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"Yes, we can!"

Trotz der aktuellen Finanzkrise und der Rezession sehen die Amerikaner langfristig zuversichtlich in die Zukunft. Nürnbergs Partnerstadt Atlanta will sich mit Umweltprojekten und energiesparender Architektur profilieren.

Wir lassen uns nicht unterkriegen." Das scheint derzeit der Tenor unter amerikanischen Wirtschaftsvertretern zu sein, die sich trotz tiefgreifender Wirtschaftskrise nicht von ihrem sprichwörtlichen Optimismus abbringen lassen. Mit Barack Obama, der mit dem Slogan "Yes, we can!" angetreten war, eröffnen sich ihrer Meinung nach jede Menge "opportunities" und "challenges" (Chancen und Herausforderungen), die es jetzt beherzt anzupacken gelte. Den Namen George Bush nahm während der Delegationsreise, die Vertreter von Stadt Nürnberg, NürnbergMesse und mittelfränkischer Wirtschaft in die Nürnberger Partnerstadt Atlanta führte, niemand mehr in den Mund. Jetzt sei die Zeit des Wandels ("change") angebrochen, um letzten Endes gestärkt aus der Krise hervorzugehen. So fand sich kaum jemand, der sich für staatliche Hilfen ausgesprochen hätte, um die drei maroden US-Autohersteller zu retten. So sei das eben, wenn man schlecht wirtschafte: Dann tritt etwas Anderes und Besseres an deren Stelle.

Die Zuversicht, dass es mit der amerikanischen Wirtschaft bald wieder bergauf gehen wird, teilte auch Atlantas Bürgermeisterin Shirley Franklin: "Wir haben uns noch niemals von Herausforderungen einschüchtern lassen." Zum einen geht es ihr darum, die Infrastruktur des Großraums Atlanta, dessen Einwohnerzahl in den letzten 15 Jahren von 1,5 auf rund fünf Mio. Einwohner angewachsen ist, auszubauen. Neue Hotels, die Vergrößerung des weltgrößten Aquariums, die Umgestaltung der Innenstadt und sogar Straßenbahnen (bisher gibt es nur zwei U-Bahn- und einige Bus-Linien) stehen auf der Tagesordnung. Zum anderen will Franklin die Metropole des Bundesstaates Georgia zu einem Zentrum für "green building" machen, also für energieeffizientes Bauen.

Wayne Reece von der Metro Atlanta Chamber steht hinter diesem Programm und sieht die Region Nürnberg als "einen unserer bevorzugten Partner", um bei Umweltschutz, Energieeinsparung und öffentlichem Nahverkehr voranzukommen. Auch Vertreter mittelfränkischer Unternehmen, die im Bundesstaat Georgia mit Niederlassungen präsent sind, glauben, dass diese Themen unter Präsident Obama großen Rückenwind bekommen werden. Bis sich auch die Mentalität der US-Bürger in großem Umfang ändert, wird aber noch etwas Zeit ins Land gehen. Diese Erfahrung hat Andrea Paulinelli gemacht, die mit ihrem Unternehmen eco Transitions die Markteinführung umweltfreundlicher Produkte auf dem US-Markt begleitet.

Die Unternehmen der Region Nürnberg mit Stützpunkt in Atlanta teilen den Optimismus ihrer amerikanischen Partner, was die mittelfristige Gesundung der US-Wirtschaft angeht: Dirk Ebener (Geschäftsführer NürnbergMesse North America) sieht die Staaten nach wie vor als "Land der Möglichkeiten" und Dieter Elsner von der Kanzlei Rödl & Partner prophezeit, dass die USA schneller aus der Rezession kommen werden als die EU. Peter Dinstühler, Chef der Nürnberger is Industrial Services GmbH, und Klaus Preißer von Baumüller Nuermont stellen zwar derzeit eine Zurückhaltung der amerikanischen Geschäftspartner bei Investitionsentscheidungen fest, aber auch sie glauben an ein Wiedererstarken der US-Wirtschaft. Und Alexander H. Maier, der die Tochtergesellschaft des Nürnberger Personaldienstleisters I.K. Hofmann leitet, will 2009 sogar zwei weitere Büros in den Staaten eröffnen.

Die südöstlichen Bundesstaaten und damit auch Atlanta als einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte und als Sitz so wichtiger Unternehmen wie Coca-Cola, CNN, Delta Airlines und UPS dürften besonders profitieren, sollten die USA zurück auf den Wachstumspfad finden. Denn seit Jahren beobachtet die deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in Atlanta, dass ausländische Unternehmen ihre Investitionen nicht mehr so stark im Nordosten der USA konzentrieren, sondern aus Kostengründen die Südstaaten vorziehen. Das gilt auch für deutsche Unternehmen, von denen rund 300 in Atlanta langfristig engagiert sind. Für die Hauptstadt des Staates Georgia ist Deutschland der wichtigste Außenhandelspartner. Gute Bedingungen also, dass die wirtschaftlichen Kontakte zwischen den "sister cities" Atlanta und Nürnberg weiter vorankommen.

Autor/in: 
Hartmut Beck
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 01|2009, Seite 10

 
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