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Kolumbien und Peru

Gute Aussichten

Kolumbien © DC_Colombia/Thinkstock

Die beiden südamerikanischen Staaten zeichnen sich durch dynamisches Wachstum aus und haben sich einen Platz auf der Weltkarte der Wirtschaft erkämpft.

Wenn es um die Wirtschaft Südamerikas geht, dominieren Brasilien und Argentinien die allgemeine Wahrnehmung. Kolumbien und Peru, über die die IHK vor Kurzem mit einem Länderseminar informierte, sind dagegen als Wirtschaftsstandorte und Absatzmärkte noch nicht so stark im Blick. Über die Republik Kolumbien, die mit 48 Mio. Einwohnern die zweitgrößte Bevölkerung in Südamerika hat, informierte Diana Rösner, Projektleiterin der Deutsch-Kolumbianischen Industrie- und Handelskammer mit Sitz in der Hauptstadt Bogotá.

In den letzten fünf Jahren sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes um durchschnittlich 4,5 Prozent auf zuletzt 382 Mrd. US-Dollar gewachsen. Die Arbeitslosenquote sei auf ein Rekordtief von knapp zehn Prozent gesunken, die Inflationsrate sei mit 1,9 Prozent sehr niedrig. Wie die IHK-Statistik ausweist, hat sich die gute Entwicklung noch nicht in einem größeren Interesse der mittelfränkischen Wirtschaft niedergeschlagen: 125 Unternehmen aus der Region Nürnberg unterhalten wirtschaftliche Beziehungen mit dem lateinamerikanischen Land, diese Zahl ist im Fünf-Jahres-Vergleich unverändert geblieben.

Zu den Motoren der kolumbianischen Wirtschaft gehören derzeit die Bauindustrie und der Ausbau der Infrastruktur. Zu den aktuellen Milliardenprojekten zählen beispielsweise das Wasserkraftwerk „Ituango“ oder der neun Kilometer lange Straßentunnel „La Línea“ durch eine Gebirgskette der Anden. Im nächsten Jahr soll mit dem Bau einer 760 Kilometer langen Erdölpipeline begonnen werden.

Insgesamt sind für die „Neue Ära von Infrastrukturprojekten“ in den nächsten Jahren Investitionen von 100 Mrd. US-Dollar vorgesehen. Dazu zählen u.a. der Bau von rund 8 000 Kilometer Autobahnen und Flughäfen, die Ertüchtigung des Flusses Magdalene für den Binnentransport, die Reaktivierung von Eisenbahnstecken sowie der Ausbau der Atlantik-Häfen in Barranquilla und Cartagena. „In vielen Bereichen sind Public-Private-Projekte vorgesehen”, so Rösner. Aktuell gelten hohe Transportkosten aufgrund der mangelhaften Infrastruktur als eine der großen Schwächen des Landes, das immer noch unter den Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkriegs leidet.

Investitionsanreize

Große Investitionen stehen auch bei der Wasserversorgung an, denn in ländlichen Regionen haben nur 72 Prozent der Menschen Zugang zu fließendem Wasser. Zudem seien die Wasserqualität und der Standard der Abwasserbehandlung allgemein kritisch, so Rösner, die in diesem Bereich gute Chancen für deutsche Unternehmen sieht.

Auch Germany Trade & Invest (GTAI) – die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing – sieht die wirtschaftlichen Aussichten für das Land überwiegend positiv. Zusätzliche Impulse erwartet sie von dem im letzten Jahr vereinbarten Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kolumbien.

Außerdem ermöglichen die kolumbianischen Freizonenbestimmungen einen auf 15 Prozent mehr als halbierten Körperschaftssteuersatz, wenn im Gegenzug Arbeitsplätze geschaffen und Investitionen getätigt werden. Hinzu kommt eine Mehrwertsteuerbefreiung für aus dem Inland bezogene Güter und eine Zollfreistellung auf Güter aus dem Ausland, die für eine Warenfertigung innerhalb der Freizone bestimmt sind. Auch deutsche Firmen können in eine bestehende Freizone eintreten oder als einzelnes Unternehmen eine eigene Freizone gründen.

Laut dem Auswärtigen Amt hat sich die Sicherheitslage in dem Land seit 2002 kontinuierlich verbessert, auch wenn es weiterhin zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und illegalen Gruppen kommen kann. Die Kriminalität – insbesondere Straßendiebstähle und Wohnungseinbrüche – ist im Vergleich zu Europa aber sehr hoch.

Peru wächst stark

Auch Peru mit seinen knapp 31 Mio. Einwohnern verzeichnet derzeit positive Rahmendaten: Das BIP-Wachstum kletterte im letzten Jahr insbesondere durch eine starke Binnennachfrage um über fünf Prozent, für das laufende Jahr wird ein Zuwachs von drei Prozent prognostiziert. Die Inflationsrate liegt bei rund 2,8 Prozent und die Arbeitslosenquote bei offiziell sechs Prozent. In der Landwirtschaft hat sich der Andenstaat u.a. als weltgrößter Spargel- und Paprikaexporteur einen Namen gemacht. Weltweit belegt Peru den zweiten Platz bei der Förderung von Silber, Kupfer und Zink.

„Peru ist der eigentliche Wirtschaftsstar in Lateinamerika“, diagnostiziert Pamela Valdivia, Bayerische Repräsentantin für Südamerika. Zu den Risiken zählt sie allerdings die weiterhin bestehende soziale Unzufriedenheit und das mangelnde Vertrauen potenzieller Investoren. Dennoch gebe es Perspektiven für bayerische Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Bergbau, Agrarwirtschaft, Energie (u.a. erneuerbare Energien) und Gesundheit.

Beim Ranking der deutschen Wirtschaftspartner liegt Peru sowohl beim Import als auch beim Export abgeschlagen noch hinter dem 50. Platz. Aus Mittelfranken unterhalten 102 Unternehmen wirtschaftliche Beziehungen mit Peru, in den letzten fünf Jahren ist keine Steigerung festzustellen. 38 von ihnen sind dauerhaft in dem Land präsent, beispielsweise in Form von Vertretungen und Joint-Ventures.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2014, Seite 22

 
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