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Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft

Schlüssel zur Sicherheit

Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft © IHK

Geschäftsführer Florian Zachmayer vor einem Schlüsselschrank.

Sicherheitstechnik bestimmt immer mehr das Geschäft des Bewachungsunternehmens – qualifiziertes Personal wird deswegen aber nicht weniger wichtig.

Gegensprechanlage, Kamera und Zugangstür: Die Technik am Eingang zum Betriebsgelände der Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft (NWS) verrät schon, dass man es hier mit einer Sicherheitsfirma zu tun hat. Nachdem sich das Tor geöffnet hat, gibt es den Blick frei auf das 2013 neu gebaute Verwaltungsgebäude und die Dienstfahrzeuge des Unternehmens mit den dunkelgrünen Streifen und dem Firmenlogo. Sauber aufgereiht stehen sie hintereinander und warten darauf, dass die Sicherheitsleute damit zu den Bewachungsobjekten der Kunden fahren, seien es Gebäude, Baustellen oder Parkplätze.

Mit seinem Dienstleistungsspektrum und den zwölf Tochtergesellschaften deckt die NWS umfangreiche Anforderungen bei Sicherheitsaufgaben ab: So gehören zum Geschäftsfeld „Sicherheitsservice“ der Werk- und Objektschutz, Pforten- und Empfangsdienste, Brandschutz sowie Personen- und Begleitschutz. Im Bereich „Alarmservices“ bearbeiten die Beschäftigten in der Alarmempfangsstelle u. a. Meldungen von Alarm- und Klimaanlagen sowie Notrufe aus Aufzügen. Auch im Bahnsektor ist das Nürnberger Unternehmen aktiv und sichert beispielsweise Baustellen und Oberleitungsarbeiten ab. Im Bereich „Digitaler Werkschutz“ stellt die NWS z. B. Besuchermanagement-Systeme zur Verfügung. Mit diesen Dienstleistungen bedient die Bewachungsfirma sämtliche Wirtschaftszweige, beispielsweise die Branchen IT, Forschung, Banken, Versicherungen und Handel, aber auch öffentliche Einrichtungen und Behörden. Konkrete Referenzen zu nennen, damit hält sich Geschäftsführer Florian Zachmayer allerdings aus Sicherheitsgründen zurück – abgesehen von bekannten Kunden wie der Deutschen Bahn oder dem Flughafen Nürnberg.

Immer mehr Technik

Das 1902 gegründete Unternehmen ist einer der ältesten Sicherheitsdienstleister in Deutschland. In den Anfangszeiten der Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft sah das Tätigkeitsspektrum des Personals noch deutlich anders aus als heutzutage. Der Nachtwächter war damals zwar schon Geschichte. Aber man trug noch unzählige Schlüssel an großen Bünden mit sich herum und es gehörte zu den Aufgaben, Öllampen auf ihren Füllstand zu kontrollieren. Mit dem modernen Alltag im Bewachungsgewerbe hat das nicht mehr viel zu tun: Heute gibt es u. a. Bewegungssensoren, Nachtsichtkameras, mobile Überwachungsanlagen für Parkplätze oder Nebelanlagen, die Eindringlingen in Gebäuden die Sicht nehmen und damit die Flucht unmöglich machen. „Der größte Trend ist: Weg vom Personal, hin zur Technik“, sagt Zachmayer. Auch wenn klassisches Wachpersonal immer noch unverzichtbar sei, werde die Bewachung zunehmend automatisiert. Als Beispiel nennt er Baustellen: Dort patrouillieren die Sicherheitsleute nicht mehr persönlich, sondern es werden Videotürme aufgestellt, mit denen sie das Objekt überwachen. Gesteuert wird das von der hauseigenen Alarmempfangsstelle: Dort werden eingehende Meldungen von Alarmanlagen bearbeitet, zudem kann man auf alle Überwachungskameras zugreifen. Damit der Betrieb dieser Zentrale rund um die Uhr gewährleistet werden kann, ist er redundant mit dem Breitbandnetz der Berufsfeuerwehr Nürnberg abgesichert. Außerdem kann der Raum 48 Stunden autark mit Notstromaggregat, Luftfilterung und Schleusen betrieben werden.

Doch trotz aller Technik: „Die Mitarbeiter verschwinden nicht, sondern sie führen andere Tätigkeiten aus“, erklärt Zachmayer. Sie betreuen die Technik und führen die Überwachung zentral durch. So können sie mehrere Objektpunkte im Auge behalten. Dadurch werde das Tätigkeitsspektrum insgesamt anspruchsvoller, was gut ausgebildetes Personal erforderlich mache, so der Geschäftsführer. Geeignete Fachkräfte seien aber am Markt schwer zu finden. Die NWS behilft sich hier zu einem gewissen Grad selbst, denn sie betreibt mit der „Akademie für Schutz und Sicherheit“ eine firmeneigene Aus- und Weiterbildungseinrichtung, deren Schulungsangebot auch externen Teilnehmern zur Verfügung steht. Insgesamt arbeiten bei dem Sicherheitsdienstleister etwa 2 300 Beschäftigte und rund 40 Auszubildende. Diese sind – außer am Firmensitz in Nürnberg – u. a. an den Hauptstandorten München, Berlin, Frankfurt, Bamberg, Ingolstadt, Wolnzach und Neuötting sowie in der Niederlassung in Wien tätig. Zudem gibt es deutschlandweit Büros mit sogenannter Objektleitung.

Auswirkungen der Corona-Krise

Im vergangenen Geschäftsjahr setzte das Unternehmen über 81 Mio. Euro um. Für 2020 erwartet Zachmayer wieder ein Wachstum, allerdings nicht so stark wie in den Vorjahren. Die Corona-Krise habe sich bei der Nürnberger Wach und Schließ vor allem im Bereich der Luftsicherheit bemerkbar gemacht, der allerdings nur rund zehn Prozent des Umsatzes ausmacht: Vor allem das Geschäft mit Personenkontrollen brach um rund 90 Prozent ein. Auch bei den Frachtkontrollen waren Rückgänge um 35 bis 40 Prozent während des ersten Lockdowns zu verzeichnen, das Vor-Corona-Niveau sei trotz einer zwischenzeitlichen Erholung noch nicht erreicht, erläutert der Geschäftsführer. Jedoch hätten andere Dienstleistungen, die infolge der Pandemie nachgefragt wurden, die Rückgänge gemildert. So wurde während des Lockdowns beispielsweise im Handel verstärkt Bewachungspersonal angefordert. Zudem sorgen die Sicherheitsleute dafür, dass in Gebäuden Abstände eingehalten werden, und sie messen an Eingängen die Körpertemperatur von Besuchern. Auch Kundenampeln zur Personenzählung stellt der Nürnberger Dienstleister zur Verfügung.

Wie die weitere Entwicklung aussehen wird, kann Zachmayer aufgrund der derzeitigen Lage nur schwer einschätzen. Würde beispielsweise der Luftverkehr wieder zunehmen, was derzeit schwer vorstellbar sei, hätte das Unternehmen augenblicklich wieder ein zehnprozentiges Wachstum. Dennoch wolle man für die nächsten Jahre weiter in Technik investieren, um für die Kunden bei Bedarf ein ganzheitliches Sicherheitskonzept anbieten zu können. Die NWS kümmert sich in so einem Fall nicht nur um die Planung der technischen Infrastruktur, sondern setzt sie auch um, ebenso wie im Anschluss die Betreuung und Wartung übernommen wird, erläutert der Geschäftsführer. Und nicht zuletzt wolle man die derzeitige Marktposition stärken.

Autor/in: 

(jf.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2020, Seite 86

 
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