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Der zweite Startschuss für die Internet-Wirtschaft



Zum 111. „Kammergespräch“ begrüßte IHK-Präsident Hans-Peter Schmidt den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG, Dr. Ron Sommer, in Nürnberg. Die Internet Wirtschaft ist nach Auffassung Sommers nicht am Ende – im Gegenteil: das Internet sei längst integraler Bestandteil der Geschäftsstrategien erfolgreicher Unternehmen und dies sei erst der Anfang.

„Wir befinden uns in einer Phase, wo das Experimentieren beendet ist – jetzt wird die wirkliche Internet-Wirtschaft aufgebaut“. Die große Zeit stünde erst noch bevor und der Mittelstand werde zu einem der entscheidenden Motoren von erfolgreichen Geschäftsmodellen auf Basis des Internet. Gerade die unternehmerische Daueraufgabe des Optimierens unter Konkurrenzbedingungen mache das Internet so bedeutend und unverzichtbar. Im Hinblick auf die Pleiten der so genannten „New Economy“ stellte Sommer fest, dass der „Goldgräberstimmung“ Nüchternheit Platz gemacht habe. „Jetzt gesellen sich zu den Visionären und Technikern die Kaufleute“. Das Netz würde sich somit auch aus der Studenten-Ecke verabschieden, sich professionalisieren, kommerzialisieren und zu einer globalen Steuerungsplattform werden.

Dabei sei die heutige Leistung des Netzes nur ein Vorgeschmack auf künftige Szenarien. Insbesondere in Deutschland jedoch habe - nicht zuletzt durch die Anstrengungen seines Hauses - die Internet-Zukunft mit der DSL-Technik längst begonnen. Dies sei ein Meilenstein, der Deutschland einen ausgezeichneten Startplatz vor allen anderen G8-Staaten, auch den USA, verschaffe. Allein die Telekom investiere jährlich neun Mrd. Euro für den weiteren Netzausbau. Er sehe darin jedoch große Chancen, nicht nur für Großunternehmen, sondern gerade für den Mittelstand, der sich besonders durch „visionären Pragmatismus“ auszeichne. „Wenn ich vom Internet von morgen spreche, so ist das keineswegs Zukunftsmusik. Diese Zukunft hat längst begonnen und UMTS ist keine Sensation, sondern die sorgfältig und langfristig geplante Investition eines der größten Telekommunikations-Dienstleister und damit eine Selbstverständlichkeit.“

Es gehe jetzt darum, Technologien unternehmerisch sinnvoll und gewinnbringend nutzbar zu machen. Die Börsenkurse, die ein Ende der Internet-Wirtschaft suggerierten, hätten keine alleinige Aussagekraft. Vielmehr würden die Strukturen in der Wirtschaft für die neue Internet-Ära konsequent ausgebaut. Dem Mittelstand komme eine wichtige Rolle dabei zu, das immense Anwendungspotenzial in maßgeschneiderte Lösungen umzusetzen. Die Internet-Kommunikation stehe vor einer Neuausrichtung (z.B. Entgelte für Inhalte im Internet, neue Dienstleistungen für Kunden), wobei es gelingen müsse, eine Verbindung von so genannter Old und New Economy, von Kerngeschäft und Internet-Anwendungen zu erreichen. Dieses sei der eigentliche „zweite Startschuss“ für die Internet-Wirtschaft. Eine solche Internet-basierte, strategische Unternehmensführung werde von immer mehr Mittelstandsfirmen erkannt und als wichtiges Instrument in betriebliche Prozesse integriert. Da der breite Mittelstand und seine Innovationskraft gemeinhin als Stärken des Wirtschaftsstandorts Deutschland gelten, könne sich dies in der Zukunft erneut als Standortvorteil erweisen. Sommer mahnte jedoch abschließend vor überzogenen Erwartungen, wie sie meist neue Technologien begleiten. Es dürfe nicht um das kurzfristige Hochpeitschen von Aktienkursen gehen, denn, so Sommer „Telekommunikation ist ein Geschäft für Profis – nichts für Goldgräber“!
IHK-Präsident Schmidt bezeichnete die Deutsche Telekom AG mit ihren mittelfränkischen Niederlassungen als wichtigen Baustein der Region. Dem „atemberaubenden Wandel“ von einer Staatsbehörde zu einem international tätigen Unternehmen sei großer Respekt zu zollen.

Sommer erinnerte daran, dass das „Kammergespräch“ eigentlich schon am 11. September 2001 hätte stattfinden sollen und angesichts der Terrorakte in den USA ausfallen musste. Die erschreckenden Konsequenzen dieses Tages hielten bis heute an und machten deutlich, dass es trotz allen Fortschritts beim Ausbau der globalen Kommunikation leider noch immer nicht gelungen sei, ein weltweites Klima von Toleranz und Verständigung zu schaffen. Dies bleibe eine große Zukunftsaufgabe. Das wirtschaftliche Zusammenarbeiten über Grenzen hinweg sei dabei ein wichtiger Baustein, wobei Unternehmen und Unternehmern eine wichtige gesellschaftliche Rolle als Träger dieser Verbindungen zufiele. De.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2002, Seite 20

 
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