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„Segel setzen und den Wind nutzen“

Mit einer Diskussion zum Thema „Internationalisierung der Dienstleistung“ starteten das Bayerische Wirtschaftsministerium und der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) die bayernweite Veranstaltungsreihe „Dienstleister in Bayern – mit uns nach oben“.

Ingrid Hofmann, Geschäftsführende Gesellschafterin der I.K. Hofmann GmbH aus Nürnberg, wagte 1997 den ersten Schritt über die deutsche Landesgrenze nach Österreich. Nach dem erfolgreichen Start ihrer Zeitarbeitfirma, die heute mehr als 5 000 Mitarbeiter beschäftigt und im vergangenen Jahr einen Umatz von rund 125 Mio. Euro erzielte, stand die Internationalisierung auf der Tagesordnung. In der Alpenrepublik, in der Hofmann im vergangenen Jahr bereits 17,6 Mio. Euro umsetzte, wollte sie Erfahrungen mit der liberaleren Gesetzgebung im Bereich Zeitarbeit sammeln. Erst danach wagte sie im Jahr 2000 den Schritt auf den hart umkämpften englischen Markt. Als nächster ausländischer Standort ist Tschechien in Vorbereitung.

Außer Ingrid Hofmann berichteten im „Marktvorstehersaal“ der IHK Dr. Bernd Rödl (Rödl & Partner, Nürnberg), Dr. Michael Seyd (Datev eG, Nürnberg) und Harald Preiml (Heitec AG, Erlangen) von ihren Erfahrungen im Ausland. „Vier Unternehmen aus der Dienstleistungs-Champions League“, so Hans Spitzner, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Spitzner die Teilnehmer daran erinnert, dass die anhaltende Globalisierung und die EU-Osterweiterung neue Herausforderungen im internationalen Wettbewerb mit sich bringen. „Wenn ein Wind aufkommt, kann ich natürlich eine Mauer bauen und hoffen, dass mich der Wind nicht erreicht. Aber ich kann auch auf meinem Schiff die Segel setzen, um den neuen Wind zu nutzen.“ Um dabei nicht Schiffbruch zu erleiden, sei eine intensive Vorbereitung unerlässlich, so IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst in seiner Einführung. Wesentlich seien genaue Kenntnisse von rechtlichen Rahmenbedingungen, Marktstrukturen und Sprache.

Aspekte, die auch Dr. Michael Seyd von der Datev eG unterstrich: „Ist der Zielmarkt ausreichend bekannt? Bieten die durchgeführten zahlenorientierten Analysen ausreichende Erkenntnisse über Einstellungen und Psychologie des Marktes? Kennen wir den Kunden? Sind die Investitionen angemessen?“ Und intern stellt sich die Frage: „Haben wir die richtigen Mitarbeiter für den Auslandsmarkt ausgewählt?“ Positive Antworten auf diese Fragen hat die Datev bisher für die internationalen Standorte Polen, Tschechien, Italien und Österreich gefunden. Als nächster internationaler Standort ist die Slowakei geplant.

Zur Philosophie des Hauses gehört beim Wirtschaftsprüfer Rödl & Partner, „unsere Mandanten bei ihren Aktivitäten auf den Zukunftsmärkten zu begleiten – weltweit“. Und so ist Rödl & Partner heute nicht nur an 22 Orten in Deutschland präsent, sondern mit 49 Vertretungen in allen westlichen Industrienationen. Dabei stieg die Mitarbeiterzahl in den vergangenen zehn Jahren von 645 auf 2 350. An seinem Internationalisierungs-Kurs hält Dr. Bernd Rödl fest: Bei Bedarf werden eigene Büros aufgemacht, kleinere Kanzleien werden aufgekauft.

Um sich zum „führenden europäischen Systemhaus für Automatisierung und Informationstechnologie“ zu entwickeln, musste auch die 1984 in Erlangen mit drei Mitarbeitern gegründete Heitec AG den Weg der Internationalisierung gehen. Heute, so Heitec-Vorstand Harald Preiml, ist das Unternehmen in Tschechien, der Slowakei, in der Ukraine und in der Türkei mit eigenen Niederlassungen vertreten. Die internationalen Aktivitäten, so Preiml, bringen für Heitec neben Möglichkeiten der kostengünstigen Entwicklung mehr verfügbare Ressourcen und damit kürzere Entwicklungszeiten. Für das Unternehmen sichere die Internationalisierung darüber hinaus den Zugang zu neuen Märkten. So stieg bei der Heitec AG die Mitarbeiterzahl auf weltweit rund 400 und der Umsatz kletterte auf inzwischen 30,7 Mio. Euro. Allerdings, so Preiml, werde der Verwaltungs- und Managementaufwand solcher Projekte von vielen Unternehmen unterschätzt.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2005, Seite 38

 
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