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Lebkuchen-Schmidt

Feinstes Nürnberger Backwerk

Der meiste Umsatz wird traditionell um die Weihnachtszeit erzielt.

Nürnberger Lebkuchen haben eine lange Tradition und sind heute weltweit bekannt und begehrt. Lebkuchen-Schmidt hat daran einen großen Anteil.

Kaum eine kulinarische Spezialität – von den „Drei im Weckla“ einmal abgesehen – wird so eng mit Nürnberg verbunden wie der Nürnberger Lebkuchen. Schon im Mittelalter wurde die beliebte Weihnachtsspezerei in der Frankenmetropole hergestellt; seit dem 1. Juli 1996 ist der Begriff „Nürnberger Lebkuchen“ eine geschützte geografische Angabe nach europäischem Recht. Dieses Jahr feiert nun der weltweit älteste Versender von Lebkuchen und Gebäckspezialitäten großes Firmenjubiläum: Die Lebkuchen-Schmidt GmbH &. Co KG in der Zollhausstraße in Nürnberg Langwasser wird 90 Jahre alt.

Süße Familientradition

Die süße Erfolgsgeschichte von Lebkuchen-Schmidt beginnt vor neun Jahrzehnten mit den Brüdern Edmund Otto Schmidt in Nürnberg und Franz Schmidt in Thüringen. Als letzterer einen Eisenbahnwaggon voll Lebkuchen in Zahlung nimmt und seinem Bruder nach Franken zur Vermarktung schickt, kommt E. Otto Schmidt auf eine damals revolutionäre Marketingidee: Er stellt die Lebkuchen zu Sortimenten zusammen, schaltet regionale und überregionale Anzeigen und verschickt die Bestellungen auf dem Postweg – der Lebkuchenversand ist geboren. Der erste Probelauf war in der Tat so erfolgreich, dass E. Otto Schmidt nur ein Jahr später, 1927, sein Unternehmen gründete und selbst mit der Lebküchnerei begann. Rund 150 Lebkuchenpakete verließen damals täglich die erste, nur 50 Quadratmeter große Backstube mit zehn Arbeitskräften in der Voltastraße Richtung Post. In den Folgejahren wuchs der Lebkuchenversand rasch, das Unternehmen zog in die Gyulaer Straße. Anfang der 1930er Jahre zählte die Firma bereits rund 100 Mitarbeiter, die pro Saison etwa 35 000 Lebkuchen-Pakete produzierten.

Der Wiederaufbau

Einen schweren Einschnitt brachte der Zweite Weltkrieg: 1938 wurde E. Otto Schmidt aus politischen Gründen enteignet, erst 1948 konnte er seinen – im Krieg fast völlig zerstörten – Betrieb wieder übernehmen. Nach dem Wiederaufbau im Folgejahr arbeiteten 1950 bereits wieder 300 Beschäftigte bei Lebkuchen-Schmidt. In den 1950er Jahren stießen auch die Brüder Martin und Rudolf Burkhardt zum Unternehmen, die der kinderlose E. Otto Schmidt 1960 adoptierte, bevor er 1961 mit 69 Jahren verstarb. Von da an lenkten seine Adoptivsöhne sowie Auguste Schmidt als gemeinsame Eigentümer die ab 1963 am heutigen Standort Zollhausstraße beheimatete Lebkuchenfabrik und das Unternehmen expandierte in den folgenden Jahrzehnten kontinuierlich.

Nach dem Tod beider Brüder Anfang der 1980er Jahre kümmerte sich Rudolfs Witwe Henriette Schmidt-Burkhardt ab 1983 um das Geschäft. Auch sie setzte weiterhin auf stetige und nachhaltige Expansion und übernahm 1988 mit der seit 1615 bestehenden Tradionslebküchnerei Gottfried Wicklein GmbH & Co. KG einen der ältesten Nürnberger Lebkuchenhersteller – wodurch nun erstmals auch der Einzelhandel beliefert werden konnte. Binnen drei Jahrzehnten formte Henriette Schmidt-Burkhardt aus Lebkuchen-Schmidt den erfolgreichsten Lebkuchen-Versandhändler der Welt. Darüber hinaus erweiterte sie konsequent die Produktionsanlagen und gründete im Rahmen ihrer Nachfolgeregelung die „Rudolf und Henriette Schmidt-Burkhardt-Stiftung“, in deren Besitz das Unternehmen 2014 nach ihrem Tod im Alter von 87 Jahren überging. Seit November 2014 kümmert sich der Nürnberger Unternehmer Gerd Schmelzer als von ihr eingesetzter Geschäftsführer um Lebkuchen-Schmidt; die Leitung von Wicklein teilt er sich seit 2015 mit Geschäftsführer Jörg Brautschek.

150 Saisonfilialien

Aktuell sind bei Lebkuchen-Schmidt etwa 260 Mitarbeiter ganzjährig beschäftigt. In der Saison von Ende Juni bis Weihnachten sind es rund 800 Menschen, die im Dreischichtbetrieb an bis zu sechs Tagen pro Woche Lebkuchen herstellen. Jährlich werden dabei circa 6 000 Tonnen Rohstoffe verbacken. In der Saison – die rund 87 Prozent der Jahresproduktion ausmacht – verlassen täglich etwa drei Millionen Stück Lebkuchen das Werk. Diese werden – neben dem Versandhandel – in bislang sechs ganzjährigen eigenen Filialen (drei in Nürnberg und je eine in München, Frankfurt und Stuttgart) sowie in aktuell rund 150 deutschlandweit verteilten Saisonfilialen auch direkt an die Endkunden verkauft. Verschickt wird weltweit, auf das Auslandsgeschäft entfallen zehn Prozent des Umsatzes. Sehr beliebt sind die Spezialitäten von Lebkuchen-Schmidt – nicht nur zu Weihnachten – zum Beispiel in Asien. Aber vor allem Nordamerika ist aktuell ein Wachstumsmarkt. Im letzten Geschäftsjahr lag der Gesamtumsatz bei circa 83 Mio. Euro, darin enthalten rund 28 Mio. Euro aus dem Einzelhandelsvertrieb über den Wicklein-Unternehmensteil.

Wicklein auf Rekordkurs

Seit Jörg Brautschek 2015 ins Unternehmen eintrat und Geschäftsführer von Wicklein wurde, habe die Traditionsmarke im Einzelhandel bis heute einen Zuwachs von knapp 90 Prozent erzielt. Hierfür sei auch die gezielte Positionierung als Premiummarke verantwortlich: „Wir haben teilweise ganz neue Kunden gewonnen und treiben auch unsere Internationalisierung nachhaltig voran. In den USA liegt unser Wachstum im zweistelligen Bereich“, bestätigt Brautschek, der für die aktuelle Saison und das laufende Geschäftsjahr einen neuen Rekordumsatz erwartet. Auch der Ende Juli direkt am Nürnberger Hauptmarkt eröffnete erste Wicklein-Flagship-Store „Die Lebküchnerei“ entwickle sich prächtig: „Unser neuer Store kam bei Einheimischen und Touristen vom Start weg erfreulich gut an. Wir mussten deswegen schon das Personal aufstocken.“

Das Saisongeschäft mit Lebkuchen und Weihnachtsgebäck ist aktuell allgemein eher rückläufig. Zum einen wegen der zunehmend wärmeren und kürzeren Winter, was sich unmittelbar auf die Verkaufszahlen auswirkt. Zum anderen mehren sich öffentliche Diskussionen um die verwendeten Rohstoffe wie Palmfett, Eier (Stichwort: Fipronil) oder den hohen Zuckeranteil. Doch entgegen dem aktuellen Markttrend wachsen Lebkuchen-Schmidt und Wicklein stetig weiter. Seit der Übernahme der Geschäfte durch Gerd Schmelzer Ende 2014 hat Lebkuchen-Schmidt seinen Umsatz jedes Jahr um etwa vier bis fünf Prozent gesteigert. Auch die Mitarbeiterzahlen sind entsprechend mit gewachsen. Gerd Schmelzer betont: „Ich bin sehr stolz, dieses traditionsreiche Unternehmen leiten zu dürfen. Henriette Schmidt-Burkhardt hat ihre Firma immer als ihre Familie gesehen. Für mich war es nach ihrem Tod daher eine große Ehre und eine ebenso große Herausforderung, die Eigenständigkeit von Lebkuchen-Schmidt zu erhalten. Dass dies auch noch zum 100-jährigen Jubiläum so sein wird, daran arbeiten wir alle gemeinsam jeden Tag aufs Neue.“

Autor/in: 

Matthias Glaser

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2017, Seite 86

 
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