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Arbeitsplätze auf alten Industrieflächen

Als Zukunftsmarkt betrachtet Gerd Schmelzer, Gründer und Inhaber der Nürnberger alpha-Gruppe, die innovative Umwandlung von Altbauten und alten Industrieflächen. Der Charme alter Gebäude mit großzügigen Grundrissen sowie lichtdurchfluteten und verzierten Räumlichkeiten hebe sich ab von der eher kühlen und austauschbaren Architektur moderner Gewerbegebäude. „Wir sehen uns als Nischenanbieter und Individualist“, so Schmelzer, der die alpha-Gruppe 1979 ins Leben gerufen hatte und damals mit „klassischen“ Immobiliengeschäften wie An- und Verkauf von kleineren Wohngebäuden startete.

Kern der alpha-Gruppe ist heute die alpha Haus und Grundstücks GmbH, die sich als Investor vorrangig der Revitalisierung und Umnutzung von gewerblichen Altbauten widmet. Ergänzt wird diese von der alpha Immobilienmanagement GmbH, die in der Gruppe für Immobilienverwaltung und Facility Management zuständig ist. Sie übernimmt in diesem Bereich auch Fremdaufträge, so werden z.B. für einen ausländischen Fonds in Nürnberg ca. 180 000 Quadratmeter Gewerbegrundstücke verwaltet. Die alpha Real Estate GmbH fungiert als Berater für Immobilieninvestments, Anmietung und Handel von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Nach Aussage Schmelzers, der sich schon während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann und seines FH-Studiums zum Diplom-Betriebswirt mit Immobilienwirtschaft beschäftigt hatte, verwaltet die alpha-Gruppe derzeit ca. 500 Wohnungen. Insgesamt sind in den letzten fünf Jahren ca. 1 000 Wohnungen an- und verkauft worden. Ein Grund für die Ausweitung der Firmenaktivitäten von rein gewerblichen Investments auf die Wohnungswirtschaft liegt nach Aussage Schmelzers zum einen in der Risikostreuung, zum anderen in der oft vorhandenen Verquickung von Wohn- und Gewerbeobjekten beim Ankauf von größerem industriellem Bestand.

Doch schon in den 80er Jahren kristallisierte sich heraus, dass die Umnutzung von alten Industrieanlagen zum Schwerpunkt der alpha-Gruppe werden würde: Der frühere Standort der Semikron-Werke in der Wiesental Straße wurde in einen Gewerbe- und Handwerkerhof umgewandelt, in der ehemaligen Bing-Vergaserfabrik in der Senefelderstraße hat heute das Nürnberger Funkhaus seinen Platz, das nahezu alle lokalen Radiosender unter einem Dach vereint. Nachdem Schmelzer 1991 beim 1. FC Nürnberg als Präsident ausgeschieden war und seinem Unternehmen wieder seine volle Kraft widmen konnte, forcierte er nach eigenen Worten diesen Geschäftsbereich „ganz gewaltig“ und baute ihn zu einem der führenden Immobilienunternehmen im Nürnberger Raum aus.


Mittelstandszentrum TA

Das bekannteste Projekt der alpha-Gruppe ist die Umwandlung des früheren Triumph-Adler Stammwerkes in der Fürther Straße, wo heute auch die 30 Mitarbeiter der alpha-Gruppe tätig sind. „Wir haben es geschafft, eine klassische Industrieimmobilie in ein modernes Dienstleistungszentrum zu verwandeln“, so Schmelzer. Wert legt er besonders auf die Mittelstandsorientierung im „Mittelstandszentrum TA“ und auf den vielfältigen Mix der ansässigen Firmen und Institutionen. Zu den etwa 65 gewerblichen Mietern, die insgesamt über 2 000 Mitarbeiter auf dem Areal beschäftigen, gehören Unternehmen der Informationstechnologie und der Bürokommunikation sowie Handelsunternehmen, Praxen und andere Dienstleister. Größter Mieter ist die HypoVereinsbank, für die rund 800 Beschäftigte am Standort arbeiten. Etwa 90 Mio. Euro wurden seit 1994 in das Mittelstandszentrum TA investiert, wobei nicht nur 50 000 Quadratmeter Nutzfläche in alten Gebäuden komplett saniert, sondern auch Neubauten mit einer Nutzfläche von weiteren 30 000 Quadratmetern errichtet wurden.

Wichtig ist Schmelzer nicht nur die Branchenvielfalt auf dem Gelände, bei der sich eine Zusammenarbeit der Unternehmen oft von selbst ergebe, sondern auch das Miteinander von Wirtschaft, Bildung, Kultur, Sport und Sozialem. Deshalb sind auf dem Gelände nicht nur Firmen angesiedelt, sondern etwa auch die Lebenshilfe mit Werkstatt, Textilreinigung und Schulungsräumen. 200 behinderte Menschen finden dort eine Beschäftigung. Teil dieser kleinen „Stadt in der Stadt“ ist auch der Power Tower – das größte Fitness-Center in Nordbayern, das im vormaligen Hochregallager von Triumph-Adler errichtet wurde. An Werktagen kommen außerdem bis zu 900 Schüler auf das Gelände, um Lehrveranstaltungen im Berufsausbildungswerk Mittelfranken, im Beruflichen Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz) und im Gymnasium des Hermann-Kesten-Kollegs der Stadt Nürnberg zu besuchen.

Mit der neuen Probebühne ist im Rahmen des Kultursponsorings der alpha-Gruppe eine lebendige Ergänzung zu der bestehenden Vielfalt aus Leben und Arbeiten im Mittelstandszentrum TA entstanden. Das Unternehmen ist mit dem Theater Nürnberg durch eine auf 20 Jahre abgeschlossene Sponsorenvereinbarung eng verbunden. Hauptsponsor ist die alpha-Gruppe zudem beim Kinder- und Jugendtheater „Pfütze“, das in der Oberen Kanalstraße seine Spielstätte hat.


Milchhof
Ein weiteres aktuelles Projekt der alpha-Gruppe wird im Herbst dieses Jahres fertig gestellt sein: Neben dem bereits restaurierten Verwaltungsgebäude der Bayerischen Milchversorgung im Bauhausstil wird das Neubauprojekt „Milchhof Palais“ als architektonisches Pendant entstehen. Das Objekt, das für etwa 200 Arbeitsplätze ausgelegt ist und in das die alpha-Gruppe rund zehn Mio. Euro investiert, ist nach Worten Schmelzers „eine der exklusivsten und repräsentativsten Büroflächen Nürnbergs“. Denn sowohl das in den 20er Jahren errichtete, denkmalgeschützte Milchhof-Gebäude im Bauhaus-Stil als auch der ergänzende Neubau bieten nach Firmenangaben mit Atrium, Galerien und großen Fenstern Räume, die ihresgleichen suchten.


Infanteriekaserne Tillystraße
Grünes Licht gab es vor kurzem für das bisher größte Projekt der alpha-Gruppe, das gleichzeitig eines der umfassendsten aktuellen Immobilienvorhaben im Ballungsraum darstellt: Der Stadtrat hat den Bebauungsplan der alpha-Gruppe für die ehemalige Infanteriekaserne an der Tillystraße einstimmig genehmigt. Damit ist der Weg frei für die Umgestaltung eines insgesamt 20 Hektar großen Geländes, von denen acht Hektar von der Polizeiverwaltung und von der Stadt genutzt werden. Auf den verbleibenden zwölf Hektar, die die alpha-Gruppe 1997 nach einer europaweiten Ausschreibung erwerben konnte, wird ein Immobilienkonzept umgesetzt, das gewerbliche Nutzung, Wohnen und Freizeit vereint.
Die Immobilienexperten der alpha-Gruppe sind derzeit mit Hochdruck damit beschäftigt, die Bauplanungen voranzutreiben, sich um die Altlastensanierung zu kümmern (Schmelzer: „Ein Thema, das wir aus eigenem Interesse sehr offensiv angehen.“) und die erforderliche Infrastruktur auf dem Gelände zu schaffen. Die Arbeiten zur Verlängerung der Geissee- zur Edisonstraße als wichtige Anschlussverbindung an die Südwesttangente sind bereits im Gange. Von der Stadt vorangetrieben wird auch der Bau der U-Bahn-Linie 3 nach Gebersdorf mit einer Station direkt am ehemaligen Kasernengelände

Die Investitionen für das Projekt „Tillypark“ veranschlagt Schmelzer in den nächsten zehn Jahren auf 300 bis 400 Mio. Euro, wobei eine Nutzfläche von rund 160 000 Quadratmetern entstehen wird. In einem ersten Schritt werden die Kasernengebäude aus der Jahrhundertwende saniert, dort sollen Lofts entstehen, die sich als Wohnräume, Galerien und Büros eignen. Für Privatleute, die sich im neuen Stadtteil im Südwesten Nürnbergs niederlassen wollen, stehen ca. 20 Prozent der Grundstücksfläche zur Verfügung. Gerd Schmelzer drückt aufs Tempo: Schon 2003/2004 sollen die ersten Mieter auf dem Gelände mit viel Grün einziehen. bec.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2002, Seite 36

 
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