Stahl beständig machen
Das Nürnberger Unternehmen Wiegel verzinkt und beschichtet Stahl, um ihn vor Korrosion zu schützen.


Wenn Alexander und Michael Hofmann zeigen wollen, was ihr Unternehmen macht, müssen sie gar nicht aus ihrem Bürogebäude gehen. Es reicht ein Blick aus dem Fenster: Dort sind Zaungitter am Grundstücksrand zu sehen, daneben auf der Straße ein Anhänger und ein paar Meter weiter ein Verkehrsschild. Allen drei ist gemein, dass sie ganz oder teilweise aus Stahlbauteilen bestehen. So ist der Zaun komplett aus dem Werkstoff gefertigt, beim Anhänger ist es der Rahmen und beim Verkehrsschild der Pfosten. Um diese Bauteile vor Witterung und damit vor Rost zu schützen und sie langlebig zu machen, gibt es Verfahren wie Feuerverzinkung und Beschichtung. Darauf ist die Wiegel Verwaltung GmbH & Co KG in Nürnberg spezialisiert, deren Gesellschafter Alexander und Michael Hofmann sind.
Die Firma ist beim Verzinken und Beschichten als Dienstleister tätig, stellt die Stahlbauteile also nicht selber her. Pro Jahr gehen etwa 400 000 Tonnen Stahl in den Wiegel-Werken ein und aus. Das Geschäft sei sehr regional, sagt Alexander Hofmann: Das Verzinken an sich sei recht günstig, dagegen mache die Logistik ein Viertel bis ein Drittel der Kosten aus. Daher sei es gar nicht sinnvoll, die Stahlteile über weite Strecken zu transportieren. Es gebe zudem viele Wettbewerber, den eigenen Marktanteil in Deutschland schätzt Wiegel auf unter 20 Prozent. Da Stahl in unzähligen Bereichen und Branchen zum Einsatz komme – Hallenstützen, Flutlichtmasten, Fahrzeugbau, Autotransporter, Landtechnik, Maschinenbau, Konstruktionen für Solaranlagen und Leitplanken, um nur einige zu nennen – sei man ein Stück weit gefeit vor wirtschaftlichen Krisen, so Alexander Hofmann. Das Unternehmen macht Stahl aber nicht nur durch Verzinkung immun, sondern auch mit Beschichtungen wie etwa Pulverbeschichtungen. Oft sei dies ein zweiter Schritt nach dem Verzinken. Dadurch können die Stahlteile auch eingefärbt werden, etwa für Lärmschutzwände.

Ein weiterer Geschäftsbereich ist der Bau von Gittermasten: Dort werden Stahlgittertürme für Energieversorgung, Telekommunikation, Windkraft und Infrastrukturtechnik gefertigt und installiert. Sie kommen unter anderem bei der Tochterfirma Telekommunikationsbau Services GmbH (TKS) zum Einsatz, die Mobilfunktürme plant, produziert und montiert. Mit der Modernisierung und dem Ausbau von Energie- und Mobilfunknetzen, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erforderlich sein werden, gebe es ein enormes Geschäftspotenzial, sind sich die Hofmann-Brüder sicher.
Die Anfänge des Unternehmens gehen auf Hans Wiegel zurück, Großvater mütterlicherseits von Alexander und Michael Hofmann. Er war als Schmiedemeister tätig und fertigte Blechartikel. „Dann hat er angefangen, Wettbewerbern beim Verzinken über die Schulter zu schauen und sich gedacht: ‚Das kann ich doch auch‘“, erzählt Michael Hofmann. Also gründete Hans Wiegel vor 75 Jahren seinen ersten Verzinkereibetrieb in der Bärenschanzstraße in Nürnberg. 1960 zog dieser in die Hans-Bunte-Straße um, wo die erste Verzinkungsanlage aufgebaut wurde. In den folgenden Jahrzehnten entstanden weitere Standorte in der Region und darüber hinaus, z. B. in Allersberg, Eching, Hemhofen, Aschaffenburg und Stuttgart.
Ende der 1980er Jahre kamen Alexander und Michael Hofmann ins Unternehmen. Sie nutzten in ihren ersten Jahren mit dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung die Gunst der Stunde und erschlossen neue Märkte in den neuen Bundesländern. „Wir haben in Ostdeutschland aber erst Kontakte aufgebaut und sind dann rübergegangen“, schildert Alexander Hofmann die damalige Zeit. Man habe bestehende Anlagen übernommen, sie modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht oder veraltete Anlagen stillgelegt. So entstanden von den 1990er Jahren bis 2004 acht Standorte in den neuen Bundesländern sowie weitere in Tschechien, der Schweiz und Österreich. Von Mitte der 2000er Jahre bis heute kamen weitere neun Anlagen hinzu. Gleichzeitig scheuten die Brüder auch nicht davor zurück, für neue Standorte alte wieder zurückzubauen und zu schließen. „Wir haben uns immer getraut, in Neues zu investieren“, so Alexander Hofmann.

Heute ist die Firma Wiegel an 39 Standorten in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei vertreten. Rund 1 560 eigene Beschäftigte arbeiten im Unternehmen, davon 18 Auszubildende. Mit Zeitarbeitern sind es um die 2 000. Letztes Jahr setzte die Firma damit rund 300 Mio. Euro um. Förderlich für die eigene Geschäftsentwicklung ist aus Sicht der beiden Gesellschafter auch das beständige Umweltmanagement gewesen. „Früher gab es einfach keine saubere Technologie zum Verzinken, da hat sich unsere Firma im Lauf der Jahre zu einem sauberen, modernen Betrieb entwickelt“, erklärt Alexander Hofmann. So sei die Produktion effizienter geworden, Ressourceneinsatz und Abfälle hätten sich stark verringert. „Wir machen Umweltschutz auch aus dem Gedanken der Langlebigkeit heraus, was wiederum zu Innovationen und Einsparungen geführt hat.“
In den kommenden Jahren sollen die vorhandenen Standorte konsolidiert werden, also besser und produktiver werden, etwa indem versucht wird, den Stoffeinsatz zu verringern. Zusätzliche Aktivitäten im Ausland sind derzeit nicht geplant. „Wir wollen nicht die Größten sein, sondern einen guten Job machen“, sagt Michael Hofmann. 2026 soll die Hauptverwaltung in die Hintere Dorfäckerstraße in Nürnberg-Wetzendorf umziehen. Für die Nachfolge haben die Brüder Hofmann, die das Unternehmen seit 35 Jahren führen, auch schon gesorgt: Michael Hofmanns Tochter Jana Lang und sein Sohn Julian tragen bereits unternehmerische Verantwortung im Verwaltungsrat, ebenso wie Alexander Hofmanns Sohn Nikolai. „Wir fangen langsam an, uns zurückzuziehen, damit ein fließender Übergang gelingt“, erklären die beiden.
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