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Einzelhandel

Die Verbraucher haben noch gute Laune

Der mittelfränkische Einzelhandelsverband (LBE Mittelfranken) gibt das laufende Geschäftsjahr nicht verloren. Verbandsvorsitzender Jürgen Dörfler spricht von einem "robusten Konsumklima".

Die niedrige Inflationsrate, die Rückzahlung der Pendlerpauschale und die rasant gesunkenen Energiekosten sorgen laut Dörfler dafür, dass Verbraucher und Unternehmen rund 30 Mrd. Euro mehr in der Tasche hätten. Zudem sieht sich der Vorsitzende von den Ergebnissen des Nürnberger Marktforschers GfK bestätigt, der noch Ende des ersten Quartals diagnostizierte, dass Verbraucherstimmung und Anschaffungsneigung trotz der konjunkturellen Turbulenzen stabil seien. Eine Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2009 wagte Dörfler angesichts der vielen Unsicherheiten dennoch nicht. Gleichzeitig monierte er das zweite Konjunkturpaket von der Berliner Regierung, das zu spät komme und nicht ausreiche. Außerdem wiederholte er die Forderung nach einer umfassenden Steuerreform, die "mehr Netto vom Brutto" übrig lasse.

Immerhin erwarten noch fast 20 Prozent der 7 900 mittelfränkischen Geschäfte laut LBE-Umfrage ein Umsatzplus – selbst wenn sich die Zahl der Optimisten im Vergleich zum Vorjahr halbiert hat. Denn die Zahl der Pessimisten, die mit einem rückläufigen Klingeln der Ladenkasse rechnen, sprang von 20 auf 36 Prozent. Knapp die Hälfte der Einzelhändler erwartet trotz der Konjunkturflaute keine Veränderung bei den Einnahmen.

Das abgelaufene Geschäftsjahr 2008 war zwar optimistisch gestartet, brachte den mittelfränkischen Händlern mit ihrer Gesamtverkaufsfläche von 2,4 Mio. Quadratmetern letztlich nur einen Umsatz von rund 9,1 Mrd. Euro. Das ist zwar noch ein nominales Plus von zwei Prozent, real (also nach Abzug der Teuerungsrate) rutschten die Händler aber wieder mit 0,5 Prozent ins Minus. Damit schnitt man zwar besser als der Bundesdurchschnitt, aber schlechter als der Handel in ganz Bayern (real plus 1,7 Prozent). Verbandsgeschäftsführer Uwe Werner begründete das schwächere Absteigen damit, dass die Industrie in der Region Nürnberg traditionell stärker vertreten ist, was sich in konjunkturell schlechten Zeiten erfahrungsgemäß auch stärker im Handel auswirke. Unter dem Strich lasse sich im regionalen Handel keine Trendwende erkennen, die langjährige Wachstumsschwäche halte an.

Die Ertragslage im mittelfränkischen Einzelhandel bezeichnet der LBE als "weiterhin unbefriedigend". 43 Prozent der Geschäftsinhaber beklagen eine Verschlechterung ihrer Gewinnsituation. Werner beziffert die durchschnittliche Ertragsmarge mit "unter drei Prozent". Bereits die Mehrwertsteuererhöhung aus dem Jahr 2007 hätte nicht über eine Preisanpassung an die Verbraucher weitergegeben werden können. Im vergangenen Jahr haben in der Region rund 100 Geschäfte aufgegeben. Nach wie vor ungebremst ist dagegen laut LBE der Vormarsch der Discounter – ein Trend, der Fachgeschäfte weiter unter Druck setze.

Immerhin hat sich die Zahl der Mitarbeiter des mittelfränkischen Einzelhandels bei rund 46 500 eingependelt, ein größerer Personalabbau fand 2008 nicht statt. Bei den Ausbildungsplätzen wurde 2008 mit 2 849 neuen Lehrverträgen (plus zwei Prozent) der höchste Stand seit über 20 Jahren erreicht.

Werner rät dem Handel in der jetzigen Situation zu einem antizyklischen Verhalten, zumal sich die Konsumenten noch nicht die Stimmung vermiesen lassen. Er empfiehlt, die Sortiment gerade jetzt weiterzuentwickeln, um sich angesichts der wachsenden Uniformität der Innenstädte von der Konkurrenz abzusetzen. Auch besondere Service-Aktionen und spezielle Angebote für die Zielgruppe der älteren Konsumenten sollten laut Werner jetzt gestartet werden.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2009, Seite 20

 
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