Funktionale Cookies sind für den Betrieb unserer Webseite erforderlich und können nicht deaktiviert werden. Darüber hinaus verwenden wir Cookies der Userlike UG, um Ihnen einen Online-Chat anbieten zu können. Mit einem Klick auf "Alle Cookies akzeptieren / Online Chat zulassen" akzeptieren Sie diese Cookies. Wenn Sie "Nur funktionale Cookie akzeptieren" auswählen, wird der Chat nicht zur verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung.
175 Jahre IHK – Reden über Verantwortung
Ansprechpartner/innen (1)
Dipl.-Volksw. Karin Bucher
Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ansbach, Gleichstellungsbeauftragte Tel: +49 981 209570 15Infrastruktur und soziale Innovationen: Westmittelfränkische IHK-Gremien schlagen Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft
175 Jahre Industrie- und Handelskammern, das war in Westmittelfranken ein Anlass zum Feiern – aber auch zum Reflektieren. „Es bedurfte vieler Auseinandersetzungen, bis sich die Wirtschaft von der Politik emanzipieren konnte und ihre Angelegenheiten in eigener Regie regeln durfte“, beteuerte IHK- Vizepräsidentin Erika Gruber, die zur Jubiläumsfeier am 19. April im Grünen Saal der Ansbacher Orangerie rund 100 Gäste begrüßen konnte.
Dass die Kammern anfangs auf Vorbehalte des bayerischen Königs stießen, machte der Historiker Dr. Hans-Diether Dörfler deutlich. Er verwies darauf, dass nach der Gründung der Kammern im Jahr 1843 im Raum Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach noch keine Gremien in Westmittelfranken vorgesehen waren. Erst 1868, als die Zuständigkeiten und Kompetenzen der Kammern unter Ludwig II. erweitert wurden, kam es auch dort zur Gründung von IHK-Gremien.
Die wirtschaftlichen Aktivitäten in der damals eher landwirtschaftlich geprägten Region waren vor 150 Jahren noch recht überschaubar – in Ansbach dominierte die holz- und metallverarbeitende Industrie sowie die Brauerei und die Malzherstellung, im Raum Weißenburg-Gunzenhausen gab es Steinbrüche und leonische Industrie, in Dinkelsbühl und Neustadt dominierten Pinsel- und Bürstenindustrie sowie Karpfenzucht – und für Rothenburg dokumentierten historische Aufzeichnungen die Bedeutung des Tauberweins. Im 19. Jahrhundert brachten vor allem Wollwaren und die Textilindustrie die Region wirtschaftlich voran. „Diese Branchen beschäftigten die westmittelfränkischen Gremien kontinuierlich bis ins 20. Jahrhundert“, berichtete der Historiker.
Seither ist viel geschehen – und die fünf westmittelfränkischen IHK-Gremien stehen im 21. Jahrhundert vor vielfältigen Chancen und Herausforderungen. Diese wurden in einer von Klaus Seeger moderierten Diskussionsrunde, die unter dem Motto „Reden über Verantwortung“ stand, von den jeweiligen Vorsitzenden kurz skizziert:
Dr. Gerhard Walther, der Vorsitzende des IHK-Gremiums Rothenburg o. d. T., verwies darauf, dass Westmittelfranken in der Mitte Europas liege und seit den Bau des Autobahnkreuzes A6/A7 hervorragend erschlossen sei. „Hier ist das Herz – und hier sind wir“, sagte Walther selbstbewusst. Der Wirtschaftsraum, so Walther, habe das Potenzial, in Bayern ganz weit vorne zu liegen und könne künftig durchaus in der Champions League mitspielen.
Dr. Norbert Teltschik, der Vorsitzende des IHK-Gremiums Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, sieht die Region schon jetzt in der Champions League angekommen. Er verwies auf viele „hidden champions“, die in Westmittelfranken ihren Sitz hätten – dies seien „Firmen mit globaler Bedeutung, die teilweise Marktführer in ihren eng begrenzten Nischen sind.“
Ein Vorteil der Region, so erläuterte der Ansbach IHK-Gremiumsvorsitzende Wolfgang Högner, sei ihre vielfältige Struktur. „Wir haben hier keine Monostruktur wie im Ruhrgebiet, das ist ein Riesenvorteil und auch die mittelständische Struktur unserer regionalen Wirtschaft ist ein Riesenvorteil“, versicherte Högner.
Während die vielfältigen Aktivitäten der Wirtschaft und der IHK-Gremien in Sachen berufliche Bildung und Fachkräftegewinnung gesellschaftlich rundum anerkannt sind, gibt es um den Ausbau von Gewerbegebieten immer wieder Kontroversen. Wolfgang Högner plädierte eindringlich für eine Versachlichung der Diskussion. „Es gibt hier zuweilen einen ideologisch eingefärbten Glaubenskrieg, wir sollten zurückkehren zu den Fakten“, erklärte Högner. Es warf den Gegnern neuer Industriegebiete vor, beim Thema Flächenverbrauch zum Teil sehr undifferenziert mit Zahlen umzugehen – und verwies darauf, dass in Bayern eine gewisse Bautätigkeit nötig sei, so lange die Bevölkerung jedes Jahr um 60.000 Menschen wachse.
Das Thema Infrastruktur beschäftigte auch Frank Dommel, den Vorsitzenden des IHK-Gremiums Dinkelsbühl, das sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Dombühl nach Dinkelsbühl ausgesprochen hat – und davon überzeugt ist, dass die örtliche Wirtschaft durch bessere Verkehrsanbindung leichter in der Lage sei, Fachkräfte zu gewinnen. „Es ist äußerst dringend, dass wir das machen“, beteuerte Dommel.
Einen Blick in die Zukunft wagte Paul Habbel, der Vorsitzende des IHK-Gremiums Weißenburg-Gunzenhausen. „Neben digitalen Innovationen brauchen wir künftig auch soziale Innovationen“, sagte Habbel. „Wir müssen die Menschen immer stärker beteiligen“, ergänzte er. Räume öffnen, Hierarchien abbauen und neue Kommunikationsformen schaffen – das sind Kernaufgaben, die aus Habbels Sicht die nächsten Jahre prägen.