Von der Wand auf die "Placatsäule"
Die Geschichte der modernen Werbung ist vom Ende des 19. Jahrhunderts an eng verknüpft mit der Geschichte des Plakats. Erst mit den großformatigen Anzeigen in Illustrierten und dem Aufkommen neuer Medien wie Film, Rundfunk und Fernsehen in den 1920er Jahren ließ die Bedeutung des Plakats etwas nach.
Die Anschläge waren zunächst für die Straße gemacht. Sie sollten die Aufmerksamkeit auch des eiligsten Passanten auf das jeweilige Werbeobjekt lenken, auf eine Partei aufmerksam machen oder zum Besuch einer Veranstaltung animieren. Die optische Wirkung musste stark genug sein, um Informationen schnell zu vermitteln, wobei die Aushänge Schrift und Bild auf möglichst leicht verständliche und einprägsame Weise verbanden.
Werbeplakat für die erste Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung in München, 1888, auf der Carl Benz erfolglos versuchte, einen dreirädrigen Motorwagen an den Mann zu bringen.
Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Straßenwerbung in München beinahe schon überhandgenommen. Als 1881 in der Münchner Ludwigstraße auf Höhe der Universität zwei „Placatsäulen“ aufgestellt wurden, reagierte die zeitgenössische Presse sehr ungehalten auf diese „Verunzierung“. Auch im Rahmen der seit 1884 erlassenen Unfallversicherung kamen Plakate zur Verhütung von Schäden an Leib und Leben zum Einsatz.
Dr. Richard Winkler, stv. Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs: „Für die Gestaltung der Plakate zeichneten namhafte Künstler ebenso wie anonyme Gebrauchsgraphiker verantwortlich. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in unserem facettenreichen Sammlungsbestand wider. Anders als die heute ebenfalls so gesuchten historischen Emailschilder waren Werbeplakate nur für den kurzfristigen Gebrauch bestimmt, was sich auch in der bisweilen schlechteren Papierqualität ausdrückt.“
Fotos: Bayerisches Wirtschaftsarchiv BWA