestehenden Barth-Haas Group – mit Joh. Barth & Sohn in Nürnberg als Zentrum – eingebunden. Sie waren aber entsprechend ihrer jeweiligen Aufgabenfelder noch unter ihren verschiedenen Eigennamen aktiv, die den Mutterkonzern teils kaum erahnen ließen. „Dadurch wurde es zusehends schwerer, klar und verständlich nach außen zu kommunizieren, wer wir bei dieser Namensvielfalt eigentlich sind“, sagt Barth. Mit der neuen Marke schaffe man nun für die Gesellschaften in Europa und Asien ein einheitliches Dach. Zudem könne man so gegenüber Kunden, Lieferanten, potenziellen neuen Mitarbeitern und in der Branche einheitlich auftreten. Damit sei das Unternehmensprofil geschärft und gestärkt worden.

Für die Namensänderung gab es aber noch einen weiteren Grund: Der Zusatz „& Sohn“ entsprach schon seit Langem schlicht nicht mehr den Tatsachen. Das war spätestens der Fall, seit im Jahr 2000 Regine Barth in achter Familiengeneration als erste Frau in die heutige Unternehmensleitung eingestiegen ist. Sie bildet nun die Geschäftsführung zusammen mit ihren Cousins Alexander W. Barth und Stephan J. Barth.

Bis dato war nur männlichen Familienmitgliedern die Nachfolge in der Geschäftsführung gestattet. Deshalb wurde sogar eigens der Gesellschaftervertrag aus dem Jahr 1907 geändert. Und künftig, erklärt Stephan Barth weiter, passe das „& Sohn“ absehbar sogar noch weniger – denn in den Inhaberfamilien werden aktuell mehrere Töchter groß, die am Unternehmen genauso wie ihre männlichen Verwandten beteiligt werden sollen: „Auch deswegen war die Namensänderung an der Zeit.“

Neuorganisation der Gruppe

Unter der neuen Marke BarthHaas sind nun seit letztem Herbst die bisherigen Gesellschaften Barth-Haas UK, Barth-Haas Beijing, Barth-Haas Hongkong, aber auch Simply Hops, Barth Innovations! und die Barth-Haas Hops Academy aktiv. Die Tochterunternehmen am Stammsitz in Deutschland, in Europa und in Asien sind damit bereits unter dem neuen Dach vereint. Auch die entsprechende Eingliederung der nun noch fehlenden Unternehmensteile – wie die großen Hopfenanbaubetriebe HPA Hop Products Australia in Australien und die John I. Haas, Inc. in Yakima, USA – wird derzeit vorangetrieben.

BarthHaas ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für die Verarbeitung und den Handel von Hopfen und Hopfenprodukten, der Marktanteil der Gruppe mit ihren riesigen Anbauflächen in Australien und den USA liege bei etwa 30 Prozent. Der Umsatz sei 2019 signifikant auf über 400 Mio. Euro gestiegen, so Geschäftsführer Stephan J. Barth. Dass das Unternehmen heute an dieser Position steht, liegt auch an dessen Vater Heinrich Joh. Barth – er hatte das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Ende vergangenen Jahres starb er in Nürnberg.

Um die Marktführerschaft auch künftig auszubauen, stockt das Unternehmen kontinuierlich das Eigenkapital auf. Zudem investiert es schon seit Jahren nicht mehr nur in Anbau, Handel und Logistik, sondern auch in Hopfen- und Brauforschung, Entwicklung und Züchtung eigener Hopfensorten, innovative Veredelungs- und Verarbeitungstechniken und -betriebe sowie die globale Erweiterung der Standorte. „Wir werden zum Beispiel, trotz der bestehenden Unternehmensteile in China und Hongkong, mittel- bis längerfristig auch auf einen weiteren Standort in Südostasien nicht verzichten können“, so Barth. Gerade wird in der Hallertau, dem weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet, gemeinsam mit der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft ein neues Werk zur Hopfenextraktion gebaut.

Konzeptbrauerei und Sensorikstudio


Der Hopfen- und Braumarkt befindet sich aktuell im Umbruch, weil sich inzwischen vermehrt kleine Craft-Brauereien mit ausgefallenen Bieren beim Kunden etablieren. BarthHaas sieht sich auch hier am Puls der Zeit und hat 2019 am Nürnberger Firmensitz den BarthHaas Campus eröffnet. Er beinhaltet eine moderne Konzeptbrauerei zum kreativen Experimentieren sowie ein Sensorikstudio samt „Tunnel der Sinne“ zum Testen und Schärfen von Geruchs- und Geschmackswahrnehmung. Das Unternehmen hat auch ein eigenes „Wörterbuch“ mitentwickelt, um verschiedene Bieraromen sinnvoll und eindeutig beschreiben sowie zuordnen zu können. Ein Novum für die Branche, denn eine eigene Begriffswelt für die Aromen der Biere – wie man das zum Beispiel von blumigen Weinbeschreibungen kennt – gab es bislang im Brauereiwesen so noch nicht.

Auf dem BarthHaas Campus hat auch die schon 2011 ins Leben gerufene BarthHaas Hops Academy ihren Platz gefunden, die Seminare für Hopfen- und Brauexperten anbietet. „Das Stichwort ‚Geschmack‘ wird das große Thema der nächsten Generation“, ist sich Stephan J. Barth sicher.

Autor/in: 

mag.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2020, Seite 72

 
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