Ein häufig gebrauchtes Wort unserer Zeit ist „Verantwortung“. Der Bundespräsident fordert Verantwortung bei der Regierungsbildung, Gerichte ziehen Straftäter zur Verantwortung, Terroristen übernehmen „Verantwortung“ für Bombenanschläge – eine mehr als zynische Interpretation des Begriffs.
Verantwortlich sein heißt, für Handlungsfolgen persönlich einzustehen, das ist längst nicht jedem bewusst. Auf unser Wirtschaftsleben bezogen vermisst die Öffentlichkeit viel zu oft jegliche Form persönlicher Konsequenzen.
Was ist nun die Rolle einer IHK? Der Markenkern der deutschen Industrie- und Handelskammern lautet „Gemeinsam unternehmen wir Verantwortung“. Unternehmertum und Verantwortung – eine in meinen Augen untrennbare Verbindung. Aber Verantwortung wofür? Für die eigene Bilanz, die eigene Belegschaft oder ganz im Sinne des CSR-Gedankens für die Gesellschaft als Ganzes? Auf die Gewichtung kommt es an, seien wir uns gerade hier unserer Eigenverantwortlichkeit bewusst.
2018 wird unsere IHK in der heutigen Organisationsform 175 Jahre alt. Grund genug, sich der Überlegung zu erinnern, die bereits im Mittelalter den Rat der Stadt Nürnberg bewogen hat, eine von Kaufleuten eigenständig geführte Selbstverwaltung ins Leben zu rufen: Verantwortung für die eigenen Angelegenheiten der Wirtschaft, Wettbewerbsregeln, Streitschlichtung, Verfolgung von Anstand und Moral auf den Märkten. Staatlich übertragene Aufgaben wie Berufsbildung, Sachkundeprüfung oder Zollformalitäten kamen hinzu.
Wirtschaft in Eigenverantwortung fußt auf der gesetzlich geregelten Kammermitgliedschaft – kein Betrieb sollte sich der gemeinsamen Verantwortung entziehen. So entstand über die Jahre und Jahrzehnte eine Säule unseres Gemeinwesens und ein wertvoller Bestandteil unserer Demokratie. Wir Unternehmerinnen und Unternehmer können bei allen notwendigen Diskussionen über das Kammerwesen stolz auf diese Errungenschaft sein.
