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Wirtschaft vor stürmischen Zeiten

IHK-Konjunkturklima Frühjahr 2022

Datum: 20.05.2022
 

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Dr. Udo Raab

Dr. Udo Raab

Leiter Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, Leiter Referat Wirtschaftsentwicklung und Fachkräftesicherung Tel: +49 911 1335 1383

Nürnberg – Noch ist die Geschäftslage in Mittelfranken überraschend gut, aber der Pessimismus greift in allen Branchen um sich. Dies sind wesentliche Ergebnisse der aktuellen IHK-Umfrage zur konjunkturellen Entwicklung.

Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Diese Befürchtung lässt die Lektüre der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage aufkommen. Denn noch äußern sich die mittelfränkischen Unternehmen sehr zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Mit Sorge sehen die mittelfränkischen Unternehmen allerdings auf die nächsten Monate, besonders in Industrie und Bauwirtschaft stürzen die Erwartungen ab. „Die Unternehmen, die sich gerade erst langsam von Corona erholen, werden nun schwer von zwei weltwirtschaftlichen Ereignissen getroffen: dem Krieg in der Ukraine und der Situation in China. Vor allem die Lieferengpässe sowie die Kosten- und Preisentwicklung tragen dazu bei, dass sich die Unternehmen fast aller Branchen pessimistisch über die weiteren Aussichten im Jahresverlauf äußern. Zahlreiche Betriebe legen deshalb ihre Investitionspläne auf Eis“, so IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann.

Die Unternehmen Mittelfrankens trotzen aber derzeit noch diesen Widrigkeiten, sodass sich der IHK-Konjunkturklimaindex – zwischen der aktuell guten Lage in Handel und Gastronomie auf der einen und den negativen Erwartungen in der Industrie auf der anderen Seite – im Frühjahr stabilisiert hat. Er verzeichnet mit einem Wert von 113,3 ein leichtes Plus von vier Punkten.

Aktuelle Geschäftslage: In den ersten Monaten dieses Jahres erholte sich die mittelfränkische Wirtschaft noch deutlich. Vor allem der Handel sowie die Gastronomie und die anderen verbrauchernahen Dienstleistungen konnten zunächst durchatmen, weil die Corona-Restriktionen ausliefen. Zudem konnten die Unternehmen die gestiegenen Kosten in Form von Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben, sodass sich die Umsätze zufriedenstellend entwickelten. Über alle Branchen der mittelfränkischen Wirtschaft hinweg erreicht die Geschäftslage einen guten Wert. Im Frühjahr 2022 zieht der Saldo auf plus 27 Punkte an (Zuwachs von 22 Punkten). Lediglich die Baubranche verzeichnet einen Rückgang, dagegen zeigt sich die aktuelle Lage in allen anderen Wirtschaftszweigen wegen der weggefallenen Corona-Restriktionen deutlich verbessert.

Geschäftserwartungen: Nun trübt sich die Stimmung aber wieder spürbar ein, weil der Krieg in der Ukraine die angespannte Lage angesichts von gestörten Lieferketten und von hohen Energie- und Rohstoffpreisen nochmals deutlich verschärft. Beim Blick auf die erwartete Entwicklung in den kommenden Monaten ergibt sich deshalb ein deutlich anderes Bild als bei der aktuellen Geschäftslage: Der Saldo sinkt um 13 Punkte auf einen Wert von nur noch plus 1 Punkt. Besonders drastisch ist der Rückgang in der Industrie, hier sinkt der Wert von plus 21 auf minus 20 Punkte. Auch verglichen zum Vorjahreszeitraum blickt man pessimistischer auf die kommende Entwicklung im Jahr 2022.

Investitions- und Beschäftigungspläne: Die gedämpften Aussichten für die kommenden Monate schlagen sich auch in den Investitionsabsichten nieder: Nur die verbrauchernahen Dienstleister wollen etwas mehr investieren, alle anderen Branchen ihre Investitionen dagegen teilweise deutlich zurückschrauben. Der Hauptgrund ist die Unsicherheit wegen der stark anziehenden Preise für Rohstoffe. Die Beschäftigungspläne bewegen sich auf ähnlichem Niveau wie zu Jahresbeginn, jedoch zeigt sich in Industrie und Baubranche ein klarer Abwärtstrend.

Wirtschaftliche Risiken: Bereits jetzt zeichnet sich in einigen Branchen ab, dass die steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie die Lieferkettenprobleme einen dramatischen Einfluss auf die Planungssicherheit der Unternehmen haben. Das zeigt sich bei der Frage, welche wirtschaftlichen Risiken aus Sicht der Unternehmen die höchste Brisanz haben: Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise werden von 77 Prozent der Befragten als bedeutende Gefahr gesehen (zu Jahresbeginn erst 62 Prozent). Damit einher geht die Sorge, dass dadurch auch die Arbeitskosten spürbar steigen (ca. 50 Prozent der Befragten). Der Mangel an Fachkräften treibt unverändert viele Unternehmen um (59 Prozent der Betriebe).

IHK-Konjunkturklima nach Wirtschaftssektoren: Während im Winter die Corona-Restriktionen den Tourismus, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie den Einzelhandel noch besonders hart getroffen haben, hat sich mit ihrem Wegfall die Lage dort sofort deutlich verbessert. Anders in der Industrie: Hier wurden seit Jahresbeginn die Gefahren, die sich aus Preissteigerungen und Lieferengpässen ergeben, immer deutlicher. So entsteht ein sehr gemischtes Bild über die verschiedenen Branchen hinweg.

Ausblick: Der kurzzeitigen Erholung der Wirtschaft, die sich über die weggefallenen Corona-Restriktionen freuen konnte, folgt nun schon fast nahtlos die Ernüchterung: Der Gegenwind wird aufgrund vielfältiger Herausforderungen immer größer. Besonders die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise setzt den mittelfränkischen Unternehmen stark zu. Weitere Risiken sehen sie in der schwachen Inlandsnachfrage, unbefriedigenden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, Beschaffungsproblemen, steigenden Arbeitskosten und dem Fachkräftemangel. Um die Unternehmen zu unterstützen, fordert IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann: „Wichtig ist, dass die Politik die hohen Steuereinnahmen der letzten Jahre dazu nutzt, die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe sicherzustellen. In der jetzigen kritischen Lage brauchen wir eine verlässliche Steuerpolitik, die Investitionen nicht verhindert, sondern unterstützt. Dazu gehören die Verlustverrechnung auf fünf Jahre und bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Betriebe.“

www.ihk-nuernberg.de/konjunktur

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