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Woolwind

Luftig im Orchestergraben

Gruenderpreis23_Woolwind-28 © IHK/Vanessa Mund

Gründerin und Inhaberin Christine Barth-Darkow möchte mit ihren innovativen Fräcken klassischen Musikern und Dirigenten das Arbeitsleben erleichtern.

Christine Barth-Darkow, Gründerin der Woolwind e. K. in Zirndorf, hat einen Frack speziell für Orchester-Musiker entwickelt.

Für viele Orchester-Musiker ist ein Frack oft die einzig akzeptierte Berufskleidung. Doch der festliche Anzug ist alles andere als bequem und man kommt beim Spielen ganz schön ins Schwitzen. Das erfuhr Christine Barth-Darkow 2018 bei einem Teambuilding-Seminar mit den Bamberger Symphonikern, das sie im Auftrag ihres ehemaligen Arbeitgebers absolvierte. Bei Gesprächen mit der Orchesterleitung kam dann die Idee auf, eine spezielle festliche Funktionskleidung für Musiker zu entwickeln. Also entwarf die Textil-Fachfrau, die zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahren in der Produktentwicklung eines großen Sportartikelherstellers tätig war, einen „Musikerfrack“. Dabei flossen auch die Ideen der Musiker ein.

Die Anzüge bestehen aus einem atmungsaktiven Woll-Polyester-Gemisch. Die verwendete Faser ist ein Patent eines amerikanischen Herstellers und hilft nach Unternehmensangaben dem Körper bei der Wärmeregulierung. Einsätze aus elastischem Jersey-Material gewährleisten zudem mehr Bewegungsfreiheit. Eine einknöpfbare Manschettenattrappe, die sich Woolwind hat patentieren lassen, ermöglicht es, dass die Musiker unbemerkt mit kurzärmligen Hemden spielen können. Zudem sind die Kleidungsstücke waschbar und knitterfrei und müssen nicht wie herkömmliche Fräcke in die Reinigung.

Im Mai 2019 gründete Barth-Darkow dann ihre eigene Firma Woolwind e. K. in Zirndorf, unterstützt von den Beratern und Kapitalgebern Mark Heising und Ina Franzmann. Ende 2019 vereinbarte die Gründerin eine Kooperation mit den Bamberger Symphonikern, an die sie die ersten Stücke lieferte. Alle männlichen Orchestermitglieder erhalten seitdem einen Woolwind-Frack als Arbeitskleidung. „Für Design und Produktentwicklung ist das Feedback durch die Musiker von unschätzbarem Wert“, sagt sie. So fließe nicht nur deren Erfahrung in das Frackkonzept ein, sondern auch das Wissen um die Tücken des Konzertalltags. Das Resultat: Ein Frack von Musikern für Musiker.

Produziert wird die Kleidung nach eigenen Vorgaben bei einem auf Berufskleidung spezialisierten Unternehmen in Bamberg. Dort sind auch Einkauf, Produktion, Lagerung und Versand angesiedelt. Die Stoffe stammen von einer Weberei in der Türkei. Der Vertrieb erfolgt vor allem über den eigenen Online-Shop. Aktuell besteht das Sortiment aus Frackjacken, -westen und -hosen, Kummerbund, einer Jacke „Mandarin Style“, Kurzarmhemden und der patentierten einknöpfbaren Manschettenattrappe. Die Preise entsprechen denen normaler Fracks und Hosen. „Uns ist wichtig, dass die Musiker sich das leisten können, schließlich müssen sie den Frack trotz Frackgeld selbst bezahlen“, sagt die Unternehmerin.

In Deutschland ist Woolwind bereits in allen großen Orchestern vertreten. Auch in Österreich gibt es etliche Kunden und in der Schweiz sogar eine Vertretung mit Showroom. „Außerdem hatten wir schon Bestellungen aus den USA, aus Kanada oder Australien“, sagt Barth-Darkow. Bisher hat Woolwind etwa 250 Sets verkauft und allein 2023 stieg der Umsatz um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erschwerend war in der Gründungsphase, dass wegen Corona die Orchester nicht auftreten durften und es zunächst keine Nachfrage gab. Das Geschäft sei erst 2021 wirklich angelaufen. Das bisher als e. K. firmierende Start-up soll demnächst eine GmbH werden, zudem will Barth-Darkow das europäische Ausland als Absatzmarkt gewinnen, speziell Italien. Außerdem sollen die Produkte nachhaltiger werden, z. B. mit recyceltem Polyester oder wiederaufbereiteter Wolle.

Autor/in: 

(leo.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2023, Seite 18

 
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