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Elektrobit

Vom Auto zum Netzfahrzeug

Elektrobit_Geschäftsführer © Udo Greiner

Die Elektrobit-Geschäftsführer Alexander Kocher (r.) und Gregor Zink.

Technik aus Erlangen lässt Autos kommunizieren – innerhalb und außerhalb des Wagens.

Wenn Autofahrer ihrem Fahrzeug Fragen stellen, Musik abspielen, Nachrichten, Wetter- und Verkehrsberichte hören und ihr Smart Home vom Lenkrad aus steuern – dann könnte es sein, dass das in Erlangen ansässige Unternehmen Elektrobit Automotive GmbH die dafür notwendige Technik geliefert hat. Anfang des Jahres zeigte es auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, wie der intelligente Sprachassistent „Amazon Alexa“ in Automobile integriert werden kann – schneller und einfacher, als es bisher möglich gewesen ist. Als eine „neue Ära der Sprachbedienung mit natürlicher Spracherkennung“ bezeichnete es damals Christian Reinhard, der bei Elektrobit für internationale Projekte zuständig ist.

Doch auch die Entwicklung von Augmented-Reality-Funktionen in automatisierten Fahrzeugen, also die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung, erlebte auf dem CES-Messestand des Erlanger Unternehmens ihre Aufführung. Sie unterstützt sogenannte Head-Up-Displays, die relevante Daten zum Fahrmanöver im Sichtfeld des Insassen anzeigen. Die Folge: Der Fahrer bekommt prägnante Hinweise und ist weniger abgelenkt, wodurch sich die Unfallgefahr reduziert. Und zusammen mit der israelischen Tochtergesellschaft Argus wurde das branchenweit erste Software-Hardware-Komplettprodukt für Cyber Security vorgestellt, das Fahrzeuge selbst vor raffinierten Internet-Angriffen umfassend schützen soll.

Der Premierenort in den USA dokumentiert die internationale Welt von Elektrobit mit rund 2 400 Beschäftigten an 23 Standorten. In Deutschland ist das Unternehmen neben dem Hauptsitz in Erlangen noch in Böblingen, Braunschweig, Ingolstadt, Radolfzell, München und Ulm vertreten. Im Ausland gibt es Niederlassungen in den USA, China, Japan, Korea, Indien, Israel, Frankreich, Finnland, Rumänien und Österreich.

Ursprung in der Medizintechnik

Die Unternehmensgeschichte beginnt mit der 1988 gegründeten Software-Schmiede „3Soft“, die sich ursprünglich mit Medizintechnik befasst hatte, dann aber zum Spezialisten für automotive Steuergeräte wurde. 2004 übernahm die finnische Elektrobit-Gruppe das Unternehmen. Deren Automotive-Bereich wurde dann 2015 wiederum vom Dax-Konzern Continental – bei einem damaligen Umsatz von 171 Mio. Euro – zum Preis von 600 Mio. Euro aufgekauft. Das Technologieunternehmen stärkte damit sein Wachstumsfeld „Vernetztes Fahren“, denn Fahrzeuge enthalten immer mehr Sensoren für automatisierte Fahrfunktionen und entwickeln sich so zunehmend zu Bestandteilen einer komplett vernetzten Verkehrswelt.

Mit dem Kauf übernahm Continental auch 51 Prozent der seit 2009 bestehenden Elektrobit-Tochter „e.solutions“. Sie ist ebenfalls im Gewerbegebiet in Erlangen-Tennenlohe zu finden, wo sie 2018 einen Neubau bezogen hat. Sie ist für den Volkswagen-Konzern tätig und legt den Schwerpunkt auf Komponenten für Informations- und Entertainment-Geräte – einem Bereich, in dem die Software in den letzten Jahren fast schon explosionsartig an Bedeutung gewonnen hat. Sprachbedienung, topographische Navigation oder Bluetooth stehen für eine Vielzahl neuer Funktionen, die vor einigen Jahren noch gar nicht bekannt waren, heute aber als selbstverständlich gelten. „Wir sind überzeugt, dass Daten und Dienste aus der Cloud unser automobiles Erlebnis und den Umgang mit dem Auto grundlegend verändern werden“, so Uwe Reder, Geschäftsführer bei „e.solutions”.

Bordelektronik in Millionen Fahrzeugen

Auf der anderen Straßenseite gegenüber des Neubaus stellt Elektrobit mit 900 Mitarbeitern Software her, die weltweit in mehr als einer Mrd. Steuergeräten in über 100 Mio. Fahrzeugen verbaut ist. Das Unternehmen bietet den führenden Autoproduzenten flexible und innovative Lösungen für die Infrastruktur vernetzter Fahrzeuge, Technologie für Mensch-Maschine-Schnittstellen, Navigations- und Fahrerassistenzsysteme, elektronische Steuergeräte sowie entsprechende Engineering-Services. Das alles findet sich z. B. in Spurwechselassistenten, Verkehrszeichenerkennung und ESP-Steuerungen, die Fahrfehler korrigieren. Und das Wachstum ist ungebrochen. „Die Bedeutung von Software in Autos steigt weiter, die Komplexität explodiert in allen Bereichen“, sagt Geschäftsführer Alexander Kocher, der zusammen mit Finanzchef Gregor Zink das Unternehmen leitet.

Im Gegensatz zu Herstellern von Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgeräten wird bei Automobilen absolute Sicherheit und Präzision vorausgesetzt. „Wenn ein Bremsassistenzsystem nicht funktioniert, geht es gleich um Leib und Leben“, erklärt Kocher. Deshalb fließen bei Elektrobit etwa 20 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung – mit der Folge, dass der Umsatz pro Jahr um 20 bis 25 Prozent wächst. Mit der fortschreitenden Einführung des autonomen Fahrens dürften diese Steigerungsraten auch in den nächsten Jahren gesichert sein.

Autor/in: 

ug.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2019, Seite 76

 
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